Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
sah zu, dass ich um die Ecke kam. Selim und Melis blieben in der Kammer mit der Phiole zurück, doch ich war sicher, dass sie sie weder stehlen noch ihr irgendeinen Schaden zufügen würden, denn von ihr hing ja meine Verwandlung und Malkuths Armee von Unsterblichen ab.
Als ich einigen Abstand zwischen mich und die Zwillinge gebracht hatte, wurde mir leichter ums Herz. Noch einmal würde ich mich nicht in ihr Labor wagen. Rasch strebte ich meiner Kammer zu. Wann das Ritual stattfinden würde,wusste ich nicht, doch lange würde Malkuth nicht damit warten wollen.
Vor meiner Kammertür wurde ich bereits von Gabriel erwartet. Ein strahlendes Lächeln zog über sein Gesicht, als er mich sah.
»Offenbar geht es dir wieder besser«, sagte er. »Wenn du umherlaufen kannst, können deine Wunden nicht mehr allzu schlimm sein.«
»Die an der Rippe schmerzt noch immer«, gab ich zurück.
»Soll ich sie mir noch einmal ansehen?«
»Nein«, antwortete ich schnell, denn die Erinnerung an seine Berührungen ließen erneut dieses seltsame Feuer in mir erwachen, das ganz sicher nicht von den Verletzungen oder dem Heilmittel herrührte. »Es geht schon.« Als Gabriel mich eindringlich ansah, wurde ich rot. Irgendetwas lag ihm auf dem Herzen, doch er schien sich nicht so recht zu trauen, es auszusprechen.
»Ich habe es nicht glauben wollen«, begann ich schließlich, um meine Verlegenheit ein wenig zu überspielen. »Aber du hattest recht, Selim und Melis sind wirklich krank im Kopf.«
Gabriel zog verwundert seine Augenbrauen hoch. »Bist du den beiden etwa begegnet?«
»Ich bin zufällig in ihre Räumlichkeiten geraten«, antwortete ich. »Oder besser gesagt, ich war dumm genug zu glauben, dass sie mir wirklich nur das Elixier zeigen wollten.«
»Sie haben dir die geheime Kammer gezeigt?«
»Ja, aber vorher bestanden sie darauf, dass ich einen Blick in ihr Labor werfe. Vielleicht würde ich ja Gefallen an ihren Giften und den anderen Scheußlichkeiten finden.«
»Wie es aussieht, war das nicht der Fall.«
Ich schüttelte den Kopf und gewann allmählich meine Selbstsicherheit wieder zurück. »Ich dachte schon, Jared seiverrückt mit seinen Käfern, Skorpionen und dem Tintenfisch, aber gegen die beiden ist er vollkommen normal.«
»Du hast die Gläser mit ihren Präparaten gesehen, nicht wahr?«
»Wenn du die eingelegten toten Tieren meinst, ja, die habe ich gesehen.«
Gabriel grinste wissend. »Sie sammeln alle möglichen Kreaturen und legen sie in eine Flüssigkeit ein, die früher die ägyptischen Einbalsamierer nutzten, um die Körper ihrer Herren zu erhalten. Man muss auf so etwas gefasst sein, wenn man ihnen begegnet.«
»Ich werde es mir merken.«
Wir sahen uns einen Moment schweigend an, dann erklärte Gabriel: »Ich wollte gerade sehen, wie es Sayd geht. Willst du mich begleiten?«
»Ich war bereits dort«, entgegnete ich, setzte aber rasch hinzu: »Aber ich begleite dich gern zu seiner Tür.«
»Es scheint fast, als hättest du jetzt Frieden mit ihm geschlossen.«
»Er hat mich fortgeschickt, als ich bei ihm war. Ich glaube nicht, dass Friede zwischen uns herrscht, aber immerhin hat er mich nicht getötet. Mein Vater sagte immer, dass man einem geschlagenen Feind vergeben soll.«
»Das würde Sayd freuen, auch wenn er nicht den Anschein macht. Also gut, dann komm.«
Malkuth blickte nachdenklich auf die Phiole, die den letzten Rest des Elixiers enthielt. Im Fackelschein wirkte die Flüssigkeit golden, die roten Punkte darin funkelten wie die Splitter eines Rubins. Es waren tatsächlich Blutstropfen, die bei der Entnahme des Elixiers eingeschlossen worden waren.
Da sie die Qualität nicht minderten, hatte Malkuth nie verlangt, sie zu entfernen. So blieben sie als Erinnerung an Ashala in dem Glaskolben und würden schon bald auf die neue Lamie übergehen.
Gleich als er in die Feste zurückgekehrt war, hatte man ihn davon unterrichtet, dass Laurina die Prüfung bestanden hatte. Als Erste von mittlerweile zehn Mädchen hatte sie den Kampf gegen Sayd überlebt. Für die Männer in der Burg war es ein Freudentag, und auch Malkuth konnte frohlocken. Endlich würde er sein Heer unsterblicher Krieger bekommen – und sich Sayds entledigen können, der mit dem verlorenen Kampf seine Schuldigkeit getan hatte.
Ein leises Knirschen von Schritten riss ihn aus seinen Gedanken. »Kommt näher, Hakim und Malik, meine getreuen Freunde«, winkte er die beiden Assassinen herbei, die sich im Schatten gehalten
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