Septimus Heap 02 - Flyte
suchen. Mittlerweile musste sie viele Kilometer von hier auf der anderen Seite des Flusses sein, und er latschte genau in die entgegengesetzte Richtung, nur weil Nicko ihn dazu überredet hatte. Nach einer Weile brach er das Schweigen und fragte: »Bist du sicher, dass sie uns helfen werden?«
»Na klar«, antwortete Nicko. »Sie sind doch unsere Brüder, oder etwa nicht? Brüder halten zusammen. Außer Simon, natürlich.«
Septimus war ein wenig mulmig vor der Begegnung mit seinen Brüdern. Seit eineinhalb Jahren war er mit einem Teil seiner Familie wieder vereint, aber in dieser ganzen Zeit hatten Sam, Edd, Erik und Jo-Jo im Wald ein ungebundenes Leben geführt. Silas hatte ihm versprochen, sie gemeinsam zu besuchen, aber es war nie dazu gekommen. Entweder war Marcia zu beschäftigt gewesen, um ihm freizugeben, oder Silas hatte sich im Datum geirrt und war am falschen Tag aufgetaucht.
»Wie sind sie eigentlich so?«, fragte Septimus.
»Nun ja«, antwortete Nicko, »Sam ist ein hervorragender Angler. Fängt alles, was er will. Hätte mich übrigens nicht gewundert, wenn wir ihn am Strand getroffen hätten, denn das ist einer seiner Lieblingsplätze. Edd und Erik, die Zwillinge, sind richtige Clowns. Immer zu Streichen aufgelegt, tauschen gern die Rollen. Sie sehen einander so ähnlich, dass selbst ich sie manchmal nicht auseinander halten kann. Und Jo-Jo ist ein ruhiger Bursche, aber ziemlich helle. Er interessiert sich für Kräuter und solche Sachen. Darin schlägt er wohl nach unserer Mutter.«
»Aha«, sagte Septimus und versuchte, sich seine Brüder vorzustellen, aber ohne großen Erfolg. Er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, eine so große Familie zu haben, nachdem er die ersten zehn Jahre seines Lebens überhaupt keine gehabt hatte.
»Aber wohlgemerkt«, setzte Nicko hinzu, »eigentlich sind wir nur wegen Wolfsjunge, dem Fährtenleser, hier.«
»Sie haben ihn tatsächlich im Wald gefunden?«
»Ja. Er lebt jetzt bei ihnen. Sie glauben, dass er eine Zeit lang unter Wolverinen gelebt hat und dass die Wolverinen ihn verstoßen haben, als er zu groß wurde und nicht mehr wie ein Junges roch. Er war wild, als er ihnen über den Weg lief. Er hat Sam ins Bein gebissen und Erik ziemlich übel zerkratzt. Seine Fingernägel waren furchtbar, ganz gelb und lang und wie Krallen gebogen. Aber seit der letzten großen Kälte ist er zahmer, weil Edd und Erik ihn durchgefüttert haben, und inzwischen ist er ganz umgänglich. Muffelt zwar noch leicht, aber das tun sie alle. Daran gewöhnt man sich schnell. Wolfsjunge ist der beste Spurenleser überhaupt. Er wird uns geradewegs zu Jenna führen, ganz bestimmt.«
»Hat er große Zähne und ein Fell?«, fragte Septimus misstrauisch.
»Ja, riesige gelbe Fänge und behaarte Hände.«
»Wirklich?«
Nicko drehte sich um und grinste Septimus breit an: »Reingefallen.«
Nach einer Weile gelangten sie auf eine kleine Lichtung, und Nicko schlug vor, ein paar Minuten zu rasten und einen Blick auf die Karte zu werfen. Septimus nahm den Rucksack ab, und sogleich fühlte er sich so leicht, dass er meinte, er könnte durch die Bäume nach oben schweben.
»Möchtest du ein Bonbon?«, fragte er und hielt Nicko die lila Dose Knallpfefferminz hin.
Nicko beäugte die Dose argwöhnisch.
»Was machen die?«, fragte er. Er kannte die Vorliebe seines Bruders für ausgefallene Süßigkeiten und dachte noch mit Grausen an das sich selbst erneuernde Bananenbonbon, das immer aufs Neue in seinem Mund gelegen hatte, ganz gleich, wie oft er es ausgespuckt hatte.
»Nichts«, antwortete Septimus. »Das sind ganz normale Pfefferminzbonbons.«
»Na dann.«
»Halt die Hand auf.« Septimus schüttelte ihm ein paar grüne Kügelchen in die Hand. Nicko legte den Kopf zurück und warf sie in den Mund wie eine Tablette.
»Nicht ...«, warnte Septimus.
»Hmmm-rrr-aah!«
»... alle auf einmal!«
»Iiiih. Sie sind mir in die Nase gestiegen«, prustete Nicko. Drei kleine Knallpfefferminzbonbons schössen aus seinem Riechorgan.
»Oh, das kann passieren. Du musst sie im Mund behalten und dort explodieren lassen. Ganz schön erfrischend, findest du nicht?«
»Ich glaube, mir springen gleich die Augen aus dem Kopf.«
»Also ich mag sie.« Septimus nahm selbst ein paar und steckte die Büchse zurück in den Rucksack. »Willst du vielleicht lieber ein paar Wiz Bix? «, fragte er.
»Das soll wohl ein Scherz sein«, sagte Nicko. Er wischte sich die Tränen aus den Augen, entfaltete Sams Karte und
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