Septembermann: Lovestory (German Edition)
muss nach meinem Krankenbesuch mit jemandem sprechen. Marco ist bereits in Russland, beendet er seine News.
… Mister German, Freunde? Außer Cora, sie ist im Moment unnachgiebig.
Verständlich. Das wird sich einrenken, mailt das Arizon agirl zurück.
… Stefan und Stefanie. Ich habe sie lange nicht gesehen, lautet Saschas Antwort.
… Wie ist dein Verhältnis zu ihnen?
… Sehr gut, war es jedenfalls, liest sie.
E-Mail from Debbie to Sascha
Na bitte!
Geh zu ihnen , schütte Dein Sorgenpaket aus, sonst erstickst Du daran.
Warum musst Du alles intensiv durchleuchten? Folge Deiner inneren Stimme und höre auf, Dich Tag für Tag in Deinem Schuld gefühl zu wälzen. Das ist Bungee Jumping für Dein Herz, das sich nach Harmonie sehnt. Stattdessen fütterst Du Geist und Seele mit Deinem pingelig recherchierten Gedächtnisprotokoll.
Schließe Deine Lebenskladde Vergangenheit und öffne die der Zukunft.
Schau nach vorn und nicht zurück. Setze zum Sprung in die Gegenwart an!
Get up! Good Luck! Danny und ich drücken Dir die Daumen. In Love Debbie.
P.S.
Mr. Miller drängt mich nach Petersburg. Vorher wollte ich, wie ausgemacht, in Germany Urlaub machen. In Deiner augenblicklichen, prekären Lage fände ich me inen Besuch unpassend. Wir sollten meine Holidays bei Dir verschieben?!
*
Tage danach verweilt Sascha zögernd vor einem schnuckeligen Reihenhaus.
Stattliche Bäume säumen die Anwohnerstraße , die Vorgärten sind liebevoll bepflanzt und strahlen blütenprächtig der Sonne entgegen. Wehmut klopft in seinem Herzen. Er lehnt sich an einen verkrusteten Kastanienstamm und schließt für einen Moment die Augen, bis er zielbewusst auf das weiße Gittertor zugeht und den Klingelknopf betätigt.
„Cora, was machst du hier?“ Sascha drückt den Mittelfi nger zwischen die Augenbrauen.
„Dasselbe könnte ich dich fragen.“ Ihre Nasenflügel zucken.
„Ich muss zu Krügers.“ Sascha geht wortlos an ihr vorbei.
„Er kennt sich im Haus aus. Was hat das zu bede uten? Mehr Aufregung verträgt kein Mensch“, stammelt Janes Freundin vor sich hin.
Als ihr gemeinsamer Freund Geschirrklappern hört, steuert er direkt in die Küche. Porzellan geht zu Bruch und Scherben klirren auf die karamellfarbenen Fliesen. Cora sieht entgeistert zu, wie sich Sascha und Stefanie weinend in den A rmen liegen.
„Wo warst du all die Jahre, Sascha?“ Stefanie löst sich schluchzend aus seiner Uma rmung und schiebt ihn von sich.
„Lass dich anschauen, Junge! Warum hast dich nie mehr geme ldet?“
„Das erzähle ich bei Gelegenheit ausführlich. Im Moment bin ich unwic htig, es geht um Jane und die Babys.“
„Jane? Du kennst sie?“ Stefanie sieht verdutzt zu ihm auf.
Und ob, denkt Cora. Jahre waren sie das Traumpaar schlechthin.
„Wie geht es Stefan und meinem kleinen Freund Tino?“
Stefanie zückt ein Taschentuch, tupft an ihren feuchten Augenrändern und lehnt sich an die marmorierte Arbeitsplatte.
„Sascha, das war der erste Schicksalsschlag in diesem Jahr.“ Ihre Stimme bebt.
„Er ist tödlich verunglückt.“
Sascha sucht Halt an der Stuhllehne. Dann geht er auf sie zu. Schweigen. Langes, betroffenes Schweigen durchflutet das gemütliche Küchente rrain.
Sascha nennt Tino seinen kleinen Freund?
Cora ist durcheinander. War er mit Doreen liiert gewesen und er ist Bens Vater? Ihn hat er nicht erwähnt.
„Kann mir einer von euch sagen, was hier abgeht?“, meldet Cora sich energisch zu Wort. Sie spielt gehetzt mit dem türki sblauen Amulett ihrer Halskette.
„Seit wann kennt ihr euch?“
„Wir waren Trauzeugen bei seinen Eltern. Ich habe seiner Mutter bei den ersten Wehen beigestanden und zwischen den Uni-Vorlesungen kümmerten wir uns abwechselnd um den Schreihals. Entschuldige, Cora. Eine Weile hielten mich die Schatten der Vergangenheit in Atem, hervorgerufen durch Saschas Gegenwart. Aber das ist eine längere Geschichte. Wir müssen Ingrid und Horst am Krankenbett ablösen. Wieso seid ihr so vertraut miteinander?“ Stefanies Kombinationsgabe läuft zur Höchstform auf.
„Das ist auch eine längere Geschichte.“
Sascha greift zu Besen und Schaufel und kehrt den Scherbensalat zusammen.
„Trinkst du einen Kaffee mit uns, Sascha?“
„Gern, Stefanie. Im Wohnzimmer oder auf der Terrasse?“ Er sucht nach dem Geschirr, das er am vertrauten Platz im Lamellenhängeschrank findet.
„Gehen wir nach draußen.“
Stefanie füllt flugs die Expressomaschiene
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