Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
den Dschinn begegnet. Was wollten sie so weit von hier entfernt? Hatten Sayd und die anderen Verräter dort ihren neuen Unterschlupf? Für einen Moment war Malkuth dermaßen von seinen Gedanken eingenommen, dass er ganz vergaß, weshalb er eigentlich hergekommen war.
»Was ist nun mit den Männern, nach denen du suchst?« Aisha musterte ihn ungeduldig.
»Diese Männer ... Nein, ich glaube nicht, dass sie das Geheimnis kennen. Sie werden schon ziemlich weit ins Abendland vorgedrungen sein, vielleicht haben sie bereits Zutrittzum Palast des Mannes erhalten, dem sie den Heiligen Gral bringen wollen.«
»Ich soll also deinem zweiten Auge Männer an die Seite stellen, die ihm helfen dein Ziel zu erreichen.«
»Es wäre die einzige Möglichkeit, sie noch zu erwischen. Wie schnell können Eure Leute übers Meer reisen?«
»Schneller als ein Gewitter«, entgegnete Aisha, während sie zu überlegen schien, welchen Nutzen sie von der Sache haben würde.
»Und Ihr würdet sie auch aufzuspüren vermögen?«
»Willst du mich beleidigen, Malkuth?«, donnerte die Dschinnkönigin. »Wir erkennen Lamienkinder, wenn wir sie sehen! Obwohl sie die gleiche Wärme ausstrahlen wie echte Menschen, riechen sie nach nichts, nicht mal nach Staub. Und ihre Haut ist wie Perlen, entweder bleich oder tiefschwarz.«
»Dann bitte ich Euch, schickt ein paar Männer mit Hassan zum Oberhaupt der Christen, auf dass sie versuchen sie ausfindig zu machen.«
»Und wenn sie den Heiligen Gral bereits übergeben haben?«
»Dann wird Hassan ihn wieder zurückholen. Als Erstes brauchen wir die Männer.«
»Und was gebt Ihr mir dafür, dass ich Hassan meine Leute an die Seite stelle?«
Aisha neigte abwartend den Kopf.
Malkuth, von ungeduldiger Erregung erfasst, überlegte nicht lange. »Wählt unter den Männern in meinem Kerker nach Belieben aus und macht sie zu Euren Gefolgsleuten.«
Aisha schnalzte erfreut mit der Zunge, dann lächelte sie, kalt wie eine Statue aus Eis. »Ich sehe schon, mit dir lässt es sich hervorragend Geschäfte machen. Vielleicht sollte ich wirklich länger hierbleiben, vielleicht fällt dir ja noch etwas ein, was ich für dich tun kann.«
Malkuth nickte gedankenverloren, dann verließ er das Gemach der Dschinnkönigin. Als er zu seinen Gemächern zurückkehrte, dachte er schon lange nicht mehr daran, wie er David und den Heiligen Gral in seine Finger bekommen konnte. Er musste wieder und wieder an die Worte der Dschinnkönigin denken, an Laurina und die Männer, die bei ihr waren. Versuchten sie, sie außer Landes zu bringen? Suchten sie nach einem neuen Unterschlupf? Oder hatte sich Sayd wieder einmal in den Kopf gesetzt, in die Geschicke der Menschheit einzugreifen? Die jüngsten Erfolge der Mamluken gegen die Kreuzritter ließen darauf schließen, dass sie ihre Hände im Spiel gehabt haben mussten.
Am nächsten Morgen versammelten sich die Dschinn nebst Hassan in der großen Halle. Malkuth war ein wenig unwohl zumute. Das Führen des dschinnbesessenen Körpers mochte ihm vielleicht für einen kurzen Moment gelungen sein, doch wie würde sich Hassan verhalten, wenn er weit entfernt von seinem Herrn war? Was würde sein eigener Körper dazu sagen, wenn er die Verbindung über Tage und Wochen aufrechterhalten musste?
Doch es gab kein Zurück mehr für ihn. Etwas anderes als der Befehl, loszumarschieren, hätte ihn gegenüber Aisha Qandisha schwach erscheinen lassen. Wenn er sie irgendwann einmal für seine Pläne begeistern wollte, musste er ihr zeigen, dass er keine Furcht kannte.
Er ließ sich auf seinem Stuhl nieder, dann schloss er die Augen. Wie schon am Tag zuvor versuchte er in den Geist seines Gefolgsmannes einzudringen.
»Was verlangt Ihr, Gebieter?«, ertönte eine Stimme in seinem Kopf, und obwohl er die Lippen bewegte, gab er den Befehl, ohne etwas zu sagen.
Nimm die Binde von dem verfluchten Auge.
Der Dschinn tat wie geheißen. Wenig später sah er die Halle und die Dschinn.
Reise in die Stadt des Anführers der Christenheit , befahl er Hassan stumm. Spüre die Männer auf, die zu ihm wollen und in einer Tasche den Heiligen Gral mit sich führen. Ich werde sie erkennen, wenn ich sie sehe, und dann ist es an dir, meine Befehle auszuführen.«
»Wie Ihr verlangt, Gebieter.«
Der Dschinn brachte Hassans Körper dazu, sich umzuwenden.
Ein Jammer , durchzuckte es Malkuth. Wenn er noch der Alte wäre, wüsste er schon, wie mit dem Papst und der Stadt, in der er lebte, zu verfahren war. Doch rasch
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