Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
und davon waren. Ob er wenigstens zu verstehen versuchte?
Umgeben vom Dunkel der Nacht, eingewickelt in eine dünne Decke an der Südspitze Aucklands, erschien mein Vorhaben undurchführbarer denn je. Die feuchte Kühle, die vom vom Meer herankroch und mich frösteln ließ, trug nicht dazu bei, meinen Optimismus zu steigern.
Irgendwann ertappte ich mich dabei, Tauri zu beobachten, jene sandfarbene Scheibe am südwestlichen Horizont, die jetzt, wo sie versank, noch intensiver zu glühen schien. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es wohl sein mochte, wenn Lukes Legende in der Tat der Wahrheit entspräche. Siebzehn Tage und Nächte vollkommene Dunkelheit. Blödsinn. Nicht einmal in den Aufzeichnungen von Radan war so etwas mit einem Federstrich erwähnt gewesen. Nun ja, wenigstens nicht in dem zugegeben verschwindend kleinen Teil, der in verständlicher Sprache niedergeschrieben worden war. Dennoch, was für ein Unfug! Keine Sekunde glaubte ich daran.
„Guten Morgen.“ Noch fest eingewickelt in seine wärmende Decke öffnete Krister die Augen und gähnte: „Ich hätte gerne gebratenen Speck mit Rühreiern. Darf ruhig etwas mehr sein.“
Kühler Wind war über Nacht herangezogen, der Himmel wolkenverhangen und wenig einladend für einen weiteren Tag auf See.
Ich grinste ihn an. „Mach zwei Portionen draus! Wann haben wir eigentlich zuletzt eine Nacht unter freiem Himmel verbracht?“
„Lass mich sehen... war das nicht kurz vor eurer denkwürdigen Entdeckungsreise nach Radan? Die stürmische Nacht am Kap Mandawar?“
Ich überlegte. Ja, er hatte Recht. Das war eine schlaflose Nacht gewesen! Schwerer Sturm war damals aufgezogen und zwang uns zu einer unfreiwilligen Zwischenstation an besagtem Kap, am westlichen Ende Avenors. Der Frühling war kaum angebrochen und die ersten warmen Tage trieben Krister, Rob und mich leichtsinnig zeitig hinaus auf die noch kalte See. Der Winter hatte sich ewig lange hingezogen, und ungeduldig wie wir waren, nutzten wir einen der ersten angenehmer temperierten Tage zu einer Reise in die December Bay. Kräftiger Ostwind nahm uns ohnehin die Entscheidung ab, in welche Richtung es gehen sollte.
Noch vor Sonnenaufgang waren wir damals losgezogen, in demselben Boot, das uns jetzt nach Hyperion bringen sollte, um das Kap noch bei Tageslicht zu erreichen. Das war uns auch gelungen. Nur war der Wind im Tagesverlauf immer stärker, die See unruhiger, die Aussichten auf einen erfolgreichen Fangzug von Stunde zu Stunde geringer geworden.
Ein Frühjahrssturm der Extraklasse brach am späten Nachmittag los, der uns an Land zwang. Mit vereinten Kräften schleppten wir das Boot einen steinigen Kiesstrand hoch und fanden Unterschlupf in einer kalten und feuchten Höhle, durch die der aufgebrachte Wind pfiff. Kein Auge hatte ich in jener Nacht zugetan, vor Kälte zitternd, vor Sorge um das Wohl des Bootes. Es gelang uns nicht einmal, ein Feuer zu machen, um uns zu wärmen. Zwei Tage und Nächte tobten die Elemente, bis sich das Unwetter am dritten Tag endlich verzogen hatte und wir halb erfroren und ausgehungert nach Hause zurückkehrten. Keinen einzigen Fisch hatten wir gefangen, dafür das Boot beschädigt, ein Segel zerrissen und ein Ruder verloren. Die fälligen Reparaturarbeiten standen in keinem Verhältnis zum Nutzen der gesamten Aktion. Aber es hatte dennoch Spaß gemacht. Verdammten Spaß.
„Du warst gestern so schweigsam“, wagte ich zu fragen.
Krister sah mich einen Augenblick an, bevor er die Augen wieder schloss, als wollte er weiterschlafen. Es gab nur wenige Themen, die Krister Bergmark nicht zu diskutieren bereit war, und dazu gehörte Sava. Seit sie sich liebten gehörte ein Teil von ihm nicht mehr zu unserer Freundschaft, gab es etwas, das trennend zwischen ihm und Rob und mir stand. Nun ist Stoney Creek nichts anderes als eine kleine Siedlung am Meer, deren wenige hundert Bewohner von Ackerbau und Fischfang leben. Irgendwie ist keiner dem anderen so richtig fremd. Krister und Sava kannten sich schon, seit sie Kinder waren, ihre Zuneigung füreinander entdeckten sie allerdings erst später, dafür umso intensiver und leidenschaftlicher.
Anfangs hatte ich recht eifersüchtig auf Sava reagiert, die mir zuweilen einen guten Freund raubte. Meiner Meinung nach gab es doch viel Sinnvolleres zu tun.
Würde ich wegen eines Mädchens auch nur einen Augenblick gezögert haben, wenn es darum ging, zwischen ihr und der Jagd nach Oktopoden zu entscheiden? Damals sicherlich
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