Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Menschen sind. Menschen verabscheuen alles, was sie nicht kennen, bis sie es zu fürchten lernen. So war es auch mit mir. Es gab eine Zeit, in der ich bestrebt war, den Menschen zu helfen. Ich pferchte mich in einen menschlichen Körper und wandelte unter ihnen, um mein Wissen zu verbreiten. Doch sie spürten, dass ich anders war, was schließlich darin mündete, dass sie meinen Menschenkörper angriffen und mich daraus vertrieben. Da beschloss ich, mein Wirken gegen sie zu kehren und sie das Fürchten zu lehren. Ich besorgte mir einen anderen Körper und spaltete Teile meines Selbst ab, um Gefolgsleute zu produzieren. Und ich zog mich in die Berge zurück. Niemand findet meine Festung, der er nicht weiß, wo sie liegt. Nur wenige überleben es, sie zufällig zu finden. Ich mag vielleicht mit dem Wind reisen können, dennoch ziehe ich es vor, zwischen den Felsen zu hausen. Nur an Tagen wie dem heutigen bedaure ich, dass meine Sicht derart eingeschränkt ist.«
»Vielleicht wird eine Zeit kommen, in der sich die Menschen Euch beugen werden, ohne dass Ihr sie meiden müsst.« Malkuths freies Auge leuchtete vor Eifer. »Vielleicht sollten wir uns die ganze Welt untertan machen.«
»Untertan?«, fragte Aisha, als hätte sie diesen Gedanken noch nie gehabt. »Wie meinst du das?«
»Glaubt Ihr nicht auch, dass die Menschen zu schwach sind, um selbst zu herrschen? Um ihr Schicksal zu bestimmen? Wir sollten das für sie tun. Wir, Wesen, in denen eine Göttin schlummert. Was, wenn wir die Geschicke der Menschen nach unserem Willen gestalteten?«
Aisha zeigte nicht die Regung, die er erwartet hatte. Sie blickte ihn an, als hätte sie nicht verstanden. »Was gehen mich die Geschicke der Menschen an? Es reicht mir, zuzusehen, wie sie immer und immer wieder ihre Fehler begehen.Wie sie ihrem dummen Glauben nachlaufen, welchen Namen er auch tragen mag. Warum sollte ich ihre Geschicke ändern, wo sie mir doch so bereitwillig rot-schwarze Hühner und Ziegen opfern, wo ihre Burschen so unvorsichtig sind, mir zu folgen?«
Malkuth kam sich auf einmal wie ein Narr vor. Wollte dieses Weib wirklich nicht verstehen, was er ihr anbot?
»Du bist doch nicht hergekommen, um solcherlei Albernheiten mit mir zu besprechen?«, fragte sie dann und ihre Züge wurden wieder weicher.
Vielleicht ist es nicht der richtige Augenblick, dachte Malkuth. Noch nicht.
Alles der Reihe nach. »Verzeiht, es war nur ein flüchtiger Gedanke.« Malkuth straffte sich und sagte nach einer kurzen Gedankenpause: »Ich habe Kunde davon, dass die Unsterblichen, nach denen ich suche, nach Messina übergesetzt haben. Einer von ihnen stammt aus einer Stadt namens Rom, in der auch der Anführer der Christenheit lebt. Ich habe Grund zu der Annahme, dass sie den Heiligen Gral bei sich tragen.«
Aisha runzelte die Stirn. »Der Heilige Gral? Davon habe ich noch nie gehört.«
»Es ist ein mit einem Zauber behafteter Gegenstand, der Unsterblichkeit verleihen soll. Er gehört den Christen, doch ich bin sicher, dass seine Magie mir helfen kann, unsterbliche Krieger zu erschaffen. Ich will Hassan dorthin schicken, um diesen Gral zu holen – und die Männer in meine Hände zu bekommen, die ihn bei sich tragen.«
»Nun, dann tu es«, sagte Aisha gelassen. »Wie du gesehen hast, habe ich meinen Teil des Handels erfüllt.«
»Das habt Ihr wirklich. Aber ich möchte Euch um einen weiteren Gefallen bitten.«
»Und der wäre?«
»Man sagt den Dschinn nach, dass sie schneller reisen können als ein normaler Mensch. Schneller gar als der Wind.«
»Das sagt man uns nach und so ist es.«
»Die Männer, derer ich habhaft werden will, sind sehr gute Kämpfer.«
»Kennen sie das Geheimnis unserer Sterblichkeit?«
Malkuth hob die Augenbrauen. »Was meint Ihr?«
»Mein Gemahl ist vor einiger Zeit an solche wie dich geraten. Nur hatten sie eine Lamie.«
Malkuth taumelte zurück. War es möglich?
»Was für eine Lamie?«
»Eine Frau mit weißem Haar, die sehr gut mit dem Schwert umzugehen wusste.«
Laurina. Malkuths Herz stolperte und die Narbe an seiner Brust begann wieder zu ziehen. Das ist sie. »Wo habt Ihr sie getroffen?«
»In einem unserer Dörfer. Sie scheinen zufällig dort gewesen zu sein. Einer der Männer, die die Lamie begleitete, kannte das Geheimnis unserer Sterblichkeit. Das hätte meinen Gemahl beinahe das Leben gekostet, wenn ich ihm nicht befohlen hätte, sich zurückzuziehen.«
Malkuth konnte es immer noch nicht fassen. Laurina und ein paar Assassinen waren
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