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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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intensivierte sich das gelbe Licht. Schon sah ich mich gezwungen zu blinzeln, um nicht geblendet zu werden. Dennoch entging mir die huschende Bewegung im Innern des Lichtkegels nicht. Bizarre Schatten schienen aus ihm zu wachsen, ein Gebilde, das sich zunächst nicht identifizieren ließ und erst mit zunehmender Größe Gestalt annahm. Unglücklicherweise nahm das Licht in gleichem Maße ab und entließ die Grotte allmählich wieder in Dunkelheit.  
    Nun standen wir einander also endlich gegenüber.
    Merkwürdig, wie wenig Furcht ich verspürte beim Anblick des riesigen Lebewesens, beim Anblick Ar-Nhim Ghaias. Im Gegenteil. Beinahe brachte ich ihm so etwas wie Mitgefühl entgegen, saßen wir im Grunde nicht im selben Boot? Waren wir nicht beide Kinder ferner Welten, hatten wir nicht eine verwandte Geschichte? Hassten uns die Ermeskul nicht auf ähnliche Weise? Für sie stellten wir Eindringlinge dar, Uzu, Fremdkörper, die es endlich auszulöschen galt.
    Aber waren wir nicht beide unschuldig hier gestrandet? Konnten sowohl der Ghaia als auch ich verantwortlich gemacht werden für unsere Anwesenheit auf diesem Planeten?
    Trotz der vielen Gemeinsamkeiten standen wir auf verschiedenen Seiten, mussten uns als Feinde betrachten. Schon allein die Tatsache, ein halber Ermeskul zu sein, machte uns zu Gegnern. Doch schlug auch das Herz eines Menschen in mir, und als solcher empfand ich Abscheu vor den festgefahrenen Fronten dieser Auseinandersetzung.
    Was auch immer jetzt geschehen würde, wie auch immer das Ergebnis aussah, Gondwana befand sich am Anfang einer neuen Epoche. Mir war jedoch nicht klar, auf welcher Seite ich stand. Seltsamerweise fürchtete ich nicht mehr um mein Leben, verharrte nur reglos und starrte hinunter in diese tiefe Grotte, aus der mir der Ghaia unbewegt entgegenblickte.
    Er befand sich in einer Art Kauerstellung, nicht unähnlich eines Schneidersitzes. Eine wahrhaft monströse Erscheinung! Sein eindrucksvoller Körper wies die Gesamtlänge von schätzungsweise acht bis zehn Metern auf.
    Zwei seiner zu beiden Seiten herabhängenden, furchterregend langen Arme glichen denen eines Menschen und machten gut und gern die Hälfte seiner Körperspanne aus. Zwei weitere, die eher den Fangarmen einer Mantis ähnelten, befanden sich zuckend in Lauerstellung. Der proportional viel zu klein geratene dreieckig geformte Kopf, über und über mit widerwärtigen Auswüchsen bedeckt, welche an die langgezogenen Federkiele eines Moas erinnerten, passte nicht zum Rest des massigen Leibes. Keine Spur von jenem gewaltigen Gebiss, mit dem der Kiefer des toten Ar-Nhim in Tarma-tjo-uzuhba ausgestattet war, von welchem Krister und Luke zu berichten wussten. Fremdartig zottige Hautlappen, die ganz entfernt den Tastfühlern von Insekten ähnelten und sich rhythmisch bewegten, umgaben seine Mundpartie.
    Der Ghaia und ich starrten einander an.
    Dann schien die riesenhafte Erscheinung noch an Dimensionen zuzulegen. Eine Täuschung. Der Ghaia begann sich nur langsam und bedächtig zu voller Größe aufzurichten. Währenddessen ließ er mich nicht eine Sekunde aus seinen bernsteinfarbenen Augen.
    Der ruckweise Ablauf seiner Bewegungen glich mehr und mehr einem Insekt. Konnte es sich bei diesem riesenhaften Wesen in der Tat um so etwas Banales wie eine zu groß geratene Heuschrecke handeln? Die Ar-Nhim – eine Kombination aus Mensch und Kerbtier? Dieser Vergleich schien in seiner Absurdität passabel.
    Drohend türmte sich der Ghaia auf. Sein Beinpaar, welches unbestreitbar an menschliche Gliedmaßen erinnerte, erreichte die Ausmaße von Baumstämmen. Luke würde seine helle Freude an diesem Anblick haben, ging es mir absurderweise durch den Kopf.
    Der Ghaia überragte mich nun bei weitem. Seine feurig gelben Augen fixierten den Winzling. Hatte ihn meine Anwesenheit dazu veranlasst, sich zu erheben? Wusste er, wer ich war? Ahnte er, welche Gefahr ich für ihn darstellte?
    Mir kam die Lächerlichkeit der ganzen Situation in den Sinn. Ich, der halbnackte Winzling am Grubenrand, den er mit einem einzigen Hieb seiner furchteinflößenden, mit vier Krallen bewehrten Klauen wie ein lästiges Insekt zerquetschen konnte, sollte eine Bedrohung für ihn bedeuten? Lächerlich – und wohl doch wahr.
    Mit jeder Sekunde fesselte er mich mehr. Seine pure Größe, seine einzigartige Erscheinung, nahm ganz und gar gefangen. Noch nie war ich einem faszinierenderen Lebewesen begegnet, er stellte sogar einen Muarwi weit in den Schatten. Die

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