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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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nicht aus dem Kopf. Hatte nicht Jared davon gesprochen, dass Al-Andalus erobert worden war?
    Sayd blickte auf die Alhambra, die noch immer wie ein aufmerksamer Wächter über uns thronte. Die Vorgänge der vergangenen Nacht waren ihr nicht anzusehen. Wahrscheinlich waren die Leichen längst fortgeschafft worden, und da es sich um Feinde des Emirs gehandelt hatte, ließ dieser nicht nach ihren Mördern suchen.
    »Das wird die Geschichte zeigen«, antwortete Sayd nachdenklich.
    »Und du kannst es nicht in deinen Visionen sehen?«, fragteJared ein wenig abwesend. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, wie die Zukunft seines Freundes aussehen würde. Doch war es nicht er gewesen, der dem Emir dazu verholfen hatte, weitere Jahre zu leben und zu herrschen? Die Antwort kam mir prompt in den Sinn. Genau das würde ihm aber zum Verhängnis werden, sollte sich das Blatt einmal wenden.
    »Bisher ist es mir noch nie gelungen, meine Visionen zu rufen oder willentlich auf eine Person zu lenken. Die Bilder kommen und gehen, und wenn Allah in seiner Größe glaubt, mir eine Offenbarung senden zu müssen, dann tut er es ganz nach seinem eigenen Willen.«
    Diese Worte ließen in mir eine Frage aufkeimen, die ich mir unterschwellig wohl schon seit hundert Jahren stellte. »Wenn deine Visionen von Allah kommen«, begann ich vorsichtig, »warum zeigt er dir dann die Rettung eines Volkes von Ungläubigen an?«
    Sayd schwieg darauf und ich glaubte schon, dass ich ihn verärgert hätte. Dann bemerkte ich, dass er ins Leere blickte. Erst als wir das Stadttor, das gerade geöffnet wurde, passiert hatten, wandte er sich mir zu und antwortete: »Weil jeder Mensch hier auf Erden, egal welchen Namen er seinem Gott oder Propheten gibt, es wert ist, vor Verfolgung und Hass geschützt zu werden.«

19
    W ir ritten durch unwegiges Gelände, bis wir schließlich ins Gebirge kamen. Die Karte, die Jared von Al-Harun erhalten hatte, zeigte, dass wir nach Nordosten mussten. Im Gebirge selbst wurde es ungemütlich kalt und ich verfluchte unsere fehlende Weitsicht. Zwar können wir Lamienkinder nicht erfrieren, aber die Kälte schmerzt uns ebenso wie Sterbliche.
    Wenn wir einen geschützten Platz fanden, entfachten wir ein Feuer und wärmten uns daran. Wenn es uns nicht gelang, ein Feuer zu entfachen, wärmten wir uns an unseren Pferden oder aneinander.
    Erst nach Tagen tauchte eine Siedlung vor uns auf, ein christliches Dorf, in dem man die Frankensprache verstand. Die Häuser waren klein, wirkten mit ihren Feldsteinwänden aber massiv genug, um der Kälte zu trotzen.
    Die Dorfbewohner staunten nicht schlecht über uns, doch es gelang Gabriel, sie davon zu überzeugen, dass wir Franzosen waren, die von einer Reise aus Al-Andalus zurückkehrten. Sogleich öffneten sich die Türen und Truhen für uns, und man gab uns eine Unterkunft. Das alles um den Preis, von den Mauren zu erzählen, denen wir begegnet waren und von denen sie schon so viele schreckliche Geschichten gehört hatten.
    Während Sayd darüber keinen Groll zeigte, wirkte Jared verstimmt. Da er glaubte, den Christen damit ihre schlechte Meinung über Araber und Berber heimzahlen zu können, erzählte er von blutrünstigen, vogelartigen Monstern und Dschinn, die es auf die Seelen der Menschen abgesehen hätten. Die Leute folgten seinen Geschichten mit weit aufgerissenen Augen und Mündern, doch gestraft sahen sie nichtaus. Als er fertig war, zupften ein paar Kinder an seinem Mantel und verlangten noch mehr Schauergeschichten, bis eine der Mütter die Kinder fortnahm.
    Erst weit nach Mitternacht brachte man uns in unsere Quartiere, zwei sehr enge Kammern, die wohl zum Abstellen von Saatgut und anderen Dingen dienten. Die Strohsäcke waren mottenzerfressen, die Decken rochen nach nassem Hund.
    Da die Kammern dicht nebeneinanderlagen, hörte ich Jared gequält ausrufen: »Ich will auf der Stelle nach Garnata zurück! Die Christen hier halten anscheinend nicht nur nichts vom Baden, sie glauben auch, dass Flöhe ideale Bettgenossen sind.«
    »Beruhige dich«, entgegnete Sayd daraufhin. »Es ist nur eine Nacht. Morgen reisen wir weiter und finden unterwegs vielleicht eine Herberge, in der die Zustände besser sind.«
    »Ich weiß nicht, wie es bei euch war«, sagte Gabriel mit einem Grinsen im Gesicht, »aber hier ist man ganz gewiss der Ansicht, dass sich ein Christ nur dreimal in seinem Leben waschen muss.«
    »Mein Volk hat abgewartet, bis die Seen und Fjorde vom Eis befreit waren, dann sind die Leute

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