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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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marschierte Mia hinaus.
     
    Weiber! Ihr seid doch alle gleich! Kaum redet eine »Autorität« mit euch, knickt ihr allesamt ein und könnt das Maul nicht halten.
    Mia nahm den Fuß vom Gas und warf einen schnellen Blick auf ihr Gesicht im Rückspiegel. Ihr Mund hatte einen verächtlichen Zug. Analytisch notierte sie sich im Geiste den Wortlaut des Gesagten. Sie würde es beim nächsten Halt in ihr Büchlein eintragen. Die Stimme schimpfte weiter. Was gehen denn den Seelenklempner deine Träume an? Und das mit der Hypnose kannst du dir auch klemmen. Niemand wird hier in Trance versetzt. Das wäre ja noch schöner, wenn wir jeden Weißkittel in unser Gehirn schauen lassen! Vergiss es.
    »Halt’s Maul. Das entscheide ich.« Mia lachte kurz auf und wurde wieder ernst. Sie führte ein Gespräch mit einer ihrer Stimmen. Wenn das nicht das gefundene Fressen für Doktor Grünthal war!
    Du sagst es, dumme Trine. Wenn du so weitermachst, kommst du in die Klapsmühle. Dann wirst du ja sehen, was du davon hast. Wag es bloß nicht, am Freitag wieder nach Berlin zu fahren!
    »Hörst du gar nicht zu? Ich entscheide, wann ich wohin fahre!« Zur Bestätigung schlug Mia mit der Hand auf das Lenkrad.

    Wir werden ja sehen. Niemand schaut sich unseren »Apothekerschrank« an! Und was war das eigentlich heute Mittag in der Gerichtskantine? Du benimmst dich wie eines dieser billigen Flittchen.
    »Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist.«
    Wird wohl die Nutte in dir gewesen sein.
    Mia drückte den Einschaltknopf des Autoradios und regelte die Lautstärke so hoch, wie es nur ging, um das Gemecker zu übertönen. Das war ja heute nicht zum Aushalten! Was hatte die Stimmen so rebellisch gemacht? Der Besuch bei Doktor Grünthal und was der Arzt mit ihr vorhatte? Wovor fürchtete sich ihr Unterbewusstsein?
    »Gibt es denn inzwischen Neuigkeiten? Was ist mit dem Obduktionsbericht?« Lara fuhr mit dem Finger über den grauen Belag auf ihrem Armaturenbrett. Die schrägstehende Abendsonne trübte die Windschutzscheibe zu schlierigem Milchglas. Die Luft im Auto war schwülwarm, und das Mobiltelefon in ihrer Rechten fühlte sich feucht an.
    »Kannst du nicht den Pressesprecher deswegen anrufen, Lara?« Ralf Schädlich war dazu übergegangen, sie permanent zu duzen. Und sie hatte es hingenommen, ohne zu protestieren. »Ich darf nichts von den Ermittlungen an die Presse herausgeben.« Er klang bekümmert.
    »Oh. Verstehe.« Wahrscheinlich hatte Stiller seinen Angestellten einen Maulkorb verpasst. »Na, macht nichts. Dann rufe ich da morgen mal an.« Dass Lara gar nicht mehr für die Sache zuständig war, brauchte der Kripobeamte nicht zu wissen. Er würde es noch früh genug erfahren.
    »Kannst du mir wenigstens sagen, ob Parallelen zwischen der ersten Plattenbauleiche und dieser zweiten gefunden wurden?« Die vertrauliche Anrede wollte nur schwer über ihre Lippen.
    »Du gibst nicht auf, was?« Jetzt wechselte Schädlichs Tonfall
zu amüsiert. »Wie so ein kleiner Bullterrier. Wenn du dich einmal in etwas verbissen hast, lässt du nicht locker.«
    »Das gehört dazu, wenn man gute Arbeit leisten will.« Lara sah in den Rückspiegel und streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus. »Bullterrier« war ja nicht gerade ein schmeichelhafter Vergleich, um eine Frau zu charakterisieren. Schädlich war etwas ungelenk, wenn es um Komplimente ging. »Ich versuche eben, gründlich zu sein. Nicht alle Hintergrundinformationen werden auch veröffentlicht.« Merkte der Mann, dass sie ihm eine Brücke baute? »Ich bin einfach eine neugierige Frau.« Sie lachte ihr herzlichstes Lachen.
    »Ich glaube, das muss man in dem Beruf auch sein.« Auch Ralf Schädlich lachte jetzt. Lara gab die Hoffnung auf, etwas aus ihm herauszulocken. Der Typ war eine Auster. Wenn der Kriminalobermeister ihr nichts sagen wollte, würde sie sich die Informationen eben anderweitig besorgen. Was sie eigentlich damit wollte, wusste sie selbst nicht. Auch wenn sie keinen Artikel zu dem Thema mehr schreiben dürfte, sie wollte zumindest einen Wissensvorteil gegenüber Tom haben.
    Inzwischen war sie in Grünau angekommen. Sie konnte die Gruftibraut und ihren tätowierten Freund innerhalb einer Gruppe Jugendlicher ausmachen, die es sich auf dem Netto -Parkplatz gemütlich gemacht hatten. Lara beobachtete, wie sie eine Wodkaflasche kreisen ließen, und hörte dabei Ralf Schädlich sagen: »Wollen wir mal wieder essen gehen?« Das rosahaarige Mädchen nahm einen tiefen

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