Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
weit fort, verschmolz irgendwo in luftiger Höhe mit dem azurblauen Himmel. Wie sollten wir jemals wieder dort hinaufkommen? Keine Spur mehr von den Linguren, diesen widerlichen Bestien, die uns nach hier unten gezwungen hatten. Wie ich sie dafür verfluchte!
Wo waren die anderen?
Ich schien mich mutterseelenallein auf dieser schneeweißen Klippe zu befinden, die meinen Sturz so unerwartet aufgehalten hatte. Wenig Lust verspürte ich, die Reise fortzusetzen, doch blieb keine andere Wahl. Jenes Plateau entpuppte sich lediglich als zwergenhafter Vorsprung, eine Art Terrasse von wenigen Metern Breite, und als ich sie hinter mir gelassen hatte und wieder in die Tiefe blickte, sah ich drei schwarze Punkte, die weit unter mir zu Tal schlitterten. Das wilde Brummen der aus dem Nichts auftauchenden Linguren, die die Verfolgung noch keinesfalls aufgegeben hatten, überzeugte, nicht länger verweilen zu wollen. Und weiter ging es, immer tiefer und tiefer hinein in die rätselhafte Caldera, einen Ort, den ich zu keiner Zeit hatte betreten wollen.
Irgendwann war die Reise in die Tiefe beendet. Abrupt beendet. Ich sah die Ebene schon von weitem auf mich zukommen und konzentrierte mich darauf, mit allen Mitteln die Geschwindigkeit zu drosseln, was sich jedoch als nicht ganz einfach erwies. Hart schlug ich auf, mein eigener Rucksack überholte mich und flog über dem Kopf davon. Da ich wieder auf dem Bauch landete und es mir den Atem aus den Lungen presste, japste ich nach Luft, bevor ich mir darüber Gedanken machen konnte, ob ich einen Aufschlag wie diesen eigentlich überleben konnte. Da lag ich nun, eingehüllt in eine weiße Staubwolke, die sich gemütlich auflöste, und sog pfeifend Sauerstoff in meine brennenden Lungen. Dieser rasselnde Laut sorgte mich zunächst mehr als alles andere.
Ächzend wie ein alter Mann stand ich auf, froh und glücklich ob der Tatsache noch in der Lage zu sein, auf eigenen Füßen zu stehen. Einige Schritte vorwärts taumelnd gelang es mir, das Gleichgewicht zu halten. Mit zitternden Knien stand ich da, und nachdem der Atem wieder einigermaßen unter Kontrolle war, ich feststellen durfte, mir weder etwas gebrochen noch sonst irgendwelche schwerwiegenden Schäden zugezogen zu haben, kehrte die Sorge um meine Freunde zurück. So sehr ich auch um mich sah, sie blieben verschwunden. Höchst bizarr kam mir meine Umgebung vor, als weilte ich in einer Winterlandschaft, in der Backofentemperaturen herrschten. Der Schnee offenbarte sich jedoch als kreideartiger, klebriger Staub, der meinen Körper in dicken Schichten bedeckte. Ich stand am Rande einer schier endlosen, blendend weißen Weite, die bis zum Horizont reichte, einer riesigen, leeren Ebene, und rief die Namen der Freunde. Wie merkwürdig mein Rufen klang, als würde die Totenstille um mich herum jeden Laut wie ein Schwamm aufsaugen. Kein Echo, kein Hall. Wie außergewöhnlich! Ich lauschte. Keine Antwort.
Der Köcher mit den Pfeilen blieb verschwunden, so sehr ich auch nach ihm Ausschau hielt. Schweren Herzens schrieb ich ihn ab. Ithronn und Bogen waren mir geblieben, wenn auch es ihnen nicht gelang, mich über den Verlust der kostbaren Pfeile hinwegzutrösten.
Ich fasste den Entschluss, ein Stück in die unheimliche Ebene hineinzulaufen, um von dort einen besseren Blick auf die Wand zu bekommen, die ich heruntergerutscht war und die von meiner Warte aus bis in den Himmel reichte. Majestätisch sah sie aus, atemberaubend schön in ihrer simplen Erscheinung und zur gleichen Zeit so niederschmetternd unüberwindlich. Sinnlos auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, von hier aus jemals wieder nach oben zu gelangen. Dazu hätte ich fliegen müssen.
Wo waren nur die anderen? Sie mussten hier irgendwo sein. Der Gedanke, sie erneut verloren zu haben, war unerträglich. Erneut rief ich nach ihnen. Diesmal klang es nicht so, als würden meine Rufe absorbiert werden, sie hallten nach und mussten demnach weitreichend hörbar sein. Ich hielt lauschend inne und in dem Moment, in dem ich die drei dunklen Punkte wahrnahm, drang auch gedämpfte Antwort an mein Ohr. Wie war es ihnen nur gelungen, so dicht zusammenzubleiben, während ich so weit abdriftete? Eine halbe Ewigkeit schien zwischen ihnen und mir zu liegen. Ich sprang auf und ab und winkte, um mich bemerkbar zu machen. Mir kam es so vor, als hüpfte ebenfalls jemand von den dreien, es mochte wohl Krister gewesen sein. Wir begannen aufeinander zuzumarschieren. Nun wurde mir die schattenlose
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