Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
liebte das Zerren des Windes. Hakim jedoch blieb vorsichtshalber ein Stück zurück.
»Ich muss Euch sprechen, mein Gebieter«, schrie er gegen den Wind an. »Es ist wichtig.«
»Was soll so wichtig sein, dass du mich in meiner Meditation störst?«
»Es geht um Sayd. Ich glaube, dass er den Unverschämten bewusst verschont hat.«
Augenblicklich hielt Malkuth inne. Seine rot leuchtenden Augen fixierten den Assassinen, dann kam er auf ihn zu. »Das ist eine schwerwiegende Anschuldigung, Hakim«, entgegnete er leiser.
Ein kurzes Lächeln huschte über Hakims Gesicht. »Das ist mir wohl bewusst. Und ich würde es nicht tun, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Ihr wisst, dass ich Euch für meine Verwandlung auf ewig Dank schulde.«
Malkuth musterte ihn lange, dann packte er ihn und zerrte ihn in den Schutz des Treppenabgangs. »Was hast du gesehen?«
»Sayd hat den Auftrag abgebrochen, obwohl, wie ich glaube, keine Veranlassung dazu bestand.«
»Wie kommst du zu dieser Einschätzung?«
»Er war allein bei ihm im Lager. Kurze Zeit später befahl er uns zurückzukehren, weil es ungünstig sei, ihn anzugreifen.«
»Er behauptete, dass die Wachposten zu stark gewesen seien.«
»Es waren viele Wachen da, aber nicht genug, um uns aufzuhalten. In der Nacht schlafen die Soldaten, und Wächter, die im Lager patrouillieren, hätten kaltgestellt werden können. Er verwies auf das Beispiel des Alten am Berge, aber wir sind unsterblich! Wir hätten dem Unverschämten sein Ende bereiten können.«
Malkuth biss die Zähne zusammen, dass es knirschte. Nach kurzem Überlegen sagte er: »Was ist mit den anderen? Haben sie eingesehen, warum sie den Unverschämten verschonen sollen?«
»Kein anderer hat darüber gemurrt, nur ich«, gab Hakim zurück.
»Dann steht es Aussage gegen Aussage. Sayd ist nicht umsonst schon so lange der Anführer meiner Truppe. Er hat mir bisher immer treu gedient. Und er hat uns auch eine neue Adeptin zugeführt. Das sind Verdienste, die ich nicht übersehen kann.«
»Aber Loyalitäten können sich verschieben.«
Blitzschnell schoss Malkuths Hand vor und packte Hakim am Kragen. »Hüte besser deine Zunge!«, zischte er ihm zu, und schon wollte Hakim die Hoffnung aufgeben, ihn in seinem Vertrauen zu Sayd erschüttern zu können. Doch dann fügte der Emir hinzu: »Wenn du einen Beweis für seine Untreue findest, dann bring ihn mir. Ansonst behalte lieber für dich, was du mir soeben erzählt hast, denn Sayd wird keine Skrupel kennen, dir den Kopf abzuschlagen.«
Damit ließ er ihn wieder los.
Auch wenn es so geklungen hatte, als lägen Malkuths Sympathien immer noch bei dem Anführer seiner Truppe, meinte Hakim einen Hauch Misstrauen in seinen Worten gehört zu haben.
»Ich werde den Beweis finden, mein Gebieter.« Und wenn ich keinen finde, werde ich mir einen ausdenken.
Damit verneigte sich Hakim unterwürfig und zog sich zurück. Während er die Treppenstufen hinabstieg, dachte er wieder an den Tag zurück, an dem über seine Unsterblichkeit entschieden worden war. Einst hatte er Nureddin als Wächter gedient, doch er war in den Kerker geworfen worden, weil er über eine Magd der Lieblingsfrau des Sultans hergefallen war. Da Malkuth ihn kannte, hatte er ihn von seinen Leuten befreien lassen, um ihn vor die Wahl zu stellen.
Alle waren damit einverstanden gewesen, nur Sayd nicht. »Er ist zu unbeherrscht«, hatte er zu Malkuth gesagt. »Ein Mann mit dieser Eigenschaft könnte uns Schwierigkeiten machen.«
Doch der Emir hatte es besser gewusst. Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass er sich über die Ansicht seines Truppenführers hinweggesetzt hatte. Hakim hatte die Gabe Ashala erhalten und seitdem seinem Herrn treu gedient. Obwohl er sich bemühte, mit allen anderen auszukommen, hatten diese ihn stets spüren lassen, wessen Wahl er gewesen war. Sayd begegnete ihm kühl und zuweilen auch abweisend. Hatte er das früher einfach hingenommen, so hatten sich die Zeiten mittlerweile geändert. Ich werde dich schon von deinem hohen Ross stoßen, Sayd. Und wenn die Zeit gekommen ist, werde ich mit deinen Knochen meinen Sattel schmücken!
Neben den Schwertübungen ließ mich Gabriel nun täglich mehrere Runden auf den Händen laufen. Meine Versuche endeten noch oftmals damit, dass ich in den Sand fiel. Doch die Vorstellung, dadurch gegenüber Sayd einen Vorteil gewinnen zu können, spornte mich an. War ich bei den ersten Malen noch darauf angewiesen, dass Gabriel mir
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