Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Wachposten, die beinahe ehrfurchtsvoll stehen blieben und sich vor mir verneigten. Ab und zu vernahm ich das Wort » Sayyida «, Herrin, als ich an ihnen vorüberging. Das erschien mir recht seltsam, denn ich war doch die Gleiche wie vorher. Doch die Wachen sahen dies offenbar anders.
Nach einer Weile war mir ihr Verhalten einfach nur peinlich und so beeilte ich mich, zu Sayds Gemächern zu kommen. Hier begegnete ich glücklicherweise niemandem mehr. Einen Moment zögerte ich an der Tür, dann kratzte ich mit den Fingernägeln über das Holz.
»Komm herein!«, erklang Sayds kräftige Stimme. Offenbar hatte ich recht damit, dass ihm die Wunden nichts mehr ausmachten. Als ich in sein Gemach trat und mich darüber wunderte, wie schmucklos es war, fand ich Sayd auf seinem Bett liegend. Noch immer trug er nur seine Hose; sein Oberkörper war nackt.
Die kleineren Wunden waren nicht viel mehr als rosafarbene Streifen, die verblassen würden, doch die Verletzungan seiner Hüfte war immerhin so tief, dass sie eines Verbandes bedurfte und nicht gleich abgeheilt war.
»Kommst du, um den geschlagenen Löwen zu verspotten?«, fragte Sayd, während er mir den Kopf zudrehte. Auch die Halswunde war wieder verschwunden, aber ich erinnerte mich gut, wo die Feder ihn getroffen hatte.
»Ich wollte fragen, wie es dir geht«, entgegnete ich, während ich die Tür hinter mir ins Schloss zog und in respektvollem Abstand vor ihm stehen blieb.
Sayd musterte mich einen Moment lang, dann sagte er: »Sicher besser als dir. Wenngleich es die eine Wunde wirklich in sich hat. Das war ein sehr guter Schlag!«
Mir lag schon eine Entschuldigung auf den Lippen, doch dann fiel mir wieder ein, was Sayd mit mir angestellt hätte, wenn es mir nicht gelungen wäre, ihn zu überlisten. Noch immer hatte ich die fallende Haarsträhne vor Augen.
»Warum heilt die Wunde nicht wie die anderen?«
»Das hat etwas damit zu tun, was wir sind. Und was wir tun müssen, um unsere Gabe zu erhalten.«
Das klang für mich sehr rätselhaft, und ich fürchtete schon, dass Sayd die Erklärung auf einen anderen Zeitpunkt vertagen würde. Doch mit der bestandenen Prüfung hatte ich offenbar auch das Recht erworben, ein paar Dinge zu erfahren.
»Wenn ich in der Arena dein Leben genommen hätte, hätte ich auch das Recht auf dein Blut gehabt«, erklärte er mir. »Niemand weiß warum, aber wenn wir das Blut unseres Gegners trinken, und sei es auch nur einen Schluck, schreitet die Heilung unserer Wunden noch schneller voran. Selbst Wunden wie diese hier heilen so schnell, dass man zusehen kann. Doch ich habe dein Blut nicht bekommen und so muss mein Körper sehen, wie er allein damit fertig wird.«
Überraschenderweise huschte jetzt ein Lächeln über seinGesicht. Obwohl mir das Gesagte einen Schauer über den Rücken laufen ließ, kam ich nicht umhin, es zu erwidern.
»Du hast mich nicht enttäuscht, Laurina«, setzte er dann hinzu. »Ich wusste gleich, dass du etwas Besonderes bist. Bisher habe ich mich noch nie in der Einschätzung eines Menschen getäuscht.«
»Du kannst einem Menschen also das Schicksal vorhersagen?«
Sayd bedeutete mir, näher zu treten. »Ich bin mit einer besonderen Gabe gesegnet«, sagte er, als ich neben seiner Bettstelle stand. »Jeder von uns erhält eine, wenn wir in Unsterbliche verwandelt werden. Meine ist die, in den meisten Fällen zu wissen, was aus einem Menschen werden wird. Die Vorhersage des Schicksals hat damit nichts zu tun, das ist allein Sache Allahs. Doch ich spüre, welcher Mensch so besonders ist, dass er etwas von Bedeutung erreichen könnte.«
Sayd hielt kurz inne und presste die Hand auf den Verband. Offenbar hatte er Schmerzen. »Die Säfte«, sagte er schließlich, als sich seine Miene wieder entspannte. »Wenn sie sehr viel mit einer Wunde zu tun haben, verursachen sie Schmerzen. Aber das wirst du auch noch kennenlernen. Es war auf jeden Fall ein guter Kampf, den du mir geliefert hast. Wärst du nicht so hitzköpfig gewesen, hättest du vielleicht die eine oder andere Wunde vermeiden können.«
Ich lächelte breit. »So bin ich nun mal.« Ich stockte, denn eine Frage schoss mir durch den Sinn. »Du hättest mich tatsächlich getötet, nicht wahr? Wenn ich nicht in die Hocke gesunken wäre, hättest du mir den Hals durchgeschnitten.«
»Selbstverständlich«, gab Sayd zurück. »Es ist so bestimmt, dass keiner, der es nicht schafft, mich sieben Mal zu verwunden, den Ring lebend verlassen darf.« Und es hätte dir
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