Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Rufweite.“
Und Luke lief los. Er packte den Fackelstumpf mit dem Sonnenstein an der Spitze mit der Rechten, den Rucksack mit der Linken und stolperte dem Tier hinterher, das aufgrund seiner eigenen Schwäche noch nicht sehr weit gekommen war.
Krister ergriff Avalea unsanft an den Schultern und zog sie auf die Füße. Sie blinzelte verstört, sah aber nicht mehr viel, denn Luke und der Sonnenstein entfernten sich rasch.
„Keine Fragen jetzt, Avalea!“ Krister war vor Aufregung ganz außer Atem. „Ich habe deine Tasche. Gib mir deine Hand! Gut so. Hör mir zu, wir werden jetzt dem Lichtschein folgen, verstehst du?“
„Aber…“
„Kein aber!“ schnitt er ihr das Wort ab. „Los geht’s!“
Im Dunkeln zu rennen, einem tanzenden, schwachen Lichtkegel hinterher, der zu flüchten schien, gestaltete sich problematisch. Avalea strauchelte bald und stürzte mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Krister, der ihre Hand nicht losließ, zerrte sie wieder auf die Beine, nur um einen Augenblick später selbst zu stolpern. Laut fluchend gewann er das Gleichgewicht zurück, griff ins Dunkle hinter sich, erhaschte Avaleas Hand und rannte weiter. Ihre Beine bewegten sich automatisch, das Adrenalin, das durch ihre Adern jagte, ermöglichte diesen letzten Kraftakt vor dem nahenden völligen Zusammenbruch. Vor ihnen huschte das hüpfende, matte Licht, dem sie sich stetig näherten, denn obwohl der Fego mit Höchstgeschwindigkeit flitzte, stellte der felsige Grund für seine kleinen Pfoten ein nicht gerade geringes Hindernis dar, welches ihn – glücklicherweise – daran hinderte, Luke zu entwischen, der ihm dicht auf den Fersen blieb. Allmählich dämmerte es auch ihm, was sich gerade abspielte. Wenn Teddy wie besessen in eine bestimmte Richtung rannte, musste etwas dahinter stecken.
Nach kurzer Zeit schlug der Fego einen Haken nach rechts, aus gutem Grund, denn einen Sekundenbruchteil später bemerkte Luke, dass er beinahe gegen eine Wand gelaufen wäre. Mit einem überraschten Schrei stoppte er und wandte sich ebenfalls in die Richtung, in die das Tier nun hetzte. Es spurtete immer an der Felswand entlang, Luke so nahe wie möglich hinter ihm, einige Atemzüge später folgte Krister mit der erlahmenden Avalea im Schlepptau, die tapfer noch einmal alles gab, die letzten Energiereserven mobilisierte, um Schritt zu halten.
Dann war schlagartig alles vorbei. Das Licht bewegte sich nicht mehr von der Stelle und im nächsten Augenblick waren die drei Läufer heftig keuchend wieder vereint.
„Warum bleibst du stehen?“ wollte Krister atemlos wissen.
„Er ist weg“, japste Luke fassungslos. „Eben sah ich ihn noch und dann war er fort.“
„Verflucht!“ tobte Krister und blickte wild um sich. Seine Züge hatten etwas Wahnsinniges an sich, als er sich den Verlust des Fegos eingestehen musste. „Wie konnte das geschehen? Das Vieh kann sich doch nicht in Luft auflösen.“
Avalea taumelte und sank gegen Luke, der sie gerade noch auffangen konnte. Vorsichtig ließ er sie zu Boden gleiten, wo sie mit geschlossenen Augen liegen blieb. Die letzten Minuten hatten alles gekostet, was noch an Reserven übrig gewesen war. Luke sank neben ihr auf die Erde, wo er ausgelaugt sitzen blieb und dann zur Seite wegkippte. Das war es also dann. Aus. Vorbei.
Krister ließ das jähe Verschwinden des Fegos keine Ruhe. Die beißende Frage, wo das Tier abgeblieben war, ließ ihn nicht mehr los. Er nahm den Sonnenstein an sich, warf einen wehmütigen Blick auf die wie tot am Boden liegenden Gefährten und setzte sich in Bewegung. Wenn dies die letzte Chance sein sollte, die sich ihm bot, gut, dann würde er sie jetzt ergreifen.
Entschlossenen Schrittes ging er los, mit unbekanntem Ziel, aber immerzu an der Felswand entlang, die sie erreicht hatten und die offensichtlich eine natürliche Begrenzung des unterirdischen Riesenreiches darstellte. Den Sonnenstein so weit wie möglich vor sich haltend, setzte er einen Fuß vor den anderen und legte so ein ordentliches Stück Weg zurück, bis eine Veränderung in der Luft ihn aufmerksam werden ließ. Ihre Konsistenz hatte sich gewandelt, sie roch frischer und schien abgekühlt zu haben. Die Gründe dafür konnten mannigfaltig sein. Krister, dessen Hoffnungen ihn zuletzt zu oft getrogen hatten, wagte nicht einmal, dies als ein gutes Zeichen zu werten. Er ging einfach weiter, nichts und doch alles erwartend.
Bald erreichte er das Ende der Felsenmauer, der er so lange gefolgt war und blieb
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