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Sepp und das Millionending

Sepp und das Millionending

Titel: Sepp und das Millionending Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Höfling
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antwortete Willem. „Was hast du denn gedacht?“
    „Hast du es getötet?“
    „Wie kommst du denn darauf, Männe?“
    Männe zuckte die Achseln; die Frage war ihm halt so herausgerutscht. „Aber gefangen hast du’s doch — oder?“ forschte er weiter.
    „Gefangen nicht — gefunden.“
    „Wo?“ wollte Sepp von Willem wissen.
    „Auf der Lichtung dahinten“, erklärte Willem und deutete in die Richtung zurück, aus der er eben mit Flöhchen gekommen war. „Ich hatte schon eine Weile Himbeeren gepflückt, als ich zu einer anderen Stelle hinüberwechseln wollte. Und da sah ich es dann plötzlich im Gras liegen.“
    „Das Kaninchen?“ fragte Männe schwerfällig, als sei er nicht ganz mitgekommen.
    „Natürlich das Kaninchen! Ich rede doch die ganze Zeit von nichts anderem.“
    „Tot?“
    „Ja, es hatte sich mit einer Drahtschlinge selbst erwürgt.“
    Sepp horchte auf. „Mit einer Drahtschlinge, sagst du?“
    „Ja, genau.“
    „Ich habe sie mitgebracht“, fiel Flöhchen ein und holte die Drahtschlinge aus der Hosentasche.
    Sepp und Männe betrachteten sie neugierig.
    „Ich habe zwar noch nie eine richtige Drahtschlinge gesehen“, erklärte Sepp, „aber neulich was darüber gelesen.“
    „Ich weiß, was du meinst!“ rief Männe lebhaft dazwischen. „Die Wilderergeschichte in den Alpen. Stimmt’s?“
    „Genau, Männe! Und darum glaube ich, daß wir es auch hier mit einem Wilderer zu tun haben.“
    Deutlich hörbar schnaufte der dicke Willem auf. „Das hat aber lange gedauert, bis ihr dahintergekommen seid! Mir war das schon von Anfang an klar.“
    „Du hast ja auch gleich das Kaninchen in der Schlinge gesehen, während du uns das Ganze nur brockenweise erzählst“, rechtfertigte sich Sepp. „Übrigens, habt ihr nur die eine Schlinge entdeckt — oder gibt es dort vielleicht noch mehr?“
    „Wir haben die ganze Lichtung abgesucht und auch noch die nähere Umgebung, haben aber nichts finden können“, berichtete Flöhchen.
    „Aber wer eine Schlinge auslegt, der legt auch noch weitere aus. Sonst lohnt es sich nicht.“
    Willem nickte zustimmend. „Ja, das haben wir uns auch gedacht, Flöhchen und ich. Und deswegen haben wir ja alles abgesucht.“
    „Vielleicht seid ihr nur ein paar Minuten zu spät gekommen — oder vielmehr: noch zu früh.“
    „Wie meinst du das, Sepp?“
    „Es wäre denkbar, daß der Wilderer gerade dabei war, die Beute aus den Schlingen zu holen, als ihr beide aufgetaucht seid. Deshalb hatte er keine Zeit mehr, das letzte Kaninchen hier an sich zu nehmen. Für den Wilderer wart ihr also ein paar Minuten zu früh auf der Lichtung — für uns dagegen zu spät. Wärt ihr eine Viertelstunde oder gar eine halbe Stunde eher dort gewesen, dann hättet ihr vielleicht noch mehr Kaninchen in Schlingen gefunden.“
    Den Jungen leuchtete das ein, und der dicke Willem meinte nachdenklich: „Hm, wenn das nicht klar wie Kloßbrühe ist...! Gestern erst die Sache mit der Forelle — und jetzt der Fall mit dem Karnickel. Alles mehr oder weniger in dieser Gegend. Ob da nicht ein und derselbe dahintersteckt — vielleicht der Mann von gestern?“
    „Ja“, pflichtete Flöhchen ihm bei. „Oder eine ganze Bande!“
    „Schon möglich! Auf jeden Fall müssen wir das der Polizei melden“, meinte Sepp.
    „Gut, Sepp!“ stimmte Willem ihm zu. „Gehn wir alle zusammen ins Dorf.“
    „Und das Kaninchen?“ fragte Flöhchen.
    „Nehmen wir mit“, entschied Sepp. „Selbstverständlich!“
    Doch der dicke Willem schüttelte den Kopf. „Nein, das lassen wir im Zelt. Selbstverständlich!“
    „Aber wir brauchen doch ein Beweisstück“, gab Sepp zu bedenken.
    „Die Polizei glaubt uns bestimmt auch so. Und außerdem kommt sicher ein Polizist mit uns und läßt sich gleich die Stelle zeigen, wo wir’s gefunden haben. Bei der Gelegenheit kann er sich auch das Karnickel ansehen.“
    „Also ich würde es trotzdem mitnehmen“, widersprach Sepp dem dicken Willem.
    „Und wenn wir den Polizisten nicht antreffen?“
    „Meinst du denn, die hätten nur einen einzigen?“ wandte Männe ein.
    „Eine Kompanie bestimmt nicht für so ein Nest“, gab Willem zurück. „Stellt euch also vor, wir kommen da hin, vier Mann und ein Karnickel, und der Polizist ist nicht da, dann können wir mit unserer Beute wieder abziehen...“
    „Wir können es auch dalassen“, hielt Sepp dagegen.
    „Damit die Frau des Polizisten es in die Pfanne schmeißt! Nee, mein Lieber, wenn es schon jemand essen soll —

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