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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Mein Treter hätte niemals alle vom Brett gestoßen.«
    »Aber es war Ihr Treter«, murrte Gringe. »Meiner wollte nur seiner Aufgabe nachgehen, und dann wurde er quer durch den Raum geschleudert. Ich habe keine Ahnung, wo er jetzt ist.«
    »Oder die vielen anderen«, murrte Silas, krabbelte auf allen vieren herum und äugte zwischen die Dielen. »Wahrscheinlich sehen wir sie nie wieder. Ha!«
    »Silas Heap, was tust du da?«, tönte Marcias Stimme durch den langen, leeren Dachboden bis zu den Burgenschachspielern am anderen Ende. Schuldbewusst sprang Silas auf und stieß sich den Kopf an einem niedrigen Dachbalken.
    »Autsch!«
    Beim Anblick der Außergewöhnlichen Zauberin, die mit wehendem Umhang, funkelnden Augen und zorniger Miene nahte, erbleichte Gringe. »Wir wollten gerade das Gemälde zurückhängen«, sagte er. »Ehrlich.«
    »Ehrlich ist nicht unbedingt ein Wort, bei dem ich automatisch an Sie denke, Gringe«, raunzte ihn Marcia an, wenn auch ein wenig zu Unrecht.
    »Reg dich ab, Marcia«, sagte Silas. »Wir werden es schon tun. Ich weiß nicht, was die ganze Aufregung soll.«
    »Deshalb bist du nur ein Gewöhnlicher Zauberer, Silas Heap. Dieser Raum hier wurde nicht ohne Grund versiegelt: um den Geist Königin Etheldreddas darin zu bannen – mitsamt ihrem Scheusal von Haustier, das in der Burg herumschleicht, Leute beißt und die Seuche verbreitet.«
    »Hör schon auf damit, Marcia«, entgegnete Silas. »Du kannst mir nicht auch noch die Schuld an der Seuche geben.«
    »Du hast sie herausgelassen, Silas. Niemand sonst. Seit du törichterweise dieses Porträt entsiegelt hast, grassiert hier die Seuche. Das ist kein Zufall. Und was noch schlimmer ist: Wir haben Königin Etheldredda am Hals.«
    »Sie ist nur ein Geist, Marcia«, protestierte Silas. »Es besteht kein Grund, sich deswegen so aufzuregen. Wir haben hier eine Menge Geister, und einige sind richtige Quälgeister – viel schlimmer als sie. Da ist zum Beispiel diese Nervensäge mit der Pfeife, und dann der...«
    »Sei still, Silas. Etheldredda ist kein gewöhnlicher Geist. Sie ist gefährlich. Ihr eigener Sohn hatte sie versiegelt – ihr eigener Sohn, wohlgemerkt, denn er wusste, wozu sie fähig war.«
    »Was meinst du damit, ›wozu sie fähig war‹?«, fragte Silas, der wegen der ganzen Sache langsam ein ungutes Gefühl bekam.
    »Sie hat ihre eigenen Kinder ermordet. Prinzessinnen. Die rechtmäßigen Burgerbinnen. Und jetzt läuft sie hier frei herum, in unserer Zeit, und sie hat die Absicht, wieder dasselbe zu tun.«
    »Was?«, fragte Silas. »Du meinst doch nicht etwa ... Jenna?«
    »Genau das meine ich. Und jetzt, wo Jenna wieder da ist...«
    »Jenna ist wieder da?«, rief Silas. »Geht es ihr gut?«
    »Noch. Sie und Septimus sind ...«
    »Septimus. Dann stimmt es also, sie sind beide in Sicherheit?« Silas fühlte sich wie von einer Zentnerlast befreit. Mit einem Mal hatte er keine Lust mehr, mit Marcia zu streiten. »Dann hilf uns, Marcia«, sagte er. »Wir haben das Bild im Handumdrehen versiegelt, nicht wahr, Gringe?«
    Gringe zuckte mit den Schultern. Aus seiner Sicht war es nur eine weitere Partie Burgenschach, der Silas Heap ein vorzeitiges Ende bereitete.
    Während das Porträt langsam durch den Dachboden getragen wurde, fuhr Etheldreddas königliche Barke mitten durch die Absperrung, die Blockadeboote zum Schutz vor der Seuche am Rabenstein errichtet hatten. Die Fischersleute zitterten, als ein eisiger Wind durch die Takelage ihrer Boote fuhr und den Tauen ein unheimliches Sirren entlockte. Königin Etheldredda saß allein auf ihrem Geistersitz – der Aie-Aie schlich derweil um das Manuskriptorium herum und lauerte darauf, den einen oder anderen zartbehäuteten Schreiber zu beißen, wenn er von der Arbeit kam. Als die königliche Barke die Blockade hinter sich ließ und den weiter stromaufwärts gelegenen Landungssteg des Palastes ansteuerte, wurde das Lächeln auf Königin Etheldreddas dünnen Lippen breiter, denn sie hielt Jennas Silberpistole in den Händen.
    Und geladen hatte sie die Silberpistole mit der für Jenna bestimmten Kugel, in die K.P. für Kindprinzessin geritzt war.
    Oben auf dem Dachboden wollte sich Königin Etheldreddas Porträt noch immer nicht fügen. Silas war sich sicher, dass es ihn gebissen hatte, und Gringe hatte das Gefühl, er werde von einer großen Krabbe in den Arm gezwickt, als sie es durch den Dachboden zu der entsiegelten Kammer trugen. Auf halber Strecke stieß Gringe einen lauten Schrei aus und

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