Septembermann: Lovestory (German Edition)
Ingrid, ich fahre euch. Tino, kümmerst du dich um Struppi? Er ist völlig verstört nach seinem Rettungseinsatz“, bittet Stefanie ihren Enkel.
„Rettungseinsatz?“
Doreen legt die Arme um die Schultern ihrer Söhne und berichtet, was Jane widerfahren ist. Die Kinder sagen keinen Pieps. Tino nimmt gerührt Struppi auf den Schoß und Ben Felix. Hund und Katze spüren die Tränenperlen der Jungs in ihrem Fell und geben leise Wehlaute von sich.
*
Um Janes Seele hat sich ein Vorhang gelegt, den sie vergeblich versucht, zu bewegen. Sie ist bei Bewusstsein, steht auf einer Brücke und strengt sich an dem Wegweiser in das Leben zum anderen Ufer zu folgen.
Jane hört Mam und Dad. Warum spielt das Orchester plöt zlich laut? Sie kann ihre Eltern kaum verstehen und ihren Peter, der von seiner Liebe zu ihr spricht. Sie kommen näher und Jane will sie warnen, dass sie achtgeben auf die Marmorsäulen ihres Komaschlosses.
Vorsicht! Der Kronleuchter, Paps! Wieso rufen sie u nentwegt ihren Namen? Sie ist hier. Den Zwillingen und ihr geht es gut. Ihre Tochter kommt sich vor wie eine Komparsin, die das Geschehen Szenen überblendend wahrnimmt. Mama, Papa bleibt!
Herzstillstand. Jane schwebt durch ein goldenes Licht in den Operationssaal. Die medizinischen Geräte zeigen keine akust ischen Gehirnströme und das Ärzteteam reanimiert ihre lustlose Pumpe.
„Vom Bett weg“, ruft der Doktor.
In ihrem Kopf tobt ein Gewitter. Sie drücken runde dicke Platten auf ihren Oberkörper und Jane schmunzelt über die hektischen Gebärden. Ihr Weißkittel, ich bin eingenickt, nicht lebensmüde, freue mich auf meine Babys und rüttle unentwegt an diesem Faltenwurf vor meinem Gesicht. Das medizinische Personal ignoriert ihre Aussage.
Cora taucht auf. „Braunes Schneewittchen, was machst du für Sachen?“ Sie plaudert an der Bettkante rührselig von ihren Sandkastenspielen und den turbulenten Teeni ejahren.
Stimmt, das sind aufregende Zeiten gewesen. Jane wartet auf eine Erklärung, warum sie Sascha aufgedr öselt hat, dass sie bei Schneiders wohnt? Sie heißt Schneider. Cora ist bei ihrer Hochzeit dabei gewesen. Hat sie das vergessen? Jane ärgert sich. Auf einmal ist sie zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Ihr Geist stellt die Arbeit ein.
*
Es ist schwer, Janes verzweifelte Mutter und Vater zu überzeugen, dass sie im Moment nichts für ihr geliebtes Kind tun können.
„Diese Nacht wird entscheidend sein. Ein ausgeprä gtes Koma ist eine quantitative Bewusstseinsstörung der Großhirnfunktion, keine Krankheit. Stabilisiert sich der Zustand ihrer Tochter, kann sie in ein Krankenzimmer der Gynäkologie verlegt werden“, informiert der diensthabende Arzt die Eltern.
Sie haben sich mit Peter geeinigt, dass er diese Nacht am Bett seiner Frau abwechselnd mit Cora wacht und Ingrid und Horst sie morgen früh abl ösen.
Leichter Nebel hüllt die Umgebung sanft ein, als sie auf dem Grundstück ihrer Toc hter mit Stefanie aus dem Auto steigen.
Einige Windböen zischen in den Gehölzen und zersa uen ihre Haare. Die Patchworkler sitzen beisammen, bis Janes Mam und Dad sich in die Einliegerwohnung zurückziehen.
Vorsichtig drückt Grid im Gä stewohnzimmer den Riegel des Fensters, öffnet es, lehnt ihren Kopf an den Rahmen und schaut hinaus in die Dunstwolken, die den Mond verhüllen. Ihr Mann kommt zu ihr und nimmt sie in den Arm. Ihr Brustkorb bewegt sich auf und nieder. Sie weint.
*
Überpünktlich sind Janes Eltern nach einer schlaflosen Nacht in der Klinik.
„Wir fahren schnell zu Cora , holen ein paar Sachen aus ihrer Wohnung, anschließend zu uns und packen für Jane die wichtigsten Utensilien ein“, verkündet Peter seinen Schwiegereltern mit besorgtem Mienenspiel.
Als sie das Krankenhaus verlassen, liegt der neue Tag u nschuldig im Morgentau. Peter wartet im Auto an der Ecke vor Coras Domizil. Sie packt hastig Kleidungsstücke, als es klingelt.
„Sascha?“ Sie empfängt ihn in schroffer Tonlage.
„Was ist gestern vorgefallen bei deinem Besuch bei Jane?“
„Cora, warum reagierst du aggre ssiv? Sind wir keine Freunde mehr?“
„Ich muss zurück ins Spital , Jane liegt im Koma.“
„Waaas sagst du da? Als ich sie verlassen habe, war sie aufgewühlt und möglicherweise verä rgert, weil ich mich unmöglich benommen habe, aber gesund und munter.
In welchem Hosp ital ist sie?“
„Du hast genug Unheil angerichtet. Halte dich von Jane fern!“ Cora will die Tür schließen. Sascha
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