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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Ewigkeiten später, was geschehen wäre, hätte ich die Entdeckung, die ich drauf und dran war zu machen, schlichtweg nicht gemacht. Ein bewölkter Horizont hätte gereicht, um die Sonnenstrahlen daran zu hindern, mir etwas zu zeigen, was vielleicht besser für alle Zeiten verborgen geblieben wäre. Ich hätte auch nur einfach einschlafen und die wenigen Augenblicke des enthüllenden Lichts versäumen können. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre es weder mir noch Rob in den Sinn gekommen, die Höhle genauer in Augenschein zu nehmen. Warum auch? Wir hätten vielleicht noch eine oder zwei Nächte in ihr verbracht, bevor wir wieder aufgebrochen wären, um nie wieder zurück zu kommen. Heute weiß ich, es hat so sein müssen. Die Zeit war reif gewesen. Nein, es war kein Zufall, am 33. April des Jahres 621 nach Beginn der menschlichen Zeitrechnung auf Gondwana diesen Fund gemacht zu haben. Ob die Ermeskul ihre nicht vorhandenen Finger dabei im Spiel hatten, sei dahingestellt. Im Rückblick tendiere ich zu dieser Theorie.
    Ein Stück der hinteren Höhlenwand, die von meinem Ruhelager so aussah, als bestünde sie aus Reihen aufgeschichteter Steine, erregte meine Neugierde. Jene letzten Sonnenstrahlen fielen so günstig darauf, ich wurde regelrecht gezwungen, sie zu bemerken. Meine Augen konzentrierten sich sogleich auf diese unerwartete Entdeckung. Nein, es handelte sich um keine natürliche Erscheinung, dieser Haufen Steine war von welcher Hand auch immer irgendwann aufgetürmt worden.
    Jetzt war meine Wissbegier geweckt. Doch gerade als ich mich erheben wollte, um der Sache auf den Grund zu gehen, ging der magische Moment vorüber. Die Sonne versank und zog ihr verräterisches Licht aus der Höhle ab. Als hätte jemand die einzige Kerze ausgeblasen, wurde es dunkel. Ich erstarrte in der Bewegung, meine Augen immer noch auf die Stelle fixiert, über die sich wieder der Mantel der Finsternis ausgebreitet hatte.
    Doch war es zu spät.
    Ich hatte gesehen, was ich gesehen hatte.
    Das Wissen, auf etwas Ungewöhnliches gestoßen zu sein, auf etwas, das einfach nicht hierher gehörte, ließ mich fortan nicht mehr los. Was mochte sich hinter der steinernen Mauer befinden? Radan war, soweit ich es wusste, nie von Menschen besiedelt worden; besucht ja, lag die Insel doch direkt vor der Haustür Avenors und damit im unmittelbaren Einzugsbereich von Stoney Creek. Womöglich waren Rob und ich nicht die ersten, die diese Kaverne vorübergehend als Behausung nutzten. Durchaus denkbar, dass es vorher schon Menschen hierher verschlagen hatte. Es juckte mich, ins Dunkle hineinzukriechen, aufs Geratewohl zu versuchen, die steinerne Mauer mit den Händen zu ertasten. Doch ich blieb liegen. Ich wollte erst meinem Bruder davon berichten.
    Rob kehrte erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Ebrod, der größere der beiden Monde Gondwanas, war inzwischen in seiner ganzen Pracht über dem Meer aufgezogen. Sein mystisches Licht tauchte die noch junge Nacht in geheimnisvoll blauen Glanz. Wenig bekam ich davon mit. Innerhalb der Höhle war es schon längst stockdunkel.
    „Jack! Schläfst du? Bist du hungrig?“
    „Wie ein Tier.“
    „Ich befürchte, es gibt nicht viel. Steht dir der Sinn nach Tichinas?“
    „Nicht unbedingt. Aber besser als ein weiterer Schlag auf den Kopf.“ Ich stand auf und schwankte nach draußen. Erleichtert stellte ich fest, das Schwindelgefühl bereits wieder im Griff zu haben. Rob saß eingehüllt in Mondlicht vor dem Höhleneingang und schnitt Tichinas auf.
    „Geht es dir besser? Was macht das Köpfchen?“ erkundigte er sich. „Setz dich! Du musst etwas zu dir nehmen.“
    Artig nahm ich neben ihm Platz. Mein Bruder reichte mir eine geschälte Tichina, die ich protestierend entgegennahm.
    „Du musst mich nicht füttern! Ich bin ja kein Krüppel.“
    Rob überging die Bemerkung.
    „Ich war hinter einem jungen Moa her, aber leider hatte ich kein Glück. Sonst gäbe es jetzt einen Festschmaus.“
    Der Gedanke an das saftige Fleisch eines am offenen Feuer gebratenen Moas ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Stattdessen mussten wir uns mit leicht faulig schmeckenden Tichinas zufrieden geben, die aufgrund ihres faserigen Fleisches nicht gerade zu meinem bevorzugten Obst zählen. Sogar in reifem Zustand schmecken sie einfach zu bitter. Süße Bodisaven wären mir eindeutig lieber gewesen.
    Eine Tichina zu schälen bedeutet nicht gerade wenig Arbeit, sitzt ihre Schale doch fest am Fruchtfleisch, besonders bei noch

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