Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
übrig. »Vielleicht ruft jeder Weg eine andere Reaktion hervor. Wir haben noch keine Erfahrungen bei der Übertragung auf dem Blutweg.«
Gabriel schwieg besorgt. Er selbst erinnerte sich noch sehr gut an seine Verwandlung. Er hatte brennende Schmerzen erlitten, beinahe so, als sei flüssiges Feuer durch seine Eingeweide und schließlich durch seine Adern geflossen. Das Fieber hatte ihn einige Stunden in eisernem Griff gehalten, sodass man ihn festbinden musste, damit er sich in seinem Toben und Krampfen nicht selbst verletzte.
Diese Reaktionen waren bei Laurina ausgeblieben. Offenbar hatte das Elixier sie nach und nach betäubt. Die Verwandlung der Flüssigkeit in eine gallertige Masse war schon erschreckend genug gewesen. Doch Laurinas seltsame Schwäche und Stille war alarmierend.
»Ist sie denn überhaupt noch am Leben?«, fragte Malik hinter ihnen. »Sie sieht aus, als sei jeder Funke Leben aus ihr gewichen.«
Gabriels und Sayds Hände berührten sich bei dem Versuch, nach ihrem Herz zu fühlen. Die Männer blickten einander an, dann ließ Sayd Gabriel den Vortritt. »Ihr Herz schlägt«, antwortete dieser erleichtert. »Und es strahlt Wärme ab.«
Sayd schloss kurz die Augen. »Dann lebt sie nicht nur, ihr Körper nimmt gerade den Kampf gegen das Elixier auf. Den Kampf, den wir alle durchgestanden haben.« Einen Moment noch betrachtete er die Ohnmächtige, dann wandte er sich Gabriel zu.
»Du wirst über sie wachen. Wenn sich irgendeine Veränderung einstellt, gib uns Bescheid.«
Gabriel nickte und Sayd legte ihm daraufhin die Hand auf die Schulter. »Sie wird es überstehen.«
»Hast du das in einer deiner Visionen gesehen?«
Sayd lächelte unergründlich. »Ich sehe in meinen Visionen vieles ... Laurina ist stark, nicht umsonst hat sie die Prüfung bestanden. Sie wird es schaffen und wir werden dann nicht nur eine Lamie haben, sondern auch eine hervorragende Kriegerin. Und jetzt schließ ihr die Lider, Gabriel, du willst doch nicht, dass die wunderschönen blauen Sterne austrocknen.«
Gabriel kam seiner Anweisung mit zitternder Hand nach.
Als sich nach drei Tagen keine Besserung einstellte, setzte sich Sayd zu Gabriel, der sich seit der Verwandlung keinen Augenblick Schlaf gegönnt hatte. Um sich wach zu halten, meditierte er immer wieder, außerdem brachten ihm seine Kameraden Speisen und Wasser. Die Angebote Jareds und Davids, die Wache zu übernehmen, hatte er ausgeschlagen.
»Sie war meine Adeptin, ich bin für sie verantwortlich«, sagte er jedes Mal, doch er wusste, dass es noch einen anderen Grund gab, warum er nicht von ihrer Seite weichenwollte. Denselben Grund, aus dem er gehofft hatte, dass sie einwilligen würde, in die Bruderschaft einzutreten, und aus dem er um ihr Leben gefürchtet hatte.
Wahrscheinlich hatte dieser Grund schon existiert, als er sie am Strand gefunden hatte. Doch weil er zu ihrem Ausbilder geworden war, hatte er ihn nicht wahrhaben wollen.
Plötzlich flog die Tür auf und herein stürmte Vincenzo. Er wirkte, als wäre er von einem Dutzend Bluthunden gejagt worden.
»Saladin marschiert auf die Tore von Jerusalem zu!«
»Dann wird Malkuth versuchen, ihn während der Schlacht zu töten«, murmelte Sayd, und sprang auf. »Hol die anderen! Wir müssen sofort aufbrechen.«
»Und was ist mit Laurina?« Gabriels Stimme klang verzweifelt.
»Wir werden sie mitnehmen. Vielleicht erwacht sie während der Reise.«
»Oder sie stirbt.«
»Wenn das Allahs Wille ist, dann wird es auch geschehen, wenn sie hierbleibt«, gab Sayd zurück. »Ich kann sie nicht an einem Ort lassen, der Malkuth bekannt ist. Es ist ohnehin ein Wunder, dass er uns noch nicht seine Halbmenschlichen auf den Hals gehetzt hat.«
»Es werden nicht mehr viele davon übrig sein«, warf Jared ein, der sich nun hinzugesellte. »Du hast Anubis ordentlich zu tun gegeben.«
»Wenn wir schon bei Göttern sind, Allah hat, was Laurina angeht, keine Macht«, murmelte Gabriel resigniert. »Vielleicht sollte jemand zu ihrer Göttin beten.«
Sayd zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Hat sie dich etwa bekehrt?«
»Nein, aber ...«
»Dann bete zu deinem Gott, wie ich zu Allah beten werde.Etwas anderes können wir nicht tun, es sei denn, du findest jemanden von ihrem Volk.« Er klopfte Gabriel auf die Schulter, dann setzte er hinzu: »Pack deine Sachen, wir reisen noch heute. Wir werden Laurina auf einer Trage mitnehmen.«
Nicht mal eine Stunde später setzte sich der Trupp in Bewegung.
Die Männer hatten das
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