Sepp und das Millionending
dann wir.“
Die Jungen lachten über Willems pfiffiges Gesicht, und Sepp frotzelte: „Also deswegen verteidigst du die Beute wie ein Löwe?“
„Na klar — Köpfchen muß man haben!“ erwiderte der dicke Willem und tippte sich dabei grienend an die Schläfe. „Wenn meines Vaters Sohn was tut, dann denkt er sich was dabei. Das ist so klar wie Kloßbrühe!“
Von Tatort zu Tatort
Dorfpolizist Brackebusch war gerade dabei, die üppig sprießende Ligusterhecke um den Garten zu schneiden; er schloß sich rechts an das schwarzweiße Fachwerkhaus an, in dem er wohnte und seine Dienststelle unterhielt. Trotz der kühlen Witterung hatte ihn die ungewohnte Arbeit erhitzt. Aus diesem Grund hing sein grüner Uniformrock an einem Zaunpfahl. Herr Brackebusch hatte sich sogar die Hemdsärmel hochgekrempelt, so daß seine dichtbehaarten Unterarme sichtbar waren, mit denen er die große Heckenschere kraftvoll auf- und zuschnappen ließ. Sein Bauch, dem man ansah, daß er ihn jahrzehntelang durch fettreiche Kost liebevoll gepflegt hatte, schwappte wie ein Pudding in der hochgeschnittenen Hose, die ihm fast bis unter die Achseln reichte und nur durch Hosenträger daran gehindert wurde, auf die Schuhe hinunterzurutschen.
Der Dorfpolizist war so sehr in seine Arbeit vertieft, daß er die vier Jungen nicht bemerkte, die von der anderen Straßenseite zu ihm herüberkamen.
„Verzeihung, ist hier das Präsidium?“ erkundigte sich der dicke Willem, als sie dicht hinter dem Mann standen.
Bedächtig drehte sich Herr Brackebusch um und zeigte den vier Freunden ein vom guten Essen rundes, volles Gesicht, das jetzt Verwunderung ausdrückte.
„Präsidium ist gut! Wenn ihr die Polizei damit meint, dann seid ihr hier goldrichtig.“
„Ja, die Polizei — das wollte ich eigentlich sagen. Wir kommen nämlich aus Köln, und da...“
„...gibt es natürlich auch ein Polizeipräsidium“, fiel Herr Brackebusch ein. „Hier dagegen bin ich alles in einer Person, sozusagen vom einfachen Gendarmen bis hinauf zum Polizeipräsidenten.“
Der dicke Willem spielte Verwunderung. „Ach, so ist das...“
„Tja, so ist das. Doch nun erzählt schon, Jungs. Ihr habt doch sicher was auf dem Herzen.“
„Das ist so“, begann Flöhchen. „Mein Freund und ich...“
„Wir wollten eigentlich heute morgen Himbeeren pflücken gehen“, fiel Willem seinem Kameraden ins Wort, „und wir...“
„Und als wir auf die Lichtung kamen, wo die Himbeeren wachsen, da...“
„Also mal langsam mit den jungen Pferden!“ unterbrach der Dorfpolizist Flöhchen und Willem. „Wenn ihr durcheinanderredet, verstehe ich überhaupt nichts. Zunächst mal: Wer seid ihr und wo kommt ihr her?“
„Wir sind vier Freunde aus Köln“, erklärte Sepp, „und zelten seit ein paar Tagen an der Ahr.“
Herr Brackebusch hob die buschigen Augenbrauen nach oben, als er feststellte: „Aha, das ist also euer Zelt auf der Wiese?“
„Ja, wir haben dort im Fluß einen kleinen Staudamm gebaut.“
„Weiß ich, weiß ich! Neulich bin ich da vorbeigekommen und habe mir alles angesehen.“
„Wir haben Sie aber gar nicht bemerkt“, wunderte sich Männe.
„Natürlich nicht. Ihr habt ja auch im Wasser geplanscht und dabei geschrien wie eine Horde Wilder. Aber zurück zu eurer Angelegenheit! Ihr wolltet mir da etwas von Himbeeren erzählen.“
„Die Himbeeren sind nur Nebensache“, erklärte Flöhchen.
Aber ehe er noch weiter ausholen und alles berichten konnte, hatte der dicke Willem wieder das Wort ergriffen und erzählte dem Polizisten: „Mein Freund Flöhchen und ich sind heute morgen nach dem Frühstück losgegangen, um Himbeeren zu pflücken. Es gibt da nämlich eine Lichtung im Wald, wo besonders viele Himbeeren wachsen.“
„Die Stelle kenne ich auch. Voriges Jahr habe ich mit meiner Frau dort auch Himbeeren gesammelt. Einen ganzen Eimer voll!“
„So weit sind wir erst gar nicht gekommen. Denn wir waren noch keine halbe Stunde da, als ich plötzlich das Kaninchen entdeckte. Ich wäre fast darüber gestolpert.“
„Kaninchen gibt es viele dort.“
„Aber nicht in Schlingen.“
Herr Brackebusch stutzte, als Willem das erzählte, und fragte ihn rasch: „Willst du damit sagen, daß sich das Kaninchen in einer Schlinge gefangen hatte?“
„Ja, in dieser Drahtschlinge hier!“ fiel Flöhchen ein und hielt dem Polizisten die Schlinge hin, die er mit einem Griff aus der Hosentasche gezogen hatte.
Herr Brackebusch nahm sie prüfend in die Hand. Sein bis
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