Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
über das Gesicht, sodass nur die Augen frei blieben. Leise wie ein Schatten eilte er dann zu seinem Pferd, schwang sich in den Sattel und drückte ihm sanft die Hacken in die Flanken. Alkadir spürte die Erregung seines Herrn und sprengte augenblicklich los. Seine durch Tücher gedämpften Hufschläge verklangen schon bald im Nachtwind.
Die Stadt war einige Meilen entfernt, aber der Hengst lief schnell. Bevor Mitternacht vorüber war, erreichte er Alexandria. Die Stadttore waren verschlossen, doch Gabriel hatte Vorkehrungen getroffen. Er brachte sein Pferd im Schatten der Mauer zum Stehen, saß ab und lief dann zu einem unauffälligen Steinhaufen in der Nähe. Unter diesem hatte ereinen Haken und ein Seil verborgen, die er an sich nahm, um damit zur Mauer zu eilen.
Gekonnt schwang er den Haken in die Luft und hörte wenig später, wie er auf den Stein auftraf. Nachdem er sichergestellt hatte, dass sich der Haken verkeilt hatte, kletterte er nach oben.
Auf der Mauer liefen für gewöhnlich auch Wachen herum, aber um diese Zeit versammelten sie sich häufig in der Wachstube, um sich an heißem Cahvee die Hände und die Mägen zu wärmen. Auch Gabriel hatte das kräftige, mit vielen Gewürzen versetzte Getränk bereits zu schätzen gelernt, auch wenn er dessen belebende Eigenschaften eigentlich nicht benötigte.
Zunächst hatte es ihn gewundert, dass in der hier herrschenden Gluthitze heiße Getränke wie Cahvee oder ein Getränk namens Chai , das man aus getrockneten Minzblättern brühte, serviert wurden. Dann hatte ihm ein weiser Mann erklärt, dass in der Wüste die erfrischende Wirkung eines Getränks schneller verginge, wenn es kalt war. Der Körper würde es erwärmen und dabei zusätzliche Energie verbrauchen. Trank man aber etwas Heißes, sank die Temperatur des Leibes und das Getränk hielt länger vor.
Dass das stimmte, hatte Gabriel bereits öfter feststellen können. In diesem Augenblick war er für die Trinkgewohnheiten der Muslime allerdings aus einem anderen Grund dankbar, denn sie sorgten dafür, dass niemand auf der Mauer zu sehen war. Rasch eilte er den Wehrgang entlang und erreichte schließlich eine Stelle, von der er bequem auf eines der Hausdächer springen konnte. Es gab ein dumpfes Rumpeln, als er auf den Schindeln landete, doch da es sich um einen Schuppen handelte, gab es keine Bewohner, die er aus dem Schlaf schrecken konnte.
Das Haus des Kaufmanns befand sich in der Stadtmitte,nahe der großen Moschee. Wie er während seiner Beobachtung herausgefunden hatte, beschäftigte Harun ibn Islar ein paar Wächter, die ihn und seinen Besitz schützen sollten. Es war ziemlich riskant gewesen, sich öfter in der Nähe dieses Hauses zu bewegen, denn wie Gabriel bemerkte, waren die Männer ihr Geld wirklich wert. Einmal hatten sie ihn angesprochen und genau nachgefragt, was er hier suche. Er hatte sich damit herausreden können, dass er fremd in der Stadt sei und nicht wisse, wo er hinsollte. Die Wachen hatten ihn misstrauisch angeblickt, aber ziehen lassen.
Beim nächsten Mal hatte er sich mehr vorgesehen. Und auch jetzt hielt er sich bereit, die Wachen notfalls auszuschalten, wenn es sein musste.
Nachdem er noch einmal seine Waffe überprüft hatte, suchte er seinen Weg über die Dächer und durch die Schatten der Stadt. Ein Hund begann zu kläffen, als unter seinen Sohlen ein paar Steine wegsprangen. Gabriel verharrte so lange im Schatten, bis sich das Tier wieder beruhigt hatte. Dann schlich er weiter.
Das Haus des Kaufmanns war von einer hohen Steinmauer umgeben, um das Innere vor neugierigen Blicken zu schützen. Die Spitzen einiger Dattelpalmen ragten über die Mauerkante, dahinter konnte Gabriel die Bögen einer Galerie erkennen.
An einer Stelle, die komplett im Schatten lag, erklomm er die Mauer. In der Mitte des Innenhofes plätscherte ein Brunnen, doch Gabriel nahm davon nur nebenbei Notiz.
Da er noch keinen Wächter ausmachen konnte, kletterte er an einer versteckt liegenden Säule hinauf zur Galerie. Mondlicht, das durch die Spitzbögen fiel, erschwerte ihm die Tarnung, doch er verschwand rasch in dem dunklen Gang dahinter.
Den Zweck der einzelnen Gemächer kannte er nicht, aberer folgte seinem Gehör und Spürsinn, die ihn sicher zu Harun ibn Islar führen würden. Seine Schritte waren auf dem glatten Fußboden aus poliertem Marmor nicht zu vernehmen.
Ein Geräusch ließ ihn plötzlich zögern.
War ibn Islar noch wach?
Den Atem anhaltend verschmolz er mit der Dunkelheit und
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