Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
die Wunde. Ähnlich ist es mit dem Elixier. Es wirkt sogar noch besser.«
Die Frage, wie sie es aus Ashalas Körper gewonnen hatten, ging mir erneut durch den Sinn. Aber ich zog es vor, nicht zu fragen.
»Gut, dann bringen wir es hinter uns.«
Sayd blickte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als hätte er erwartet, dass ich vorher noch etwas Zeit brauchte oder überlegen musste. Doch angesichts der versammelten Mannschaft um mich herum wollte ich mir diese Blöße nicht geben.
»Also gut«, sagte er, dann zog er einen Dolch, denselben, den er in der Prüfung gegen mich geführt hatte. »Willst du die Schnitte lieber in die Arme oder in die Beine?«
»In die Arme«, antwortete ich, woraufhin Gabriel und Jared auf ein Zeichen von Sayd vortraten, mir die Ärmel hochkrempelten und mich festhielten.
So rasch, wie Sayd mir die Schnitte versetzte, hatte ich nicht einmal Zeit aufzuschreien. Wie zwei Pfeilspitzen schoss mir der Schmerz den Hals herauf und wurde dann zu einem Brennen, dem die warme Feuchtigkeit meines Blutes folgte. Ich wagte nicht hinzusehen, stattdessen beobachtete ich, wie Sayd die Phiole entkorkte und sich über mich beugte. Die Flüssigkeit rann kalt über die rechte Wunde, dann über die linke. Das Brennen des Schnittes verschlimmerte sich, bis es mir schien, als hätte jemand Säure in sie hineingegossen.
Mein Magen krampfte sich zusammen, und während ich aufwimmerte, blickte ich nun doch auf eine der Wunden. Das Elixier sah im ersten Moment wie Öl aus, doch dann zog es sich zu einer klaren Masse zusammen, wie eine Qualle, die an den Strand gespült worden war. Dieses Gebilde, das aussah, als wäre es ein Lebewesen, sog mein Blut auf, während es auf der Wunde thronte. Die Schnitte waren sehr tief, wie ich jetzt sehen konnte. Im ersten Moment hatte ich dem keine Beachtung geschenkt, doch nun merkte ich, wie ein paar von meinen Fingern taub wurden.
Zunächst glaubte ich, dass Sayd irgendwelche Sehnen durchtrennt hatte, doch dann breitete sich die Taubheit aus.Alle anderen Finger verloren ihr Gefühl, dann merkte ich nicht einmal mehr Jareds und Gabriels Griff. Meine Oberarme wurden schließlich taub, und als das Gefühl meine Brust erreichte, wurde ich von dermaßen großer Angst erfasst, dass ich mich am liebsten losgerissen hätte, doch das konnte ich nicht mehr. Mein Nacken wurde steif, ebenso mein Rücken, und als würde das Leben vollkommen aus mir hinausgespült werden, schoss die Taubheit wie eine Welle in Richtung Füße.
Nur mein Verstand blieb klar genug, um sich zu fürchten, ja in Panik auszubrechen. Ich wollte wimmern und schreien, doch meine Stimmbänder versagten mir den Dienst.
Mein Herz hämmerte wild gegen meine Brust, als wollte es sich gegen das, was das Elixier mit mir tat, wehren. Ich schnappte nach Luft, jedenfalls versuchte ich es, doch es war wie damals im Wasser. Die Luft wollte einfach nicht in meine Lungen strömen, weil es keine Luft mehr gab.
Schließlich begann es vor meinen Augen wild zu flimmern.
Sayds, Gabriels und Jareds Gesichter verschwammen, und für einen kurzen Moment stieg in mir das Bedauern auf, dass ich Gabriel nicht gesagt hatte, was ich für ihn empfand. Und dass ich nicht mehr Zeit mit ihm haben würde, denn in den nächsten Augenblicken, da war ich sicher, würde ich sterben.
»Ihr könnt sie loslassen«, sagte Sayd mit ruhiger Stimme, während er den Blick nicht von Laurinas Gesicht ließ. Sie hielt die Augen noch geöffnet, doch er war sicher, dass sie von dem, was um sie herum geschah, nichts mehr mitbekam. »Wir können jetzt nur noch abwarten.«
»Hast du gesehen, wie das Elixier reagiert hat?«, fragteJared. In seiner Stimme schwang leichtes Entsetzen mit. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Weil wir es noch nie auf diese Weise getan haben«, entgegnete Sayd. »Bisher wurde das Elixier durch den Mund aufgenommen.«
»Bist du dir denn sicher, dass der Weg über das Blut der richtige war?«, fragte David, der inzwischen vorgetreten war.
»Ashala hat uns zwei Wege beschrieben, wie das Elixier zu einer Verwandlung führen kann. Der eine war der Weg durch die Gedärme, wie man es bei uns gemacht hat. Und dann der Weg über das Blut, durch eine Verletzung, die groß genug ist, um das Elixier aufzunehmen.« Wieder beugte er sich vor und strich über die Stellen, an denen sich die Verletzungen befunden hatten. Noch nie zuvor hatte er eine Wunde so schnell heilen sehen. Nicht einmal die typischen rosa Wundmale waren noch
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