Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
stieß ein unwilliges Schnauben aus, dann bedachte er mich mit einem hasserfüllten Blick. Ich hätte ihm am liebsten entgegengeschleudert, dass dadurch sein Mädchen auch nicht wieder zum Leben erwachen würde, doch ich hatte keinen Atem dafür. Jetzt, wo die Anspannung allmählich von mir abfiel, spürte ich die Wunden stärker denn je. Einige brannten wie Feuer, andere pochten. Zwischen meinen Zähnen knirschte der Sand. Zu allem Überfluss wurden jetzt auch noch meine Knie weich.
Doch ich wollte mir nicht die Blöße geben, vor den Männern in den Sand zu sinken. Stattdessen stützte ich mich auf Fenrir und blickte mich um. Noch waren die Gesichter unter den Kapuzen verborgen, aber ich konnte deutlich die Blicke spüren.
Nun trat Sayd auf mich zu und reichte mir die Hand. Als ich die Geste erwiderte, umfasste er meinen Oberarm und ich tat Gleiches mit seinem. In dem Augenblick entblößte ein Assassine nach dem anderen sein Haupt. Ich erkannte Jared, David, Belemoth, Hakim, Vincenzo, Saul und Ashar. Malik blickte weiterhin finster drein, doch er konnte nichts gegen den Beschluss ihres Anführers tun.
»Du bist nun eine Schwester unter Brüdern«, sagte Sayd auf Arabisch. »Von diesem Augenblick an stehst du unter unserem Schutz. Wenn du erst einmal die Gabe erhalten hast, wirst du weder die Zeit noch sonst einen Gegner zu fürchten brauchen.«
Gabriel hatte mir nicht gesagt, was ich darauf antworten sollte. Das Einzige, was mir einfiel, war ein Nicken. Sayd schien damit allerdings schon zufrieden zu sein. »Gabriel, bring die Auserwählte zurück in ihr Quartier!«, rief er meinem Lehrmeister zu.
Dieser löste sich stumm von den anderen und postierte sich am Ausgang des Ringes. Sayd nickte mir noch einmal zu, dann durfte ich die Arena verlassen. Das Gefühl von Gabriels Hand, die sich um meinen Arm legte, war beruhigend.
Schweigend passierten wir den finsteren Gang, gefolgt von den Blicken der anderen Assassinen. Ich wartete darauf, dass sie sich anschlossen, doch das taten sie nicht. Respektvoll blieben sie zurück.
»Ich habe es geschafft!«, wisperte ich beinahe ungläubig, nachdem wir die Treppe erklommen hatten.
»Ja, das hast du«, entgegnete Gabriel. »Und du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich darüber bin. Eine Zeit lang hatte es so ausgesehen, als würdest du den gleichen Weg wie Khadija gehen.«
»Malik hat ihr nicht beigebracht, auf den Händen zu laufen«, frohlockte ich, und das Glück, noch immer am Leben zu sein, überflutete mich derart heftig, dass ich für einen kurzen Moment sämtliche Schmerzen vergaß.
Gabriel lächelte nun. »Malik hatte geglaubt, dass seine Khadija eine überragende Kämpferin ist. Die Liebe hat ihn blind gemacht und ihm ihre Schwächen verschwiegen.«
»Und wie es aussieht, wird er mir nie verzeihen, dass ich nun ihre Stelle eingenommen habe.«
»Das hast du nicht.« Gabriel machte halt und sah mich nun eindringlich an. »An der Stelle, an der du stehst, hat zuvor noch keine Frau gestanden. Ashala war das, was sie war, schon seit Kindesbeinen. Du wirst die erste Lamie sein, die im Erwachsenenalter geschaffen wird. Genau so, wie sie es verlangt hatte.«
»Ashala hat das verlangt?«, wunderte ich mich. »Hat sie ihren Tod denn nahen sehen und euch ihren letzten Willen mitgeteilt?«
»Nicht ganz.« Gabriel schien aus Gewohnheit zu überlegen, ob er mir die Geschichte erzählen sollte oder nicht. »Aber das muss warten, bis deine Wunden versorgt sind. Sonst werde ich dich schon bald durch die Burg tragen müssen.«
Ich wollte schon erwidern, dass ich mich nicht schwach fühlte, aber das wäre gelogen gewesen. In den Wunden bildeten sich zwar erste Gerinnsel, aber Blut tropfte immer noch in meine Kleider.
»Bekomme ich dazu wieder dein Blut?«, fragte ich, während wir weitergingen.
»Du willst mich wohl ausbluten wie eine Ziege, oder was?«, gab mein Lehrmeister zurück, und ich konnte in diesem Augenblick nicht genau sagen, ob seine Empörung echt oder gespielt war.
»Würde es dich denn so viel Blut kosten?« Ich blickte an mir hinab. Mein Gewand war zu großen Teilen rot.
»O ja, sehr viel«, antwortete Gabriel. »Besonders für die tiefen Wunden. Sayd hat dir zwei wirkliche Prachtstücke verpasst, besonders der erste Treffer sah schlimm aus.«
Ich griff an meine Rippe. Sie schmerzte am wenigsten. Eher fühlte sie sich ein wenig taub ab.
»Aber keine Sorge, du wirst keine Narben zurückbehalten. Selim und Melis mögen vielleicht verrückt sein,
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