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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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angekommen, wo der Pfad zur Höhle abzweigte, blieb er stehen und wartete darauf, dass Jenna abstieg und ihn in den warmen Stall zurückführte.
    »Nein, Donner, du gehst jetzt nicht nach Hause. Lauf weiter.« Donner schüttelte den Kopf, und wieder klirrte das Zaumzeug.
    »Pst! Bitte , Donner, lauf weiter«, flüsterte Jenna so laut, wie sie sich traute, denn sie fürchtete, dass Simon sie doch noch hören könnte. Sie gab dem Rappen einen energischen Tritt, und nur widerwillig setzte er sich in Bewegung. Halb in der Erwartung, Simon aus der Höhle auftauchen zu sehen, schaute sie zurück. Aber der Eisenspund stand noch offen, und die dunkle Öffnung war leer.
    Der Weg wurde flacher, als sie an der Höhle vorbei waren, und Donner kam leichter voran. Aber der Wind nahm zu und mit ihm der Regen. Dunkle Wolken zogen auf, und Blitze erhellten geräuschlos die gezackten Ränder der Schlucht, ehe Augenblicke später das Donnergrollen heranrollte.
    Jenna und Donner kämpften sich weiter. Das Mondlicht verblasste, und nur die zuckenden Blitze beleuchteten den finsteren Schieferbruch. Der Wind heulte durch die Schlucht und peitschte ihnen eisigen Regen ins Gesicht. Die Augen halb geschlossen, heftete Jenna ihren Blick fest auf den Weg – bis eine Bewegung hoch oben in den Felsen ihre Aufmerksamkeit erregte. In der Hoffnung, dass es nur eine dahinjagende Wolke war, hob sie den Kopf. Doch es war etwas viel Handfesteres als eine Wolke.
    Es war der plumpe graue Kopf eines Landwurms.
    Ein Landwurm braucht lange, um aus seiner Höhle zu kriechen, und Jenna hatte den Wurm genau in dem Moment bemerkt, als er den Kopf in die Nachtluft hinausstreckte. Aus den Berichten Reisender, die Silas gerne wiederholte, wusste sie, dass nicht der Kopf, sondern der Schwanz der gefährlichste Körperteil des Wurms war. Er war eine todbringende Waffe. Hatte der Wurm eine Beute erspäht, schleuderte er ihr den Schwanz wie ein Lasso über den Kopf, schlang ihn um ihren Körper und zerquetschte ihn. Ganz, ganz langsam. Manchmal jedoch, so hatte Silas ihr erzählt, wenn der Landwurm keinen großen Appetit hatte, schleppte er die Beute in seine Höhle und bewahrte sie dort lebend auf, um sie frisch zu halten. Landwürmer fraßen am liebsten frisches Fleisch, das noch warm war.
    Jenna erinnerte sich an einen Mann, der früher gelegentlich ihre Eltern besucht hatte und von ihren Brüdern Sabber-Dan genannt worden war. Sabber-Dan hatte einen irren Blick, und die jüngeren fürchteten sich vor ihm, aber Silas hatte ihnen gesagt, dass sie nett zu ihm sein sollten. Laut Silas hatte Dan früher im Steinbruch gearbeitet und kein bisschen gesabbert, bis ihn eines Tages ein Landwurm holte und drei Wochen lang in seiner Höhle gefangen hielt. Um nicht zu verhungern und zu verdursten, aß er Ratten und leckte Wurmschleim. Eines Nachts, als ein unerfahrener Schäfer mit einer Schafherde in den Steinbruch zog und den Landwurm ins Freie lockte, war ihm die Flucht geglückt. Aber nach drei Wochen in der Wurmkammer war Dan nie mehr der Alte.
    Jenna wollte unter keinen Umständen wie Sabber-Dan enden – von Schlimmerem ganz zu schweigen. Sie spähte zu dem Wurm hinauf und versuchte einzuschätzen, ob sie einen Zahn zulegen und an ihm vorbeireiten oder abermals kehrtmachen sollte. Doch wenn sie kehrtmachte, saß sie zwischen dem Wurm und der Steinlawine in der Falle, und obendrein lag dazwischen die Höhle Simons, der inzwischen wahrscheinlich aufgewacht war und nach ihr suchte. Sie hatte keine Wahl – sie musste an dem Landwurm vorbei, ehe sein Schwanz aus der Höhle war.
    »Hüah, Donner«, befahl sie mit leiser, eindringlicher Stimme und gab dem Pferd mit den Hacken einen Stups, aber Donner stapfte unverändert langsam durch Wind und Regen. Sie blickte wieder zu dem Wurm. Seine Höhle befand sich hoch über ihnen und war noch ziemlich weit entfernt, fast an der Spitze des alten Steinbruchs, der den Weg überragte. Der Kopf des Wurms war jetzt vollständig im Freien, und Jenna sah, dass seine blassroten Augen auf sie und Donner gerichtet waren.
    »Schneller, Donner«, brüllte sie dem Rappen ins Ohr und stieß ihn gleichzeitig kräftig in die Flanken. »Oder willst du von einem Landwurm verspeist werden?« Sie ließ die Zügel schnalzen, und plötzlich legte er die Ohren an, stürmte wie von der Sehne geschnellt los und galoppierte den Weg entlang, als wollte er ihr zeigen, dass sie schnell bekam, wenn sie schnell wollte.
    Jenna spürte, dass der Landwurm sie kommen

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