Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Stelle zurück. »Seine Anwesenheit war das Zeichen dafür, dass Hakim die Halbsterblichen bald schon zu mir schicken würde, um mich anzugreifen. Deshalb war Gabriel auch so in Eile. Glaube mir, Laurina, wenn ich bei Malik das kleinste Anzeichen wirklichen Verrats bemerkt hätte, stünde er nicht hier.«
So richtig glaubte ich dennoch nicht an Maliks Unschuld, denn es war durchaus möglich, dass er sich nur verstellte, um seine Haut zu retten. Doch ich nickte und trat zurück.
Lächelnd zog Sayd daraufhin zwei Gegenstände unter dem Tuch hervor. »Wo ich schon mal in der Nähe war, dachte ich mir, dass du diese hier gebrauchen könntest.«
Ich konnte es nicht fassen, Fenrir und Davids Dolch wiederzusehen.
»Wie hast du …«, begann ich, dann ließ ich mich doch dazu hinreißen, ihn zu umarmen. »Ich danke dir.«
»Keine Ursache, Sayyida«, flüsterte er mir daraufhin ins Ohr und lächelte breit.
Ich war so glücklich darüber, das Schwert meines Vaters zurückzuhaben, dass ich die seltsame Anrede, die auch schon die Wachen gebraucht hatten, ignorierte.
Wenig später saßen wir erneut um die Feuerstelle und Sayd gab seine Geschichte zum Besten.
»Nachdem ich mich von Gabriel und Laurina getrennt hatte, bin ich zu Malkuths Gemächern gelaufen. Dort begegnete mir Hakim, aber ich hatte keine Zeit, mich länger mit ihm zu befassen.«
»Dann ist er also am Leben«, murmelte Gabriel finster.
»Ja, aber beim nächsten Mal wird er nicht so viel Glück haben«, gab Sayd entschlossen zurück. »In diesem Moment war mir das Elixier wichtiger.«
»Da ich spürte, dass der Emir nicht in der Nähe war, sondern auf dem Weg, meinen Leichnam zu inspizieren, lief ich zu der Kammer, in der das Elixier aufbewahrt wurde. Wie nicht anders zu erwarten traten mir Selim und Melis entgegen – wie es sich gehört, mit Waffen. Sie sind zwar gute Giftmischer, aber lausige Kämpfer. Ich setzte sie rasch mit meinen Nadeln außer Gefecht, nahm ihnen die Schlüssel ab und stahl das Elixier. Dann kletterte ich aus dem Fenster, eilte über den Wehrgang, wo ich noch schnell in den Frauengemächern vorbeischaute, um Laurinas Waffen zu holen.«
Sayd öffnete seinen dunklen Waffenrock und zog die Phiole hervor, die mir die beiden Derwische gezeigt hatten. Die Flüssigkeit schimmerte im Fackellicht, als er sie mir reichte. Ich wunderte mich über das zarte Glas, das die Flüssigkeit umschloss, und glaubte beinahe, dass Wärme aus dem Inneren strahlte. Oder war es nur die Wärme von Sayds Haut, die ich spürte?
»Wenn du noch immer willst, Laurina, werde ich dich mit dem Elixier verwandeln. Im Gegensatz zu Malkuth zwinge ich dich aber nicht dazu. Du hast deinen Wert auch ohne die Unsterblichkeit.«
»Also muss ich nach meiner Verwandlung nicht Tausende unsterbliche Krieger schaffen?«
Sayd schüttelte den Kopf. »Nein, du würdest das Elixier lediglich in dir bewahren.«
»Dann wüsste ich nicht, was dagegensprechen sollte. Unsterblich bin ich euch noch nützlicher. Und ich hätte alle Zeit der Welt, um meinem Vater ein Andenken zu schaffen. Allerdings verlange ich von euch, dass ihr mir nun erklärt, was ihr damals in der Schmiede zu bereden hattet. Wenn ich die Unsterblichkeit mit euch teile, dann auch eure Geheimnisse.«
Sayd blickte hinüber zu Gabriel, als könnte er nicht glauben, dass er mich im Unklaren gelassen hatte. Dann nickte er ihm zu.
»In den Nächten, während du geschlafen hast, haben wir uns heimlich getroffen«, erklärte Gabriel. »Nur wir neun.«
»Als mich Malkuth losschickte, um Saladin zu töten, kam ich zu der Erkenntnis, dass nicht der Sultan das Übel dieses Landes ist, wie es Malkuth gern darstellt, sondern er selbst«, erklärte Sayd. »Der Sultan wird dieses Land von den Invasoren befreien und Frieden stiften. Wirklichen Frieden. Ich habe es in einer meiner Visionen gesehen, die bis jetzt immer zutreffend waren.«
»Und Malkuth wollte die Macht für sich.«
»Genauso ist es! Schon seit einiger Zeit trieb mich der Gedanke um, was wäre, wenn wir unsere Unsterblichkeit zu einem anderen Zweck nutzen – dem, die Menschheit zum Frieden zu führen. Wir haben alle Zeit der Welt, jedenfalls wenn wir uns vorsehen. Wir könnten die Geschicke derMenschen lenken, wir könnten dafür sorgen, dass nie wieder jemand wegen seines Glaubens verfolgt wird oder Krieg führen muss.« Jetzt wandte er sich auch an die anderen, als ob sie von seinen Zielen noch immer nicht überzeugt seien.
»Stellt euch eine Welt vor, in der
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