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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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nicht.
    Die Zeiten änderten sich allerdings auch für mich, und die verwirrende Sehnsucht nach dem anderen Geschlecht, nach körperlicher Nähe und Zweisamkeit, nahmen mich letztendlich genauso gefangen. Auch wenn es sich schwierig gestaltete.
    Am Beispiel meines Bruders, der im vergangenen Jahr verschwiegen die Nähe eines Mädchens aus der Nachbarschaft, Rebekka van Renterghem, suchte, stellte ich fest, wie schwer. Ich fand sie gleichermaßen faszinierend. In ihren stolzen, etwas hochmütigen Augen schien ein eisblaues Geheimnis zu wohnen, das zu entlocken es alle Mühe wert war.
    Der hochgewachsene Robert Schilt, in der Blüte seiner Jugend, sah sich mit wenigen Problemen konfrontiert, wenn es darum ging, ein Mädchen zu betören. Rebekka jedoch gehorchte lange Monate dem strengen Vater, der ihr den Umgang mit dem unwürdigen Fischersohn verbat und sein achtsames Auge nicht von ihr nahm. Folglich ging sie Rob aus dem Weg. Kein noch so süßes Wort, das er ihr auf dem Weg zum Fluss zuflüsterte, erwiderte sie. Widerspenstig schlug sie seine streichelnde Hand fort, die ihr krauses Blondhaar zu liebkosen versuchte.
    Doch Rob wäre nicht Rob gewesen, hätten ihn nicht genau diese Hürden, die ihm der alte van Renterghem in den Weg legte, zu Höchstleistungen angespornt. Er spürte, ihr nicht gleichgültig zu sein, und nach und nach erlahmte der halbherzige Widerstand. Wenn auch sein Werben vom Frühjahr bis in den Spätsommer andauerte, am Ende gab sie ihm nach.
    Das Verbot des Vaters hingegen hing wie dunkle Wolken über ihren zarten Spielen im goldgelben Herbstkorn. Sehr viel länger dauerte ihre Liaison auch nicht an, denn noch bevor die ersten Frostnächte über das Land kamen, hielt Rebekka dem Druck des ahnungsvollen Vaters nicht stand und beichtete ihre unglückliche Liebe. Van Renterghem sperrte seine Tochter einen ganzen Winter lang weg und schickte sie im folgenden Frühling – das war erst vor wenigen Wochen gewesen – zu Verwandten nach Cape Travis. Um ein Haar wäre Rob ihr gefolgt, doch entschied er sich letzten Endes gegen sie.
    Wie oft tat er so, als sei nichts gewesen, wie sehr mimte er den willensstarken Mann, der über all diesen bittersüßen Liebesdingen stand, doch spürte ich sehr wohl den herben Stachel, der seitdem in seinem Herzen steckte. Wenig später ereignete sich Radan, was nicht nur sein Leben grundlegend umkrempelte.
    Ich spürte, was kaum zu leugnen war: Krister litt unter der Trennung seiner Gefährtin Sava und wünschte nicht darauf angesprochen zu werden. Er staunte nicht schlecht, als ihm kurze Zeit später der Duft von gebratenem Speck in die Nase stieg. In der Tat fand sich im Proviant eine Seite Schweinespeck. In dem ausgelassenen Fett brieten – ganz nach Wunsch – ein Dutzend Möweneier, die Luke im dichten Strandgras aufgestöbert hatte. Zwei der Eier waren bereits angebrütet gewesen und für den Verzehr nicht mehr geeignet, doch die restlichen dickten in unserer Pfanne zu einem ansehnlichen Omelett zusammen.
    „Das fängt ganz gut an“, meinte Krister deutlich besser gelaunt. „Mit einem anständigen Frühstück im Magen sieht alles gleich anders aus.“
    „Ist das alles?“ fragte ich ihn mit dem Versuch eines erwartungsvollen Gesichtsausdrucks. „Immerhin ist es dem Service gelungen, Ihrem Wunsch voll und ganz zu entsprechen. Hat er sich keine Anerkennung verdient?“
    Ich deutete auf Luke und mich, bemüht, Kristers Stiefbruder nach meiner herablassenden Behandlung vom gestrigen Abend auf versöhnliche Art und Weise mit einzubeziehen.
    „Eine ganz hinterlistige Art, um Aufmerksamkeit zu betteln. Schön, ums Abendessen kümmere ich mich. Wenn mir das Jagdglück hold ist, werdet ihr das köstlichste Mahl eures Lebens vorgesetzt bekommen, das kann ich jetzt schon versprechen.“
    Wir packten zusammen und brachen auf. Das Segel blähte sich im kräftigen Westwind, der um einiges stärker blies als gestern, was der See nicht zu imponieren schien. Sie blieb verhältnismäßig ruhig und gelassen.
    Ich brachte den Kahn auf nordöstlichen Kurs. Bis Mittag würden wir Wanaka erreicht haben, vielleicht sogar dort landen, auch wenn Krister sich dagegen aussprach. Er konnte Kap Longreach nicht schnell genug erreichen, um sich heute noch auf die Jagd nach Yanduras zu machen.
    Im Verlauf des Vormittags begann die See unruhiger zu werden. Nicht bedrohlich unruhig, keineswegs, aber dennoch nachdrücklich kabbeliger als am Vortag. Die Wellen trugen nun Kämme aus weißem

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