Septimus Heap 02 - Flyte
hatte.
»Ach ja?«, fragte er zögernd. »Was für Ärger?«
»Nun ja, Simon ...«
»Ich wusste es!«, platzte Rupert heraus. »Ich wusste sofort, dass euer verflixter Bruder dahintersteckt! Diesmal kriege ich ihn. Ganz bestimmt!«
»Er ist ...«
Rupert Gringe flitzte über die Werft davon.
»... nicht mehr da«, beendete Septimus halbherzig seinen Satz, während Rupert über einen Eimer stolperte und schneller im Tunnel verschwand, als er erwartet hatte.
»Wo drückt der Schuh, Sep?«, fragte Nicko, der seinem jüngeren Bruder ansah, dass etwas nicht stimmte.
»Simon hat Jenna entführt, und niemand will mir glauben, nicht einmal Marcia«, sprudelte Septimus los.
»Was?«
»Simon hat Jenna entführt und ...«
»Schon gut, Sep, ich habe gehört, was du gesagt hast. Komm, setz dich und erzähl mir alles der Reihe nach.« Nicko kletterte an Land und legte Septimus den Arm um die Schulter. Sie setzten sich zusammen hin, ließen die Füße in den Burggraben baumeln, und Septimus erzählte die ganze Geschichte. Je länger er sprach, desto besorgter wurde Nickos Miene.
Schließlich kam Septimus zum Ende und schloss mit den Worten: »... aber ich wette, du glaubst mir auch nicht.«
»Natürlich glaube ich dir.«
»Ehrlich?« Septimus sah Nicko fragend an.
»Ja. Ich weiß, dass gewisse Leute hinter Jenna her sind. Ich wollte Mum raten, vorsichtiger zu sein. Aber wie es aussieht, komme ich zu spät.«
»Wen meinst du denn mit gewisse Leute}«, fragte Septimus. »Soll das heißen, nicht nur Simon?«
»Nun ja, vielleicht macht Simon mit ihnen gemeinsame Sache. Überraschen würde es mich nicht. Als Rupert und ich unten in Port auf den neuen Mast warteten – da fällt mir ein, dass ich Jannit noch sagen muss, dass der neue nichts taugt und keine fünf Minuten halten wird –, da saßen wir ziemlich lange im Blauen Anker, einer Hafenschenke. Dort verkehren die unterschiedlichsten Leute. Wir trafen auch Alice Nettles, Althers Freundin von früher. Sie arbeitet jetzt im Zollamt...«
»Ja und?«, unterbrach ihn Septimus ungeduldig, der sich fragte, worauf Nicko mit seiner weitschweifigen Einleitung hinauswollte.
»Alice erzählte uns, dass jemand in Port nach Jenna sucht.«
»Wer?«
»Keine Ahnung. Ein geheimnisvoller Fremder, wie Alice ihn nannte. Kürzlich erst aus den Fremdlanden gekommen. Sein Schiff ankerte noch draußen vor der Küste und wartete auf einen Liegeplatz am Zollkai, doch er selbst hatte sich an Land rudern lassen und stellte alle möglichen Fragen über die Prinzessin.«
»Was für Fragen?«, wollte Septimus wissen.
»Na, das kannst du dir doch denken. Ob sie noch am Leben sei. Wo sie zu finden sei. Solche Sachen eben. Alice hat ihm ausweichende Antworten gegeben. Darauf versteht sie sich.«
Septimus starrte in das trübe Wasser des Burggrabens. »So ist das also«, sagte er bedrückt. »Ich wette, Simon bringt Jenna zu dem geheimnisvollen Fremden.«
»Wahrscheinlich hat er Simon fürstlich dafür bezahlt«, sagte Nicko, der keine gute Meinung von seinem ältesten Bruder hatte.
»Und ich kann mir auch denken, wer dieser Fremde ist ...«
»So?«, fragte Nicko überrascht. »Wer denn?«
»DomDaniel«, flüsterte Septimus.
»Aber der ist doch tot.«
»Er ist verschwunden. In den Marschen in die Tiefe gezogen worden. Aber das heißt nicht unbedingt, dass er tot ist. Soviel ich weiß, lebt er gerne unter der Erde.«
»Also, ich weiß nicht, Sep«, sagte Nicko. »Nicht einmal Simon würde so etwas tun, oder?«
Septimus sah Nicko fest in die Augen. »Hör mal, Nicko, niemand will mir glauben, dass Jenna in Gefahr ist, also erwarte ich es auch nicht von dir. Aber es ist mir egal, was die anderen sagen. Ich gehe jetzt los und hole sie zurück.« Er stand auf und schulterte seinen Rucksack. »Sag Marcia, wo ich hin bin. Und unseren Eltern. Bis dann.« Damit wandte er sich zum Gehen.
»So warte doch, du Blödmann«, protestierte Nicko. »Ich glaube dir ja. Und du wirst nicht auf eigene Faust losziehen, Sep. Wo willst du sie denn suchen?«
»Ich werde sie schon finden«, erwiderte Septimus.
»Fragt sich nur, wann. Wenn überhaupt. Ich kenne einen guten Fährtenleser. Der beste, der mir je begegnet ist. Er wird uns zu ihr führen. Ich lasse mir von Jannit ein Boot geben, und damit holen wir ihn ab. Nimm den Rucksack ab und setz dich wieder hin.«
Septimus rührte sich nicht.
»Mach schon, Sep. Ich bin dein großer Bruder und sage dir, was du zu tun hast. Klar?«
»So viel größer bist du
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