Sepp und das Millionending
dann rufe ich die nächste Polizeistation an“, schlug Frau Brackebusch vor.
Sepp schüttelte den Kopf. „Nein, so sehr brennt’s nun auch wieder nicht. Es geht um die Lebensmittel, die jemand aus unserem Zelt gestohlen hat.“
„Und um die Wilderer!“ fügte Willem eilfertig hinzu.
„Ja“, räumte Sepp ein, „vielleicht auch darum. Genaues wissen wir ja noch nicht, aber wir haben eine ziemlich heiße Spur entdeckt.“
Willem nickte heftig und erklärte Frau Brackebusch, auf die das alles verwirrend einstürzte: „Oben in der Jagdhütte haust ein Kerl, der bestimmt nicht dahin gehört.“
„Welche Jagdhütte meint ihr? Es gibt mehrere hier.“
„Wir wollten zum Aussichtsturm gehen“, antwortete Männe, „und unterwegs sind wir auf eine Hütte gestoßen.“
„Ist sie grün und braun gestrichen?“
„Ja“, erklärte Willem der Frau, „aber das muß viele Jahre her sein. Die Farbe blättert nämlich schon ab.“
„Dann weiß ich Bescheid. Seid ihr nicht die Jungs, die gestern schon mal hiergewesen sind?“
„Ja“, bestätigte Sepp, „da haben wir mit Ihrem Mann gesprochen, und als er dann mit uns zum Zelt gegangen ist, um das tote Kaninchen zu sehen, da war es weg.“
„Zusammen mit unseren Lebensmitteln“, ergänzte der dicke Willem.
Frau Brackebuschs Züge hellten sich auf. „Jetzt weiß ich, wer ihr seid. Mein Mann hat mir von euch erzählt. Ihr kommt aus Köln und zeltet zu viert unten an der Ahr, stimmt’s?“
„Ja“, kam es von allen dreien gleichzeitig.
„Und ihr habt die Angel mit der Forelle und die Drahtschlinge mit dem toten Kaninchen entdeckt und glaubt nun, daß sich hier Wilderer herumtreiben?“
„Ja“, antwortete Sepp, „und wir sind sicher, daß der Kerl in der Jagdhütte damit was zu tun hat!“
„Nun“, meinte Frau Brackebusch, „das erzählt ihr am besten meinem Mann selbst! Sobald er zurückkommt, sage ich ihm Bescheid, daß ihr hiergewesen seid.“
„Sollen wir später noch mal vorbeikommen?“ erkundigte sich Sepp.
„Falls ihr unbedingt wollt. Aber ich denke, es genügt auch, wenn ihr morgen früh mit meinem Mann sprecht. Um acht ist er bestimmt in seinem Dienstzimmer.“
Die hochgeschraubten Erwartungen der Jungen waren gedämpft worden. Wenigstens der dicke Willem hatte sich schon zusammen mit der Polizei auf Verbrecherjagd gesehen. Doch auch Sepp und Männe war „ihr“ Fall wichtiger erschienen, als die Frau des Polizisten ihn aufnahm.
Was blieb ihnen also anderes übrig, als Frau Brackebusch für ihre Auskunft zu danken und sich freundlich von ihr zu verabschieden?
Verdrossen schlenderten die drei Freunde durch die Hauptstraße des Dorfes, unschlüssig, ob sie sich noch eine Weile dort umhertreiben sollten, um die Rückkehr von Herrn Brackebusch abzuwarten.
„Wer weiß, wie lange wir dann noch hierbleiben müssen“, sagte Sepp. „Ich schlage vor, wir gehen jetzt zum Zeltplatz zurück und versuchen es gegen acht oder neun noch einmal.“
„Heute abend?“ fragte Männe.
„Ja. Hier macht uns das Warten doch nur sauer.“
„Besonders wenn man Kohldampf hat“, fiel der dicke Willem ein, wobei er mit heißhungrigen Blicken die Rollkuchen, Apfelstrudel und Streuselkuchen im Schaufenster des Bäckerladens verschlang, an dem sie gerade vorbeikamen.
Männe machte ein Gesicht, als sei er ausgehungert und jammerte: „Mir hängt der Magen auch schon bis auf die Füße.“
„Kaufen wir uns was!“ entschied Willem. „Wenigstens eine Kleinigkeit für jeden.“
„Hast du Geld?“ fragte ihn Sepp.
„Bei mir nicht, aber im Zelt.“
„Da hab’ ich’s auch.“
„Und du, Männe?“
Männe durchwühlte seine Hosentaschen, aber mehr als zwei Fünfpfennig-Stücke zauberte er nicht aus ihnen heraus.
„Das nützt uns auch nichts“, brummte Willem enttäuscht. „Laßt uns lieber zum Zeltplatz zurückgehen und etwas essen. Mit vollem Magen läßt sich’s bestimmt besser warten.“
„Und außerdem macht sich Flöhchen bestimmt Sorgen, wenn wir so lange ausbleiben“, meinte Sepp.
„Gut, aber in spätestens zwei Stunden schellen wir Sturm bei der Polizei. Bis morgen früh halte ich das unmöglich aus!“
Wie sehr das Erlebte gerade den dicken Willem beschäftigte, das ging schon daraus hervor, daß er allein Flöhchen alles erzählen wollte, als sie eine halbe Stunde später am Zeltplatz eintrafen. Sepp und Männe durften ihm nur hin und wieder das Stichwort geben; das war aber auch alles, was Willem zuließ. Er war in seiner
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