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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Ich übernahm den Platz am Heck (und damit das Ruder) und zum unzähligen Mal verließen wir Stoney Creek in nordöstlicher Richtung, als befänden wir uns auf dem Weg zur Tiefen Rinne, zu den Fischfanggründen zwischen den Inseln Auckland und Radan. Doch unsere Route sollte sich schon kurz nach Verlassen der Bucht ändern. Krister und ich waren uns einig, so nahe wie möglich an der Küste nach Osten hin zu schippern, bis zur Meerenge von Heliers, wo Auckland dem Festland zum Greifen nahe kam. Dort wollten wir wieder nordöstlichen Kurs auf die offene See einschlagen, hart an Wanaka vorbei direkt auf Geirfuglasker zu. Cape Longreach würde dann schon in Sichtweite sein.
    Ich steuerte das Boot in den Wind. Das Segel blähte sich und wir setzten uns ruckartig in Bewegung, etwas zu plötzlich für einen erfahrenen Bootsmann, doch die Abenteuerlust hatte jetzt auch mich gepackt. Das Ruder fest im Griff nahm der Kahn rasch Fahrt auf. Meinen Blick zurück auf die Küste gerichtet, auf das immer kleiner werdende Stoney Creek, das schon bald verblasste und sich zu bloßer Ahnung reduzierte, nahm ich Abschied.
    Bei besseren Lichtverhältnissen wären einzelne unverwechselbare Merkmale dieses Küstenabschnittes, den ich wie keinen anderen kannte, sicherlich länger sichtbar gewesen. Obwohl der Himmel im Osten deutliche Signale der bald aufgehenden Sonne sandte, ruhte Stoney Creek noch schlafend im Schatten der allmählich zurückweichenden Nacht. Nicht mehr lange und ein neuer Morgen würde anbrechen und mit ihm das Tagwerk Hunderter rechtschaffender Menschen beginnen. Menschen, die wir mit unserem Vorhaben womöglich in große Gefahr brachten. Ich zwang mich, nicht mehr zurückzublicken, sondern nur noch nach vorne, hinaus auf die offene Tethys.
    Wie beruhigend, sich wieder auf dem Meer zu befinden. Es begrüßte mich wie einen alten Freund, einen Vertrauten. Zufrieden spürte ich, wie sich tiefe Ruhe auszubreiten begann, willkommene innere Stille, welche mich stets dann erfüllte, wenn ich ringsum von Wasser umgeben war. Ich hatte zwar mein Zuhause verlassen – an baldige Heimkehr nicht glauben wollend – doch empfing mich die See ein ums andere Mal nicht wie einen Fremden. Nein, ich kehrte heim zu ihr, sie spendete den nötigen Trost, der den Verlust der eigentlichen Heimat vergessen machte. Die tiefe Liebe zur See erfüllte mich ein ums andere Mal bis in den letzten Winkel meiner Existenz.
    Wir erreichten Point Oloth, eine weit ins Meer ragende Landzunge am östlichen Ende der Bucht. Stoney Creek verschwand endgültig aus unserem Blickfeld. Krister und ich sahen einander an. Wir verstanden, ohne ein Wort aussprechen zu müssen. Ein wichtiger Schritt war getan, der Anfang einer ungewissen Reise lag hinter uns.
    Ich wandte mich noch einmal um. Zu spät. Die Siedlung, obwohl etwas höher gelegen als der Strand, war schon nicht mehr zu sehen. Point Oloth verdeckte bereits jede Sicht auf die sanfte, ausladende Rundung der Stoney Creek Bay, auf mein Zuhause.
    „Leb wohl“, flüsterte ich andächtig und hob die Hand zum Abschied. „Leb wohl, Stoney Creek.“

05 TETHYS
     
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, die erste Nacht fort von daheim zu verbringen und nicht zu wissen, ob und wann es eine Rückkehr geben würde. Ich schien nicht der Einzige zu sein, der Gedanken dieser Art hegte. Schon den ganzen Tag lang hatte an Bord eigenartige Stimmung geherrscht, niemandem schien sonderlich an Unterhaltung gelegen zu sein. Jetzt am Abend noch viel weniger.
    Wir entfachten ein Feuer, steckten den tagsüber erbeuteten Seefisch auf Holzspieße und warteten mit steigendem Appetit geduldig bis er garte. Luke kam mir fremder denn je vor. Stillschweigend und vollkommen aufrecht saß er im Schneidersitz vor dem prasselnden Feuer und fand offensichtlichen Gefallen daran, den brutzelnden Fisch zu beobachten. Fett tropfte zischend in die Flammen. Vom Strand her wehte das sanfte Plätschern der Wellen.
    „Seht euch die Sterne an.“ Ich versuchte eine Konversation in Gang zu bringen. Das sture Schweigen zehrte an meinen Nerven. In der Tat haftete an diesem Abend dem Blick in den rabenschwarzen Himmel etwas Außergewöhnliches an. Das blankgeputzte Firmament schien zum Greifen nahe, die flackernden Lichtpunkte der unendlich weit entfernten Sterne erstaunlich scharf umrissen.
    Drei Augenpaare richteten sich nach oben. Automatisch suchte ich nach den Planeten. Weit im Norden stand Taran, der Goldene, eine strohgelber, verschwommener Farbtupfen.

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