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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Szenerie draußen warf, bemerkte sie, dass Simon das Vergrößerungsglas auf der Schüssel hatte liegen lassen. Sie nahm es und steckte es in die Tasche. Jetzt würde Simon nicht so leicht feststellen können, wohin sie geflüchtet war.
    Daneben stand die Glühraupentonne. Simon hatte den Deckel nicht richtig zugemacht, und ein gelber Lichtschein drang aus dem Spalt. Die Glühraupentonne war ein großes Holzfass, in dem sich bis knapp unter den Rand Hunderttausende winziger Glühraupen ringelten. Jenna ergriff eine der leeren Lampen, die sauber aufgereiht neben der Tonne standen, nahm die Kelle und schöpfte sich krümmende Glühraupen in die Glasröhre. Sie benutzte solche Lampen nicht gern, doch sie hatte keine andere Wahl. Sarah Heap lehnte sie grundsätzlich ab, denn wenn die Raupen erst in der Lampe waren, lebten sie nur noch wenige Stunden. Es sei schrecklich, sagte sie, nur zur eigenen Bequemlichkeit so viele Geschöpfe zu töten. Sie benutzte lieber altmodische Kerzen.
    »Es tut mir leid, ihr Raupen«, flüsterte Jenna, während sie schaufelte.
    Sie füllte die Lampe, ließ den Deckel der Tonne aber offen, um den Raupen die Möglichkeit zur Flucht zu geben. Sie hob die Lampe in die Höhe, und zum ersten Mal konnte sie Simons neues Zuhause genauer in Augenschein nehmen.
    Das Observatorium war ein riesiger runder Raum. Die Wände, die grob aus dem Schiefergestein gehauen waren, neigten sich nach oben und innen bis zu der Stelle, wo die Linse der Camera obscura saß. Eine dicke Milchglasscheibe, die ins Dach eingesetzt war, ließ das Mondlicht durch, und Jenna erkannte, dass der größte Teil des Observatoriums unter der Erde lag. Lautlos schlich sie an der Feuerblitz-Kammer aus Eisen und an ordentlichen Regalen vorbei, in denen sich Schwarzkunstbücher, Umkehrzauber und Flüche stapelten. Schaudernd wandte sie sich von einer Ansammlung von Flaschen ab, die alle mit einer trüben gelben Flüssigkeit gefüllt waren, in der missgestaltete Kreaturen schwammen. Von Zeit zu Zeit stieg eine Gasblase aus den Flaschen auf und erfüllte die Luft mit einem widerlichen Geruch. In einer entfernten Ecke schimmerte ein kleiner Glasschrank in mattblauem Licht. Er war mit einer imposanten Anzahl von Riegeln gesichert. Darin lag zusammengerollt eine kleine schwarze Schlange.
    Simons Schnarchen drang hinter einer großen Holztür hervor, die purpurrot gestrichen und mit Symbolen der Schwarzen Magie bemalt war. Jenna huschte an der Tür vorbei, und dabei trat sie auf Spürnase. Irgendwie gelang es ihr, ihren Schrei in ein ersticktes Piepsen zu verwandeln, aber das Schnarchen verstummte. Sie erstarrte und hielt den Atem an. War Simon aufgewacht? Sollte sie wegrennen, solange sie noch konnte? Würde er ihre Schritte hören? Was sollte sie tun? Und dann begann Spürnase zu ihrem Entsetzen, auf der Stelle zu hüpfen. Von jedem Hopser hallte das Observatorium wider. Blitzschnell griff Jenna zu, und Sekunden später steckte Spürnase tief unten in der Glühraupentonne. Sie schloss den Deckel, ließ das Schloss zuschnappen und entschuldigte sich zum zweiten Mal in dieser Nacht bei den Raupen.
    Den Schutzzauber murmelnd, den ihr Marcia vor einiger Zeit beigebracht hatte, schlich Jenna an dem allzeit wachsamen Totenkopf vorbei. Sie fragte sich, was Simon wohl mit den übrigen Knochen angestellt hatte. Im Vorbeihuschen war ihr, als werde sie tief aus dem Innern des Schädels von einem Augenpaar beobachtet. Sie wagte nicht hinzusehen.
    Kaum an dem Schädel vorbei, begann sie zu rennen. Sie flitzte durch den Bogengang und lief so schnell sie konnte die steile Treppe hinunter, als sei DomDaniel höchstpersönlich hinter ihr her. Von Zeit zu Zeit blickte sie sich um, nur um sich zu vergewissern, dass da niemand war.
    Am Fuß der Treppe angekommen, blieb sie stehen und lauschte auf Schritte. Da waren keine. Schon etwas mutiger, machte sie einen Schritt nach vorn. Sie rutschte weg und stürzte zu Boden. Die Glühlampe flog ihr aus der Hand, und Glühraupen wurden auf dem Boden verstreut. Sie rappelte sich hoch und wischte ihr Kleid ab. Magog-Schleim. Ekel überkam sie, gefolgt von panischer Angst. Sie sammelte so viele Glühraupen zusammen, wie sie in der Eile finden konnte, und hastete, sie in den hohlen Händen haltend, lautlos durch den Gang in Richtung Stall.
    Sie erreichte glücklich die Wurmkammer, ohne hinter sich das verräterische Zischen eines Magogs zu vernehmen. Donner stand ruhig vor seinem Futtertrog und mampfte Heu, das Simon ihm

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