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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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sofort?“
    Luke zog eine spöttische Grimasse.
    „Schon gut, schon gut. Natürlich hast du keine Ahnung davon, Krister. Deine Abneigung allem Wissen gegenüber ist ja jedem bekannt. Du wirst doch nicht einen Schwächeren schlagen wollen? Brav so! Die
Mur-Jaàwi
sind eine prähistorische Tierart. Und mit prähistorisch meine ich die Zeit vor den Uhleb, nicht die vor den Menschen.“
    „Gut, das dürfte lange her sein“, sagte Krister trocken.
    „Ja, damit magst du richtig liegen. Ein paar zehntausend Jahre sind eine lange Zeit.“
    „Schön. Und was genau sind diese Murawis?“
    „Muarwis“, verbesserte Luke nicht ohne hämisches Grinsen, welches Krister veranlasste, drohend die Faust zu heben. „Es handelt sich um eine... nun ja, wie soll ich es formulieren... um eine Vogelart. Um eine großgewachsene allerdings.“
    „Größer als ein Moa?“ erkundigte ich mich umgehend.
    „Deutlich größer. Eine Flügelspannweite von nahezu zehn Metern dürfte dir gewissen Eindruck verschaffen. Natürlich erreichen nur die männlichen Exemplare solch stattliche Größe.“
    Ich atmete hörbar aus.
    „Das ist groß“, stimmte ich zu. „Und von was ernähren sie sich so?“
    „Von Fleisch natürlich“, sagte Avalea, als würde diese Antwort beruhigen. „Der Dalvetsee beherbergt Myriaden von Fischen. Aber sei unbesorgt, Jack! Sie mögen zwar riesig sein und bedrohlich wirken, dennoch stehen wir nicht wirklich auf ihrem Speisplan.“
    „Was macht dich so sicher? Klingt beinahe so, als hättest du schon einmal Bekanntschaft mit ihnen gemacht.“
    „In der Tat, vor vielen Jahrzehnten“, grinste sie. „Glaubst du, man wird so alt und kennt das Land nicht, in dem man lebt? Es sind wunderschöne Tiere... ein wenig zu neugierig vielleicht.“
    „Neugierig? Das bedeutet?“
    Avalea lachte über Kristers bedenklichen Gesichtsausdruck.
    „Sie spielen gerne. Ich erinnere mich an ein Mitglied unserer Expedition, meine Güte ist das lange her.“ Ihr Blick entrückte der Gegenwart. „Er hieß Naresum. Ein Mensch. Unbelehrbar wie die meisten von ihnen. Als der Muarwi auftauchte, blieb Naresum wie angewurzelt stehen. Wir anderen waren nicht nahe genug bei ihm, um ihn mit zu Boden zu reißen.“
    „Was geschah dann?“ fragte ich, auch wenn ich es mir bereits denken konnte.
    „Ein entsetzlicher Schrei, ich fragte mich zuerst, ob das Tier ihn ausgestoßen hatte. Aber nein, es war Naresum. Dieser Idiot.“ Avalea schüttelte mitleidlos den Kopf. „Der Muarwi packte ihn mit seinen langgezogenen schnabelähnlichen Kiefern am Oberkörper und schüttelte ihn hin und her wie einen erbeuteten Fisch. Oh, diese Schreie... wie schnell sie endeten... wie zerbrechlich der Mensch doch ist.“
    „Und dann?“ fragte ich weiter, ihre eingewebten Seitenhiebe auf die schwächlichen Menschen ignorierend.
    Sie lachte. Es klang grausam und erschreckte mich.
    „Der Muarwi nahm ihn hoch in die Lüfte. Ich höre heute noch die mächtigen Schwingen. Die Luft rauschte, als stiegen hundert Schwäne gleichzeitig in den Himmel. Ich bin sicher, Naresum war schon tot. Aber erst hoch oben bemerkte das Biest wohl, dass der Brocken etwas zu groß war – und ließ ihn kurzerhand fallen. Den Sturz hätte er vielleicht überleben können, aber Naresum schlug wie ein Stück Holz auf der Wasseroberfläche auf...“ Avalea sah mich unverwandt an. „Wir haben ihn nie wieder gesehen.“
    „Habt ihr nicht versucht, ihn zu retten?“ fragte Luke bestürzt.
    Avalea wandte ihm den Kopf zu, als verstünde sie die Frage nicht. Dann sagte sie einfach: „Nein“, und fügte mit Verzögerung hinzu: „Er war mit Sicherheit tot. Wenn nicht, haben das die Raubfische besorgt. Nichts und niemand hätte mich in den See hineinbekommen.“
    „Mahlzeit“, schloss Krister trocken und setzte sich demonstrativ in Bewegung. „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich möchte diesen verfluchten See so schnell wie möglich erreichen, auch wenn ich vorher einen ganzen Schwarm verspielter Murawis in die Flucht schlagen muss. Ich für meinen Teil werde lieber von einer Bestie mit zehn Metern Spannweite zerlegt, bevor ich jämmerlich irgendwo wie ein ausgelaugter Esel verdurste. Also los jetzt!“
    Und los ging es. Immer weiter hinein in die glühend heiße Caldera. Hinein ins Zentrum einer kreideweißen, totenstillen Staubwüste, die sogar das Geräusch unserer stapfenden Schritte absorbierte. Ich schwitzte wie das sprichwörtliche Tier. Die Sonne brannte gnadenlos hernieder.

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