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Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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kleiner und trug einen langen gegliederten Schwanz hinter sich her, dessen Spitze von einem Dorn geschmückt wurde. Auf seinem Rücken war, wohl mit Wachs, eine winzige Papierrolle befestigt, von der ich kaum glauben konnte, dass darauf irgendetwas geschrieben stand.
    »Was ist das für ein Tier?«, fragte ich und wollte gerade danach greifen, als Gabriel plötzlich neben mir auftauchte, als sei er aus dem Boden gewachsen. Erschrocken blickte ich ihn an, die Hand immer noch in der Schwebe über dem Tier, das ich für einen Krebs hielt.
    »Nicht anfassen, das ist ein Skorpion!«, rief er, schlug im gleichen Moment meine Hand beiseite und berührte dabei das Tier, dessen Schwanz auf der Stelle vorschoss und den Dorn in seine Haut bohrte. Gabriel stöhnte auf und versetzte dem Tier einen derart kräftigen Schlag, dass es durch das offene Fenster ein Stück weit auf den Hof flog. Ein leises Klacken ertönte, als es gegen die Stallwand prallte, dann blieb der Skorpion reglos liegen.
    Während mir der Schreck nachträglich in die Glieder fuhr, hörte ich Gabriel etwas murmeln, das ich nicht verstehen konnte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht presste er dieunverletzte Hand auf den Stich. Nach einer Weile sank er auf die Knie und beugte seinen Rücken.
    Ich schrie hilflos auf, während mein Herz zu rasen begann.
    Was ein Skorpion war, wusste ich nicht, aber offenbar hatte der Stachel Gift enthalten. Gabriel hatte den Stich, der mich beinahe getroffen hätte, auf sich genommen.
    »Was ist mit dir?«, fragte ich, während ich zögernd die Hände nach ihm ausstreckte, aber nicht wagte, seine Schultern zu berühren. Wie mochte der Stich eines Skorpions sein? Etwa wie der einer Biene? In dem Falle hätten Zwiebeln helfen können, doch hatte Gabriel so etwas im Haus?
    So gequält, wie seine Miene wirkte, musste es wesentlich schlimmer sein. Als er kurz die Augen öffnete, hätte ich schwören können, dass sie eine andere Farbe hatten als sonst. Doch dieser Eindruck musste wohl mit dem Licht zu tun haben, das durch den halb geöffneten Fensterladen fiel, denn so schnell das türkisfarbene Aufleuchten in seine grauen Augen trat, verschwand es auch wieder.
    »Es geht schon wieder«, keuchte er und versuchte dann auf die Beine zu kommen. Ich wusste nicht, ob es ihm recht war, doch mein Arm bewegte sich wie von allein auf seine Schulter zu und versuchte ihn auf dem Boden zu halten.
    »Bleib besser noch eine Weile hocken, ich werde dich nicht zu deiner Bettstatt tragen können, wenn du umfällst.«
    Gabriel blickte mich nach diesen Worten unverwandt an. Ich wusste seinen Blick nicht zu deuten und nahm an, dass er mir wegen des Stichs, den er meinetwegen erhalten hatte, zürnte.
    Rasch zog ich meine Hand zurück. »Verzeih mir bitte.«
    Er schüttelte den Kopf. »Schon gut. Ich hätte dir nicht zu helfen brauchen. Da ich es getan habe, ist es auch meine Schuld.«
    Immerhin hörte er auf meinen Rat und blieb hocken. Die Hand hielt er weiterhin auf die Einstichstelle gepresst. »Soll ich dir einen Verband anlegen?«, fragte ich voll schlechtem Gewissen.
    »Nein, das wird nicht nötig sein. Es vergeht wieder.«
    Das bezweifelte ich. Warum hatte er mich vor dem Tier gewarnt, wenn es nicht gefährlich war? Und warum sollte der Stich bei ihm einfach so vergehen?
    Während ich ihn fragend ansah, blickte er auf und sagte warnend: »Wenn du wieder einen Skorpion siehst, wirst du ihn in Ruhe lassen, hast du verstanden? Diese Tiere sind sehr giftig und ich will nicht, dass dir etwas passiert.«
    So ähnlich hatte auch mein Vater geklungen, wenn er um mich besorgt war.
    »Und was ist mit dir?« Ich deutete auf seine Hand.
    »Ich sagte doch schon, ich komme damit zurecht. Und jetzt geh und ruh dich weiter aus. Dein Knie braucht Schonung, vergiss das nicht. Ich habe noch einiges zu erledigen.«
    Sein rauer Tonfall ließ mich zurückschrecken. Es würde besser sein, wenn ich ihm keine weiteren Fragen stellte.
    Wie Gabriel es schaffte, nicht an dem Gift zu erkranken oder zu sterben, wusste ich nicht, doch ich versuchte mir einzureden, dass der Stachel nicht richtig getroffen hatte oder die Menge nicht groß genug war, um ihn umzubringen. Es war in diesem Augenblick meine einzige Erklärung für etwas, das eigentlich nicht zu erklären war.
    Zurück in dem großen Raum ließ ich mich auf die Kissen sinken. Die Schwere meiner Glieder ließ auch meinen Geist träge werden, also schloss ich die Augen und erlaubte meinen Erinnerungen, mich fortzuziehen in das

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