Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
ganze jedoch. Panzerartige Platten, die am ehesten an die verschiedenen Knochenteile des menschlichen Schädels erinnerten, stützten einmal den gesamten Bauchraum bis hoch zur Brust. Eine Art Wirbelsäule, die hinter den Panzerplatten hervorspitzte, wies wiederum verblüffende Parallelen auf, wenn auch die einzelnen Wirbel selbst in merkwürdigen dornenartigen Fortsätzen ausliefen, deren Nutzen Luke beim besten Willen nicht deuten konnte. Ein Brustkorb mit den entsprechenden Rippenbögen fehlte vollständig. Massige Knochenplatten, ähnlich denen im Bauchbereich, jedoch noch mächtiger, schützten einst die dahinter liegenden wichtigen Organe. Auf sechs gewaltigen Halswirbeln, deren Enden sich in immensen Dornenfortsätzen verjüngten, musste einmal ein enormer Kopf gesessen haben. Wie gesagt, musste. Was auch immer diesem Exemplar zugestoßen war, sein Tod dürfte nicht natürlichen Ursprungs gewesen sein. Der Schädel, vom Rumpf abgetrennt, lag mehrere Schritte vom Rest des Skeletts entfernt und blickte aus schwarzen Augenhöhlen in die entgegengesetzte Richtung. Er war ein Monstrum. Grotesk in seinen Ausmaßen.
Krister hielt den Sonnenstein so hoch wie möglich, um die ganze bizarre Szenerie auszuleuchten. Fassungslos standen sie davor. Für Minuten vergaßen sie ihre missliche Lage und saugten die neuen Eindrücke in sich auf.
Der monströse Schädel wirkte sogar jetzt noch, Jahrhunderte nach dem Ende seiner eigentlichen Existenz, bedrohlich und Angst einflößend. Dazu trugen nicht zuletzt die gewaltigen vier Fangzähne bei, jeder mindestens so lang wie der ausgestreckte Zeigefinger eines ausgewachsenen Mannes, welche aus Ober- und Unterkiefer wie bleich schimmernde Dolche ragten. Dazu mussten die Ar-Nhim über riesenhafte Sehorgane verfügt haben, allein die leeren Augenhöhlen boten genug Platz, um bequem den Kopf eines Kindes aufzunehmen.
„Unfassbar, was für ein Maul!“ Krister näherte sich dem Ungetüm und berührte ehrfürchtig die panzerartigen, an einigen Nahtstellen aufgeplatzten Schädelplatten. „Der konnte einen Menschen mit Leichtigkeit in Stücke reißen.“
„Von was sie sich wohl ernährten.“ Der Anblick der knöchernen Überreste weckte den Wissenschaftler in Luke. „Dem Gebiss nach handelt es sich eindeutig um eine Raubtiergattung, um einen Jäger. Ich frage mich nur, was sie hier unten gejagt haben mögen.“
Darauf wusste nicht einmal Avalea Antwort.
„Hast du je einen lebenden Ar-Nhim gesehen?“ fragte Krister sie. Er versuchte, den massigen Totenschädel anzuheben, doch wollte es ihm nicht gelingen. War er einfach zu schwer oder verließen ihn allmählich die Kräfte?
„Natürlich nicht. Sie sind lange vor der Ankunft der Menschen wieder von Gondwana getilgt worden. Die Ermeskul dulden keine fremden Rassen auf ihrem Planeten.“
„Aber sie dulden wohl die Menschen“, hielt Krister ihr entgegen. „Sonst hätten sie schon vor Jahrhunderten das Schicksal der Ar-Nhim geteilt.“
Hier schickte sich Avalea an, eine Antwort zu geben, hielt dann aber inne und sagte nichts. Wieder einmal hielt sie Informationen zurück, die Krister nur zu gerne erfahren hätte. Zu anderer Zeit würde er angefangen haben zu streiten, doch fehlte ihm schlicht die Energie dazu. Er versuchte nicht einmal mehr, sie zu provozieren, doch blieb sein Blick lange auf ihrem Gesicht haften. Sie ignorierte ihn und betrachtete stattdessen den makabren Fund.
„Glücklicherweise sind sie ausgestorben“, resümierte Luke schließlich, der den unheimlichen Schädel ausgiebig von allen Seiten untersuchte. „Der Gedanke, hier unten auf lebende Vertreter dieser Spezies zu treffen, ist nicht gerade angenehm.“
Daraufhin blickten sich drei Augenpaare wie auf ein geheimes Kommando hin an. Alle dachten das gleiche. Woher nahmen sie die Gewissheit, anzunehmen, alle Ar-Nhim, jeder einzelne seiner Art, sei tot? Konnten nicht doch einige, wenn auch nur wenige, in diesem grenzenlosen unterirdischen Reich überlebt haben? Befanden sie sich vielleicht ganz in der Nähe? Beobachteten sie sie bereits seit wer weiß wie langer Zeit?
„Ach was, ich bin davon überzeugt, dass keines von den Monstern mehr am Leben ist!“ Kristers zuversichtlicher Stimme gelang es, die mit neuer Angst aufgeladene Atmosphäre ein Stück weit zu entspannen. „Bevor uns ein Ar-Nhim kriegt, besiegt uns der Durst. Los, gehen wir weiter. Ich habe genug gesehen.“
Doch von diesem Moment an begleitete sie zu all dem Ungemach noch die nicht
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