Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
ob die beiden je meine Freunde werden würden. Außerdem wollte ich meine Feinde mit ehrlicher Klinge bekämpfen und nicht mit Gift. Dennoch wagte ich nicht, ihnen das an den Kopf zu werfen.
»Hast du denn schon …
»… das Elixier gesehen?«
»Nein, bisher nicht«, gab ich zurück.
»Würdest du es …«
»… denn gern sehen? Wir können …«
»… es dir zeigen.«
Eigentlich hatte ich keine Lust, den Zwillingen irgendwohin zu folgen, doch wie das Mittel aussehen würde, das man mir verabreichen wollte, interessierte mich schon. Die Warnung Gabriels in den Wind schlagend nahm ich die Einladung an.
Ich hätte allerdings ahnen müssen, dass es nicht nur beim Betrachten des Elixiers bleiben würde.
»Wenn du willst, zeigen …«
»… wir dir auch unser Labor. Vielleicht erweckt …«
»… das in dir auch die Liebe zum Gift.«
Ehe ich michs versah, stand ich in einem kleinen Raum, der mit allerhand Regalen vollgestopft war. Ein wenig erinnerte mich der Raum an das Hinterzimmer von Jared, doch schnell erkannte ich, dass es gewaltige Unterschiede gab. In den Gläsern, die die Derwische aufbewahrten, befanden sich tote Tiere, die in einer gelblichen Flüssigkeit schwammen.
Mein Magen begann bei diesem Anblick zu rebellieren, und das lag nicht an der Wunde, die dort heilen sollte. »Wo ist denn nun das Elixier?«, fragte ich, woraufhin die beiden ein Kichern vernehmen ließen, als hätten sie mich in die Falle gelockt. Ich ärgerte mich über mich selbst, dass ich ihnen gefolgt war.
»Sie ist …«
»… ungeduldig. Kann es …«
»… kaum noch abwarten …«
»… die Lamie zu werden.«
Am liebsten hätte ich die beiden ordentlich durchgeschüttelt und ihnen eingebleut, dass sie wie normale Menschen reden sollten, aber da lenkten die Derwische auch schon ein.
»Also gut …
»… dann komm mit. Die Gifte …«
»… können wir dir auch …«
»… ein anderes Mal zeigen.«
Damit verließen wir glücklicherweise das Labor und betraten einen schmalen Gang. Obwohl mir die Zwillinge nicht zu nahe kamen, hatte ich in ihrer Gesellschaft ein unangenehmes Gefühl und ich bereute, Fenrir nicht bei mir zu haben.
Nach einer Weile kamen wir schließlich an eine Tür, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Was zunächst aussah wie silberne Beschläge, entpuppte sich als komplizierter Mechanismus, um die Tür zu öffnen. Wie sich zeigte, hüteten die Zwillinge einen Schlüssel, mit dem sie das Schloss entriegeln konnten.
»Malkuth hat …«
»… höchstes Vertrauen in uns. Außer ihm …«
»… haben nur wir einen Schlüssel.«
Die Schlösser schnappten der Reihe nach auf, und als die beiden die Tür öffneten, blickte ich überrascht in einen Raum, der von Abendlicht durchflutet wurde. In seiner Mitte stand eine Art Schrein, in dem sich eine kunstvoll in Silber eingefasste Phiole befand. Die Zwischenräume in dem Blattmuster erlaubten einen Blick auf das Elixier.
»Das ist das Elixier«, sagte einer der Zwillinge, ich weiß nicht, welcher von beiden, und ausnahmsweise fügte der andere nichts hinzu.
Fasziniert betrachtete ich das gläserne Gefäß, das mit einem silbernen Deckel verschlossen wurde. Die Flüssigkeit, die sich darin befand, waberte mal goldfarben, dann wieder silbern. In ihrer Mitte schwammen ein paar rote Tropfen, die wie Blut aussahen.
Die Frage, wie mir dieses Mittel verabreicht werdenwürde, lag mir auf der Zunge, doch ich hütete mich, sie Selim und Melis zu stellen. Ihre Antwort hätte mich entweder geängstigt oder verwirrt.
»Das Elixier der Göttin«, wisperte der andere Zwilling jetzt ehrfurchtsvoll.
»Woher stammt es?«
»Aus dem Körper …«
»… deiner Vorgängerin Ashala.«
»Und wie …?« Die Frage blieb mir augenblicklich im Hals stecken. Wollte ich wirklich wissen, wie diese Flüssigkeit gewonnen worden war? Vielleicht hatte man die Leiche der Lamie ausgeblutet oder ihr andere Schrecklichkeiten angetan. Dinge, die vielleicht auch mir bevorstanden, wenn ich irgendwann umkommen sollte.
»Was wolltest …«
»… du wissen?«
»Nichts«, antwortete ich schnell, denn die Gesellschaft der Zwillinge wurde mir nun doch zu unheimlich. »Meine Wunden machen mir noch ein wenig zu schaffen. Ich sollte mich ausruhen gehen.« Ich vermied den Blick der beiden, als ich mich umwandte und dann der Tür zustrebte.
»Sollen wir …«
»… dich nicht zurückbegleiten?«, tönte es hinter mir her.
»Nein danke, ich finde den Weg zurück schon allein«, rief ich schnell und
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