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September. Fata Morgana

Titel: September. Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lehr
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Armee ist gleich PRÄSIDENT genau so denkt wie es in dem wütenden alten Buch seines Onkels ist gleich korrupter Bürgermeister von Bagdad steht
    Juden Fliegen und Perser
    hätte Gott nicht erschaffen sollen die Attacke gegen die Perser erfolgt jetzt so will es das Monstrum das aus dem Bauch des Monstrums PARTEI kroch mit Orden beklebt wie ein grüner Fliegenstreifen
    bald schon bekommt er von den deutschen Spezialisten eine schöne neue Insektenvertilgungsmittelfabrik (Leipziger Toxikologen Laborbauer aus Frankfurt am Main) er reißt zehntausend Arme mit Schwertern empor und ist schon überall und wie endgültig an jede Wand geklebt in jedes Buch in alle Räume auf die Bildschirme Geldscheine Ziffernblätter der Armbanduhren fast noch auf die Ärsche der Wasserbüffel in den brackigen Kanälen von Basra und in jedes Körnchen der Sandschleier der gelben Sonnenfinsternisse die Straße um Straße im Sommer verschlingen und staubverkrustet nach Stunden erst wieder ans Tageslicht husten
    ich spüre Jasmins weiche kleine Finger durch den Zaun und mein (noch junges erst fünfunddreißigjähriges) Gesicht erscheint mir selbst schrecklicher als alle väterlichen Gesichter meiner eigenen Kindheit von denen keines sich über mich beugte mit der Zumutung begreifen zu sollen akzeptieren zu müssen dass es nun in einen Krieg verschwinde die
    Schleier
    das weiße leichte Gewebe vor deinem vom Sturm gepeitschten Gesicht
    zerreißen
    die Wohnung in dem vornehmen Neubauviertel die du mit deiner Familie bezogen hast die vor zwei Jahren neu eröffnete Praxis der Club in dessen Swimmingpool Jasmin mit einem Gummitier herumplanschte während du mit Kollegen einen Drink nahmst während im Hintergrund die Grillkohlen rauchten und noch weiter dahinter die Kräne Betonträger in die hohe Zukunft balancierten
    der PRÄSIDENT
    schwamm in Öl (das seine Partei mit Beifall des ganzen Landes endlich den Engländern wieder abgenommen hatte) verschenkte Kühlschränke und Fernsehgeräte leitete Strom schickte Traktoren in entlegene Dörfer wie ein Gott wanderte Arm in Arm mit den Kommunisten für das sozialistische Arabien bis zur nächste Ecke
    um die er sie gleich darauf brachte
    die Schleier färbten sich an den Rändern mit Blut senke den Kopf lies die Zeitungen des Vaterlandes die Wiedergeburt des sumerischen Großreichs unter dem wahren König Saddam
    Flughäfen Schulen Einkaufszentren Krankenhäuser schießen aus dem Boden es gibt schon neue Universitäten es gibt höhere Gehälter für Soldaten Polizisten Ärzte Folterknechte
    die beste Zeit
    ist der Glanz der Entwicklung des mit Gold und Öl und dem Blut seiner Oppositionellen überspülten Irak
    es gibt
    Krieg den keiner will den zunächst
    kaum jemand
    ernst nimmt denn Bagdad baut als wäre es ein Architekturwettbewerb als würden die Mullahs in Teheran nur mit Gegenbaustellen reagieren und gewinnen wollen mit dem besten Hochhaus und dem protzigsten internationalen Luxushotel
    es ist Krieg
    weil der PRÄSIDENT glaubt die revolutionären schwarzen Vögel auf den geschleiften Palästen des Schahs seien schwach die Gelegenheit also günstig einige alte Rechnungen zu begleichen und die Wunden undSchrecken zu rächen die der große persische Pfau (ausgestopft bis zum Hals mit den prachtvollen Waffen Amerikas) uns zufügen und zumuten konnte insbesondere jenen Griff nach dem Hafenfluss Sindbads Schatt al-Arab unserem einzigen Zugang zum Meer
    die Mullahs sollten zudem gründlich erschreckt und gedemütigt werden damit sie uns Revolutionären keine Rückwärtsrevolution schenkten und nicht das Feuer anzündeten unter unseren Schiiten
    in drei Wochen schon
    erklärte der PRÄSIDENT
    stünden wir in Teheran
    zwei Monate später verband ich auf der Ladefläche eines Militärlastwagens die ersten (noch bloß von Unfällen während des Aufmarschs herrührenden) Wunden und träumte am Tag fassungslos zwischen den Soldaten dass ich mit ihnen in den Krieg fuhr Sindbads Stadt entgegen kein Vogel Rukh der seine Jungen mit Elefanten füttert riss uns empor und heraus (schon jetzt waren wir zu mager und kläglich) aus
    dem Spiel Leben und Vernichtet-Werden gemeinsam mit diesen noch atmenden noch lachenden rauchenden jungen Männern auf der hart erschütterten Ladefläche auf die man niedrige Bänke geschraubt hatte (der ein oder andere von ihnen kehrte als Toter mit dem Taxi zurück so luxuriös auf Befehl des PRÄSIDENTEN dem der Fuhrpark ausging) ich wollte das alles
    von Paris aus sehen auf einem

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