Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
und versuchte meine Umgebung auszukundschaften, ohne den Kopf zu bewegen. Eine Wolke kam zu Hilfe, die sich wie ein riesiger Schleier vor den Mond schob und das Land in Dunkelheit tauchte. Die drei Opreju in der Nähe fürchtend, wagte ich keine schnellen Bewegungen und schraubte den Kopf Stück für Stück heraus, dadurch immer mehr kostbares Blickfeld gewinnend. Die Umgebung aufmerksam absuchend, jeden Schatten genauestens analysierend, vergingen weitere Minuten. Doch da war nichts und niemand, was mir den Mut gab, endlich den letzten Schritt zu wagen und meine Deckung gänzlich aufzugeben.
Es nahm mehr Zeit in Anspruch als ich mir eingestand. Mein Gehirn indes arbeitete auf Hochtouren. Mich beschlich der beunruhigende Verdacht, nicht aus eigenem Antrieb in diese totenähnliche Starre verfallen zu sein, die sich irrtümlicherweise wie Schlaf angefühlt hatte. Unter diesen extremen Umständen wäre es mir niemals gelungen, einfach so wegzutreten. Wer oder was also hatte daran gedreht? Antwort fand ich darauf freilich nicht. Allein die Zweifel blieben. Irgendetwas Unerklärliches war mit mir geschehen, etwas, das sich nicht einfach bedenkenlos zur Seite wischen ließ.
Nachdenklich winkelte ich den Oberkörper an und verharrte in sitzender Position. Mit beiden Händen wühlte ich nach Rucksack, Bogen und Stab. Zu meiner großen Erleichterung wurde ich schnell fündig und kroch auf allen Vieren wie ein Schiffbrüchiger an den Rand der Sandgrube. Dort blieb ich erst einmal sitzen, immer wieder unbehaglich um mich blickend. In den Momenten, in denen Estri aus einzelnen Wolkenlücken hervorspitzte und die nächtliche Landschaft in silbriges Licht tauchte, kauerte ich mich nur noch mehr zusammen.
All Sinne konzentrierten sich auf etwaige Gefahren in der unmittelbaren Umgebung. Instinktiv verharrte ich lauschend in dieser Position, bevor langsam, ganz langsam, die Überzeugung siegte, es tatsächlich geschafft, die Opreju in der Tat getäuscht zu haben.
Erst jetzt spürte ich, wie kalt mir war. Kein Wunder, hatte ich doch so gut wie kein Stück Stoff am Leib. Mit klammen Fingern kramte ich alle Kleidungsstücke hervor, welche sich noch in meinem Besitz befanden und zog sie über den fröstelnden Körper. Unwiderstehliches Verlangen nach Schlaf machte sich bemerkbar, was den Verdacht nährte, in den letzten Stunden durchaus nicht auf natürliche Weise geruht zu haben. Müdigkeit und Erschöpfung zwangen jedoch dazu, zunächst keinen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Wie gerne ich einen einigermaßen geschützten Lagerplatz gehabt hätte! Der Gedanke, mich hier auf offener Ebene einfach in die Decke zu wickeln, um ein paar Stunden Schlaf zu finden, behagte mir nicht. Andererseits konnte ich die Illusion begraben, jetzt mitten in der Nacht ein sicheres Plätzchen zu finden. Allerdings wollte ich keinesfalls länger am Rand dieser Sandgrube verweilen, die das Licht des Mondes so phantastisch verräterisch reflektierte. Also richtete ich mich auf und ging los. Unsicher und ziellos.
Einer Intuition folgend kehrte ich den Weg zurück, den ich heute Mittag gekommen war. Die Senke zurücklassend erreichte ich das kleine Plateau der Anhöhe, von der aus ich vor vielen Stunden das Kommen der drei Opreju beobachtet hatte und kauerte mich in den Mondschatten des Dornenbuschs, der mir schon einmal (wenn auch nur wenig) Schutz geboten hatte. Kein sicherer Platz, fürwahr, aber immerhin entzog ich mich erst einmal dem Licht Estris und damit auch etwaigen, tief im Dunkel der Nacht verborgen lauernden Augen. Glücklicherweise fanden sich im Rucksack noch ein paar Reste der letzten Mahlzeit, die ich hungrig aß, bevor ich die Decke um mich schlang und auf dem harten Boden zur Ruhe kam. Wenige Augenblicke später war ich tief und fest eingeschlafen.
18 DUNKELHEIT
Für Krister, Luke und Avalea begann eine Odyssee. Eine Odyssee, die in eine Welt führte, die sie am liebsten niemals betreten hätten.
Der Felsspalt, den sie gefunden hatten, war zwar mannshoch, aber deutlich weniger breit. Krister, mit der Fackel in der Hand, quetschte sich zuerst hinein. Avalea folgte dicht hinterdrein, und Luke bildete das Schlusslicht. Sie mussten eng beieinander bleiben, der Schein der Fackel sorgte nur für einen kleinen Lichtkegel, der für die Sicht aller ausreichen musste. So stolperten sie einer nach dem anderen los, nicht wissend, wohin die Reise führte. Einzig und allein der deutlich spürbare Luftzug nährte ihre Hoffnung. Er war ein
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