Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
er also gesehen, dass ich ihn besiegen werde?«
»Er hat in dir die neue Lamie gesehen.«
»Und ihr wusstet, dass Malkuth Soldaten schicken würde, um Sayd zu töten?«
»Ja, das wussten wir. Aber jetzt stell keine Fragen mehr und lauf. Es wird sich alles aufklären, wenn wir erst an unserem Treffpunkt sind.«
Ich machte Gabriel im Stillen Vorwürfe, dass sie mich nicht eingeweiht hatten. Wenn ich auch zu Sayd kein besonders gutes Verhältnis hatte, so hätte ich doch Gabriel nie im Stich gelassen! Doch wahrscheinlich fürchteten die Assassinen, dass Malkuth mich beeinflussen oder irgendwie in meinen Geist eindringen könnte. Indem sie mich nicht eingeweiht hatten, hatten sie mich gewissermaßen auch geschützt.
Bei den unteren Felsen trafen wir auf Ashar, Belemoth, Saul und Vincenzo. Sie hatten die Pferde nach draußen geschafft und warteten offenbar schon eine ganze Weile. »Was ist mit Sayd?«, erkundigte sich Ashar, der von allen am besorgtesten wirkte.
»Er hat noch etwas zu erledigen, aber er kommt nach.« Gabriel blickte zurück. Noch war niemand zu sehen.
»Wissen Jared und David Bescheid?«
Gabriel nickte. «Die beiden waren in der Nähe, als der Angriff losging. Wahrscheinlich kümmern sie sich noch um die Wachen, aber ich glaube, lange wird es nicht mehr dauern. Wir sollten schon mal aufbrechen.«
Wir schwangen uns auf unsere Pferde und ließen die Tiere für die anderen stehen. Kaum tauchten wir aus dem Schatten der Felsen auf, vernahm ich das Surren, vor dem mich Gabriel gewarnt hatte. Als ich mich umsah, erblickte ich einen Pfeilhagel, der über uns hinwegsauste.
«Was habe ich gesagt?«, rief Gabriel und stieß dann einen saftigen arabischen Fluch aus. »Schützt das Mädchen!«, rief er seinen Begleitern zu, die daraufhin hinter mich ritten.
Bei den Pfeilen beließ es Malkuth nicht. Wenig später preschte eine bewaffnete Patrouille hinter uns her. Siebeschossen uns weiterhin mit Pfeilen, sodass uns nichts anderes übrig blieb, als in halsbrecherischem Galopp über das mondbeschienene Hügelland zu jagen.
Malkuth schrie und tobte, als sei er von Sinnen. Außer sich vor Wut griff er nach den erstbesten Gegenständen, die ihm in die Hände kamen, und schleuderte sie durch die Gegend. Einige von ihnen landeten auf den beiden Derwischen, die noch immer benommen im Gang lagen. Wie konnte das nur passieren , diese Frage kreiste unaufhörlich durch Malkuths Verstand, während er einen Moment innehielt und auf den leeren Schrein blickte. Die Phiole in seinem Inneren war gestohlen, und er konnte sich beinahe denken, wer dies getan hatte. Nur einer seiner Männer war so dreist, selbst die Derwische anzugreifen.
Mit einem neuerlichen Wutschrei stürmte er nach draußen. Dass er dabei auf die Zwillinge trat, ignorierte er. »Hakim!«, brüllte er durch die Gänge, während er sie in rasendem Tempo durchquerte. Von dem Assassinen war nirgendwo etwas zu sehen. Dafür stieß er immer wieder auf tote Halbmenschliche, eine Spur, die den Weg von Sayd markierte.
Erst nach einer ganzen Weile humpelte ihm sein letzter verbliebener Assassine entgegen. Die klaffende Wunde auf seiner Brust bot einen furchterregenden Anblick, begann an den Rändern aber schon wieder zu heilen.
»Was ist geschehen?«, wollte Malkuth wissen.
»Ich habe Sayd getroffen«, entgegnete Hakim grimmig und wagte zunächst nicht, seinem Herrn von dem Kampf zu erzählen, den er gegen seinen ehemaligen Anführer ausgefochten hatte. Sayd hatte ihn nicht nur besiegt, sondern ihn auchdamit beleidigt, indem er ihm nur einen Schwertstreich zuteilwerden ließ und sich nicht weiter mit ihm abgegeben hatte.
»Und wo ist er? Wo sind die anderen?«, fuhr Malkuth ihn nun an, während er ihn an seinem blutverschmierten Gewand an sich zog.
»Geflohen«, presste Hakim hervor.
»Wohin?«
»Das weiß niemand. Aber ein paar Wächter haben auf meinen Befehl hin die Verfolgung aufgenommen. Ich werde mich gleich auf die Suche nach ihnen begeben.«
»Das wirst du nicht!«, gab Malkuth zurück. Obwohl der Zorn immer noch in ihm tobte, hielt er seinen Verstand nicht davon ab, Überlegungen anzustellen. »Wenn die Wächter sie fangen, ist es gut, gelingt es ihnen nicht, sollten wir einen guten Plan an der Hand haben, wie wir an das Mädchen kommen können.«
»Warum das Mädchen?«, fragte Hakim verwundert. »Wir könnten jede andere nehmen. Eigentlich brauchen wir sie doch nur zur Zucht unsterblicher Krieger. Ich habe sowieso nicht verstanden
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