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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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bestens gesorgt, hab keine Angst um mich, Jack Schilt. Das ist ganz und gar unangebracht. Du solltest eher Angst um dich haben.“
    Meine Sorge um Krister und Luke steigerte sich ins Grenzenlose, doch ließ ich mir nichts anmerken und erwiderte stattdessen: „Und wie geht es jetzt weiter? Was hast du vor mit mir?“
    „Du kannst es kaum erwarten, nicht wahr? Guter Junge.“ Wieder diese unangenehme Stille, bevor Cantrell weitersprach. „Ich verrate dir ein Geheimnis: Ich auch nicht. Wie viele Jahrzehnte ich diesem Ereignis harre, kannst du nicht ermessen. Dass dieser Moment jetzt eingetreten ist, lässt mich vielleicht ein wenig zögern. Gestern war ich noch nicht völlig sicher, ob die Zeit reif ist. Aber sie ist es. Sie ist es, davon darfst du ausgehen. Es gibt keinen Grund mehr, noch länger zu warten. Höchste Zeit, dieses karge Gefängnis zu verlassen und die Herrschaft über Gondwana anzutreten. Nenne mich sentimental, Jack Schilt, aber nach Hunderten von Jahren habe ich diese meine Insel, diesen Schutthaufen inmitten des Taorsees, liebgewonnen. Eine Ära geht zu Ende, ja, es ist soweit. Morgen bricht ein neues Zeitalter an. Das Zeitalter der Menschen. Niemals mehr wird es jemand wagen, sich ihnen entgegenzustellen! Und ich werde sie führen, führen in eine neue glorreiche Zukunft!“
    Cantrell redete sich eindrucksvoll in Rage, seine anfänglich lahmende Stimme kam kräftig in Fahrt. Keine Spur mehr von Schwäche. Vielleicht die letzte Chance, Gnade für meine Gefährten zu erflehen.
    „Lass meine beiden Freunde laufen“, bat ich unvermittelt. „Ich verspreche dir dafür, jeden Widerstand aufzugeben. Aber lass sie gehen! Ich bitte dich.“ Die letzten drei Worte fielen mir sagenhaft schwer – Cantrell musste es merken.
    „Hört, hört. Verstehe ich das richtig? Du
bittest
mich?“ Sprachen jetzt Spott oder tatsächlich Verärgerung aus ihm? Es ließ sich nicht eindeutig heraushören, da seine Stimme in undefinierbaren Singsang verfiel.
    „Ja, ich bitte dich.“ Jetzt ging es schon viel leichter. „Hat nicht ein schlauer Kopf auch einmal gefordert, den letzten Wunsch eines Todgeweihten zu achten?“
    „Ich würde dir deinen letzten Wunsch ja gerne erfüllen, aber leider sehen meine Pläne deine Freunde betreffend anders aus. Jedoch, sei unbesorgt. Ich gelobe, ihnen ein schmerzloses Ende zu gönnen. Weiter kann ich dir beim besten Willen nicht entgegenkommen. Wozu auch? Du wirst ihren Verlust kaum mehr mitbekommen. Du wirst nicht einmal deinen eigenen Verlust mitbekommen.“
    Hoffnungslosigkeit überkam mich. Bisher hatte alles so utopisch, so realitätsfremd geklungen, immer wieder glaubte ich am Ende womöglich gerade deswegen an einen Ausweg, an eine glückliche Wendung. Doch jetzt sank mein Mut dem Gefrierpunkt entgegen. Ich sah mich gezwungen, den eigenen nahenden Tod endgültig in Betracht zu ziehen. Und nicht nur ihn, auch Kristers und Lukes.
    „Ich sehe, du sagst nichts mehr.“ Cantrells siegessicherer Ton trug nicht dazu bei, wieder Selbstvertrauen zu fassen. Wie standen die Chancen, ihn unschädlich zu machen? In gefesseltem Zustand nicht sehr gut. Irgendwann mussten sie mich losmachen, ich durfte nicht aufgeben, ich durfte nicht verzweifeln, musste jede Möglichkeit in Betracht ziehen. Dennoch machte sich Verzweiflung breit.
    Nicht eines Wortes fähig vernahm ich Cantrells zischende Stimme ganz nah an meinem Ohr: „Ich werde dich jetzt ein paar Minuten dir selbst überlassen. Nutze sie! Es werden die letzten sein, die du mit dir verbringst.“
    Er erhob sich und blickte verächtlich auf mich herab. Das Wissen, von mir in seinen Augen kleinem Wurm auf bestimmte Weise abhängig zu sein, sagte ihm wohl nicht unbedingt zu. Er entfernte sich. Diesmal folgte mein Kopf seinen Bewegungen, bis er durch die Tür entschwand.
    Ich war allein.
    Mit Gewalt begehrte ich gegen die Fesseln auf, die mich an die Pritsche banden. Wieder und wieder setzte ich alle verbliebene Muskelkraft ein, doch vergeblich. In meiner Not wandte ich mich an den Sentry, auch wenn von seiner Seite aus der geringste Beistand zu erwarten war. Im Gegenteil. Er brauchte mein Ende, um seiner eigenen Bestimmung nachgehen zu können. Selbst wenn er das Flehen vernahm, es berührte ihn nicht, ließ ihn eiskalt. Es fühlte sich beinahe an, als wäre er gar nicht mehr vorhanden. Dutzende von wirren Gedanken rasten gleichzeitig durch mein Gehirn und erstickten jede vernünftige Reaktion. Am Ende schloss ich die Augen – und da war

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