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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Körper tiefer und tiefer einsinken ließen. Innerhalb kurzer Zeit verschwand ich komplett unter einer Decke aus heißem Sand. Würde es sich um echten Treibsand gehandelt haben – so folgerte ich – hätte ich es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr geschafft, auch nur noch einen halben Meter voranzukommen. Ich wäre an Ort und Stelle verschluckt worden. Mit den noch freiliegenden Armen glättete ich die bröckelnde Substanz um mich herum so gut es ging, atmete noch einmal tief durch und tauchte dann völlig ab.
    Mit dem Kopf komplett unter der Erdoberfläche überkam mich Furcht. Der Sand, der wie dunkles Wasser über den Augen zusammenschlug, tauchte alle Sinneswahrnehmungen in tiefes Dunkel. Sand drang in die Nase ein und ich glaubte, niesen zu müssen. Mühsam zwang ich mich zur Ruhe, presste die Lippen fest aufeinander und arbeitete mein Riechorgan langsam aufwärts, bis es wieder ein kleines Stück aus dem Sand herausragte. Erleichtert tat ich einen ersten Atemzug und hoffte von ganzem Herzen, bis auf die Nasenspitze unsichtbar geworden zu sein. Mein Körper sackte noch ein wenig ab, kam dann aber zur Ruhe.
    Da lag ich also wie lebendig begraben, sah nichts mehr, hörte nichts mehr und harrte jeglicher Sinne beraubt der Dinge, die da kommen mochten. Mein sehnlichster Wunsch war es, mitzubekommen, was draußen geschah, beziehungsweise nicht geschah. Zur Untätigkeit verdammt zu sein, keinen Finger rühren zu dürfen, einfach nur so dazuliegen, nagte an meiner schwach ausgeprägten Geduld. Der Gedanke, entdeckt worden zu sein, jeden Augenblick meiner Deckung beraubt zu werden, ließ die unterschwellige Angst weiter ansteigen. Mit eiserner Disziplin überwand ich den Impuls, aufzutauchen und einen Blick zu riskieren. Nervosität beschleunigte die Atemzüge, wodurch Sand in die Nase eindrang.
    Erst als ich die Gedanken hin zu den Gefährten schickte, stellte sich so etwas wie Entspannung ein. Meine volle Konzentration galt ihnen. Dinge, die ich vor Jahren mit Rob und Krister unternommen hatte, spülten aus dem Unterbewusstsein hervor und liefen klar und in schillernden Farben durch jede einzelne Windung eines rastlosen Gehirns. Ähnlich einem Sedativ – so schien es mir – legten sich diese Erinnerungen über jede Körperfunktion und versetzten mich in unvermuteten Ruhezustand. Ich dämmerte einfach weg, als läge ich zu Hause friedlich im Bett. Nicht einmal mehr die Verwunderung darüber hielt mich zurück. Grenzenlose Ruhe breitete sich aus – und ich schlief ein, als wäre es das Normalste von der Welt, inmitten tödlicher Gefahr ein Nickerchen zu machen.
     
    Unangenehme Kälte kroch durch meine Glieder, als mich die Realität langsam wieder zurückholte. Ich erwachte wie aus wenig erholsamem Schlaf und widerstand dem Drang, die Augen zu öffnen, nur aufgrund gemächlich zurückkehrender Erinnerung an die jüngsten Ereignisse, die Tage zurückzuliegen schienen. Mein Körper fühlte sich fremdartig an, als hätte ich ihn für gewisse Zeit verlassen, um nun wieder zurückzukehren. Widerstrebend ließ er sich in Besitz nehmen. Die Reaktivierung des Bewegungsapparates nahm jedoch mehr Zeit in Anspruch als erwartet. Zunächst spürte ich weder Arme noch Beine, und um die Blutzirkulation wieder in Gang zu setzen, ballte ich die Hände zu Fäusten, bewegte die Füße sacht auf und ab und ließ die Schultern rotieren. Millimeter für Millimeter hob sich schließlich den Nacken an und arbeitete somit das Gesicht immer weiter aus spürbar abgekühltem Sand heraus. Dies alles geschah äußerst bedächtig, nahezu widerwillig. Ich verspürte keinerlei Lust, der Ruhe, die von mir Besitz ergriffen hatte, den Rücken zu kehren. Doch wieder einsetzender Verstand übernahm schrittweise das Kommando, die drohende Unterkühlung wirkte dabei durchaus unterstützend.
    Wie viel Zeit ich mir ließ, bis meine Augen sich aus dem staubig-dunklen Meer befreit hatten, in dem ich trieb, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Durch die noch geschlossenen Lider drang leichter Lichtschein. Mein wichtigstes Sinnesorgan nahm wieder Kontakt mit der Welt auf. Ruckartig öffnete ich beide Augen, nur um sie, geblendet vom hellen Licht Estris, der in halber Höhe am nordöstlichen Himmel prangte, sogleich wieder zu schließen. Nacht war bereits über das Land gezogen. Unglaublich! Wie viele Stunden hatte ich unter der Sandschicht zugebracht?
    Ich gönnte mir Zeit, die Augen an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen

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