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Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Wundmale mussten aus der Zeit stammen, als er noch sterblich gewesen war.
    Ich sah, wie er sich auf Stirn, Brust und Schultern tippte. Dann küsste er das kleine Kreuz an seiner Holzperlenkette. Offenbar war sein Gebet beendet. Da ich seit dem Frevel an Jareds Käfern vorsichtig geworden war, was geheiligte Dinge anging, zog ich mich zurück und verschwand in den Lagerraum, um Datteln und Brot für das Frühstück zu holen.
    Ich konnte kaum glauben, was Gabriel mir zu Beginn unserer morgendlichen Übungsstunde vorschlug.
    »Ich soll auf den Händen stehen?«, fragte ich nach. »Wie ein Gaukler?«
    »Wie ein Gaukler«, entgegnete er nickend.
    »Wann ist dir denn das eingefallen?«
    »Das hatte ich schon eine Weile vor.«
    »Und womit führe ich die Waffe?«
    »Mit deinen Füßen.«
    Ich blickte an mir hinunter. Meine Füße steckten in Strohsandalen und noch nie hatte ich sie zu etwas anderem benutzt als zum Stehen und Gehen. Gut, zum Klettern an den Tauen ebenfalls, aber das war nicht mit dem Führen einer Waffe zu vergleichen. Ich bezweifelte, dass ich mit ihnen etwas greifen oder halten konnte.
    »Welchen Zweck soll das haben?« Mir erschien der Vorschlag unsinnig.
    Gabriel zierte sich ein wenig mit der Antwort, wie ich es von ihm gewohnt war. Doch dann gab er seufzend nach.
    »Die letzte Wunde, die Sayd schlägt, ist eine gegen den Hals. Khadija hatte sich zu sicher gefühlt und geglaubt, sie könnte Sayd rasch die letzte Wunde zufügen. Er hat ihr die Kehle durchgeschnitten.«
    Ich schluckte und meinte die Klinge bereits jetzt an meiner Kehle zu spüren.
    Gabriel feixte. »Das kann er allerdings nicht tun, wenn du in diesem Moment auf dem Kopf stehst. Selbst wenn er dir eine siebte Wunde zufügt, wird es eine ins Bein sein. Aber ich bezwecke damit noch etwas anderes. Nicht umsonst will ich, dass du eine Waffe führst.«
    Eine vage Ahnung überkam mich.
    »Also los, versuch es!«, setzte er hinzu und klatschte in die Hände.
    Ich beugte mich vor, setzte die Hände in den Sand und versuchte die Beine in die Höhe zu recken – was damit endete, dass ich in den Sand fiel. Obwohl ich mich immer für schlank gehalten hatte, kam es mir jetzt vor, als wäre ich ein richtiges Schwergewicht.
    »Das schaffe ich nicht«, keuchte ich, nachdem ich das vierte Mal in den Sand gepurzelt war.
    Gabriel stand mit in die Seite gestemmten Händen neben mir und betrachtete mich mit schräg gelegtem Kopf. »Na gut, dann helfe ich dir!«, sagte er nun und trat neben mich.
    Meine Handgelenke schmerzten bereits von den vorherigen Versuchen, doch wahrscheinlich würde Gabriel den Einwand, dass ich mit gebrochenen Handgelenken nicht gegen Sayd kämpfen konnte, nicht gelten lassen. Erneut versuchte ich die Beine nach oben zu bekommen, und ich wollte ihm schon zurufen, dass er am besten zur Seite gehen sollte, damit ich nicht auf ihn falle, als seine Hände wie Eisenfesseln nach meinen Beinen griffen.
    »Streck deinen Körper und die Beine«, wies er mich an. »Dann wirst du den Unterschied merken.«
    Während ich zitternd vor Anstrengung seinem Befehl nachkam, lief mir das Blut in den Kopf und ließ mein Gesicht glühen. Meine Schultern fühlten sich an, als würdensie in meinen Leib einsinken, und am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er mich runterlassen sollte, doch dann verstand ich plötzlich, was er meinte.
    Weniger wurden meine Schmerzen nicht, doch als ich die Beine kerzengerade streckte und den Oberkörper steif machte, fiel mir die Balance leichter.
    »Und jetzt mach ein paar Schritte voran«, wies Gabriel mich an. Noch immer spürte ich seine Hände an meinen Beinen.
    »Laufen?«, protestierte ich. »Wie soll ich auf den Händen laufen, wenn ich darauf nicht einmal stehen kann?«
    »Du stehst doch«, gab Gabriel lapidar zurück. »Also los, eine Hand vor die andere!«
    Mir blieb nichts anderes übrig, als wiederum seiner Anweisung zu folgen. Als ich eine Hand anhob, merkte ich deutlich, dass er mich festhielt, und das gab mir Selbstvertrauen. Ich schob meine rechte Schulter vor, zog dann den anderen Arm nach.
    »Siehst du, es geht doch!«
    »Mit deiner Hilfe.«
    »Jeder braucht bei den ersten Malen Hilfe. Dafür bin ich doch da!«
    Gabriel ließ mich noch ein Stückchen am Strand entlanggehen, dann zog er seine Hände zurück. Wie nicht anders zu erwarten war, verlor ich augenblicklich das Gleichgewicht und kippte zur Seite.
    Als ich mich aufrichten wollte, knickten meine Beine unter mir weg. Außerdem kribbelten sie, als wäre

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