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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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vorbeiziehenden Fluss und raubten ihm einen Fisch nach dem anderen. Heute habe ich keine Ahnung mehr, wie viele wir an diesem Tag aus dem Wasser zogen, ich weiß nur noch, dass ausnahmslos jeder einzelne den Weg in unsere Mägen fand. Und erst im Abendrot stellte sich ein Sättigungsgrad ein, wie ich ihn von zuhause kannte. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich wieder rundum wohl… jetzt konnte kommen, was wollte.
     
    Zunächst kam eine friedvolle Nacht am Ufer des vorbeirauschenden Stroms. In den kurzen Stunden vor Sonnenaufgang – mir war die letzte Wache zugefallen – trieben feuchte und kühle Dunstschleier vom Wasser herüber, die ich eine Zeitlang entrückt beobachtete. Die Seelen zahlloser, längst vergangener Leben entstiegen in Wirbeln dem nassen Element, um sich auf ewig in der Morgendämmerung zu verlieren. Welch kostbares Geschenk inmitten der staubigsten und heißesten Wüste, die ich kannte. Tatsächlich lag so etwas wie Kälte in der Luft. Die ersten Sonnenstrahlen enthüllten ein unvergleichlich schönes Bild, die mit Millionen glitzernder Tröpfchen überzogene Ufervegetation schimmerte frisch und rein wie eine Wiese nach den ersten kühlen Herbstnächten. Oh, wie sehr ich mich in diesem Moment nach Hause sehnte! Wenn ich doch Rob schon gefunden hätte und wir uns alle schon auf dem Rückweg befänden! Wieso nur wollte etwas tief in meinem Innern nicht daran glauben?
     
    Wir waren eine Zeitlang flussaufwärts gegangen, auf der Suche nach irgendetwas, das uns über den breiten Strom zu bringen in der Lage war. Ein zum Floß umfunktionierter Baumstamm wie damals am False Lake hätte gute Dienste geleistet. Was auch immer wir erwarteten, nichts in dieser Art fand sich. Schwimmen erwies sich als die einzige Möglichkeit, ans andere Ufer zu gelangen, einem Ufer, das erkennbar aber dennoch weit entfernt auf der anderen Seite des schnell fließenden Gewässers wartete. Wir mussten versuchen, nahe beieinander zu bleiben, um nicht auseinander gerissen zu werden. Nicht auszudenken, würden wir uns jetzt so kurz vor dem Ziel noch einmal verlieren!
    Avalea zeigte sich von dieser Idee erwartungsgemäß wenig begeistert. Dennoch, es gab keinen anderen Weg als durch den Fluss. Früher oder später mussten wir ihn angehen. Es kostete Überzeugungsarbeit und die Versicherung, dicht bei ihr zu bleiben, um die Skiava ins Wasser zu locken. Wir beteuerten, ihr in jeder Sekunde beizustehen, sollte sie glauben, es nicht zu schaffen.
    „Du hast den Unterwasserweg aus dem Reich der Ar-Nhim gemeistert“, erinnerte Krister sie ermutigend. „Dagegen ist der Taor ein Klacks, oder etwa nicht?“
    Sie nickte zögerlich, doch schien ihr dieser Vergleich kaum geheuer.
    „Erinnere mich bloß nicht daran! Mir wird jetzt noch himmelangst, wenn ich nur daran denke.“
    „Ach was!“ Bereitwillig übernahm Krister ihr Gepäck. „Wenn wir erst drüben sind, gibt’s was zu futtern. Sagt was ihr wollt, aber ich könnte schon wieder was zu essen vertragen. Naja, das wird wohl noch warten müssen.“
    Wir zogen die schweren Stiefel aus und packten sie in die Rucksäcke. Dort bot sich inzwischen reichlich Platz. Anschließend schlang ich mir den Bogen um den Oberkörper, in der Hoffnung, beim Schwimmen nicht zu sehr von ihm behindert zu werden.  
    Die Wasserbewegung im Uferbereich hielt sich in Grenzen und stellte uns nicht vor Probleme. Erst als wir diese Zone hinter uns gebracht hatten, keinen Grund mehr unter den Füßen spürten und endgültig schwimmen mussten, stellten wir fest, über welch reißende Kräfte der König aller Flüsse verfügte. Mühelos riss er uns mit sich fort, immer weiter und weiter in seine Mitte hinein.
    Anfangs schafften wir es, in unmittelbarer Nähe Avaleas zu bleiben, doch dies gestaltete sich von Sekunde zu Sekunde schwieriger. Nun waren wir Männer geübte Schwimmer, die wenig Furcht vor dem nassen Element kannten. Selbst in diesem mehr oder weniger reißenden Wildwasser zweifelte ich keine Sekunde daran, es nicht zu schaffen, auch wenn ich insgeheim zugeben musste, mir das ganze Unterfangen leichter vorgestellt zu haben.
    Der Strom saugte uns beständig in seinen Mittellauf, wir mussten nur darauf achten, die Köpfe über Wasser zu halten, den Rest besorgte der Taor selbst. In Rekordzeit waren wir im Zentrum des Flusses angelangt. Nun kam es darauf an, aus diesem Sog wieder herauszufinden, was sich deutlich schwieriger erwies. Ohne auf Avalea zu achten, deren kreidebleiches Gesicht

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