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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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In südwestlicher Richtung fand sich Belfeg, gut zu erkennen an seiner schwachvioletten Aura. Zuletzt machte ich Tauri aus, den großen Ringplaneten. Abertausende namenlose, sacht pulsierende Sterne funkelten überall. Kein Wölkchen trübte den Blick hinaus in die endlosen Weiten des unbegreiflichen Alls.
    Dann sprach Luke. Zum ersten Mal seit Stunden. Seine neutrale Stimme verriet keinerlei Gefühlsregung. „Tauri wird größer und größer. Ich beobachte ihn seit langem. Noch nie war er Gondwana so nahe. Manche sagen, das ist kein gutes Zeichen.“
    Mein Blick kehrte zurück zu dem Ringplaneten. Ich konnte keinen Unterschied erkennen, er sah aus wie eh und je. Luke sah mich an. Er deutete die Skepsis in meinem Gesicht richtig und fuhr fort: „Man sieht es an seinem Ring. Er ist heller und klarer zu erkennen als sonst.“
    Was wusste ich schon genaues über die sechs Planeten? Ich kannte ihre Namen, natürlich, und wusste sie am Sternenhimmel auszumachen, wenn ich nur lange genug suchte. Zu manchen Jahreszeiten sah man diesen nicht, dafür jenen umso besser. Gut, ich wusste ein bisschen mehr als beispielsweise Luke, der mit Sicherheit noch nie etwas von Pangäa gehört hatte, Gondwanas unsichtbarem Zwilling, der Nummer sieben im Xynsystem. Ich sah aber keinen Anlass, ihm dies mitzuteilen. Nein, das Alte Wissen sollte und musste so geheim wie möglich bleiben, der Kreis der Wissenden auf Rob, Krister und mich beschränkt bleiben. Ob Tauri nun größer wirkte als die letzten Male, die ich ihn beiläufig wahrnahm, konnte ich beim besten Willen nicht beurteilen. Krister schien die ganze Sache am allerwenigsten zu interessieren. Er hatte sich längst wieder dem Feuer zugewandt.
    „Der Sternenhimmel ist heute auffallend klar“, gab ich Luke zur Antwort. „Womöglich erscheint uns deswegen alles ein wenig fremdartiger.“
    Luke nahm seinen Fisch aus dem Feuer und untersuchte ihn von allen Seiten, bevor er entschied, ihm noch ein paar Minuten Hitze zu gönnen.
    „Nein, Tauri kommt näher“, beharrte er, ohne die Augen von seiner garenden Mahlzeit zu lassen.
    Eine Pause entstand, die mich bereits denken ließ, das Thema sei abgehakt. Dann sah mich Luke plötzlich unverwandt an. Seine Augen flackerten im Widerschein des Feuers wie die Sterne am Firmament.
    „Es gibt in Van Dien die Legende von der Taurinacht, derzufolge sich der Ringplanet so weit annähern wird, dass er den ganzen Himmel für siebzehn Tage und Nächte komplett bedeckt.“
    „Klingt nach einer Sonnenfinsternis“, tat ich es ab und wandte mich etwas zu demonstrativ wieder meinem Fisch zu.
    Luke lächelte einen Tick zu geringschätzig. Es missfiel mir.
    „Ich rede nicht davon, wenn sich kleine Staubkörner wie Estri oder Ebrod vor die Xyn schieben und sie für ein paar Minuten ausblenden. Ich rede von Tauri, einem Giganten, hundertmal massereicher als Gondwana. Ich rede davon, dass das Licht ausgeht. Für lange Zeit.“
    „Nun, zum Glück handelt es sich nur um eine Legende, wie du bereits deutlich bemerktest.“
    „Ja schon, aber wie ist das mit dem Fünkchen Wahrheit, das in allen Legenden wohnen soll?“
    Ich sah ihn an. Auf seinem Gesicht lag eine Art Eifer, der mich befremdete.
    „Schau, Luke, wenn es so etwas wie die Taurinacht gäbe, müssten wir doch davon wissen, oder? Ich persönlich hörte noch nie davon. Ich kenne auch niemanden, der je davon zu berichten wusste. Du, Krister?“
    Der Gefragte sah kurz auf, legte die Stirn in Runzeln und schüttelte den Kopf.
    „Na siehst du.“ Ich beließ es dabei und kam mir wie ein rechthaberischer Lehrmeister vor. Luke schwieg fortan. Mein Versuch, eine lockere Unterhaltung in Gang zu bringen, war glatt fehlgeschlagen, zumal Krister nicht das geringste Interesse an ihr zeigte. Also aßen wir schweigend. Das im Feuer angeröstete Brot schmeckte hervorragend. Weniger schmeckte die Tatsache, bald keines mehr essen zu können. Jeden Bissen auskostend verlängerte ich den Genuss, an den ich mich in Zeiten der Entbehrung, die zweifellos vor uns lagen, genau erinnern wollte. Gesättigt und müde wickelte ich schließlich die Decke um mich und beobachtete das ersterbende Feuer.
    Viel später lag ich noch immer wach, lauschte dem immerwährenden Seufzen des Ozeans, den leise vernehmbaren Atemzügen meiner beiden Gefährten, die längst schliefen, und wälzte schwere Gedanken.
    Zum wiederholten Male stellte ich mir die aufwühlende Frage, was Vater wohl nun denken mochte, jetzt da seine beiden Söhne auf

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