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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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ließ das Gemälde fallen. Es landete auf Silas’ Zeh, und Marcia riss nun endgültig der Geduldsfaden.
    »Auf die Seite!«, rief sie. »Ich werde es mit einem Sendezauber in die Kammer befördern.«
    Silas sah sie bestürzt an. »Das darfst du nicht tun«, sagte er. »Man weiß nie, wo es am Ende landet.«
    »Du wirst mir nicht erklären, wie ich meine Arbeit zu tun habe, Silas Heap«, blaffte Marcia. »Es wird dort landen, wo ich es hinschicke.«
    »Sei dir da bloß nicht zu sicher, Marcia«, murmelte Silas.
    Marcia antwortete nicht. Sie rief sich bereits die Magie ins Gedächtnis, die sie für einen Sendezauber benötigte – und sie benötigte eine Menge. Silas beobachtete, wie sich ein magischer Nebel – ein flimmernder, ins Lila spielender Dunst – um Marcia herum bildete und sie einhüllte, bis kaum noch zu erkennen war, wo Marcia aufhörte und der Dachboden anfing. Auch Gringe sah zu, und zwar mit offenem Mund. Und dann heftete Marcia fest ihren Blick auf das Porträt und sprach langsam die Formel:

    »Geh, wohin ich dich sende
Säume nicht bis zum Ende
Bleib, wo ich es dir sage
Von heut bis in alle Tage:
Geh in dein Zimmer!«
    Sofort hatte Marcia das schreckliche Gefühl, dass sie etwas falsch gemacht hatte. Althers kluge Worte kamen ihr in den Sinn: Drücke dich präzise aus, Marcia. Sag genau, was du meinst. Doch es war zu spät. Der magische Nebel hüllte das Porträt ein, so wie es sein sollte. Etheldreddas Porträt hob vom Boden ab, so wie es sein sollte. Und stürzte aus dem Fenster, so wie es ganz und gar nicht sein sollte.
    Marcia rannte zum Fenster, um nachzusehen, was geschehen war. Sie sah, wie das Porträt durch die Luft flog und in der Mauer eines Turms verschwand – im Königinnengemach.
    Marcia machte sich auf Vorwürfe von Silas gefasst, doch es kamen keine. Silas war verschwunden.
    Ein Geisterboot verursacht keinerlei Geräusch, daher hörte Jenna nichts, als die königliche Barke am Landungssteg des Palastes anlegte. Sie schlief friedlich weiter. Nur die kleine Ente erwachte.
    Da war etwas in der Luft, dass sie an einen schrecklichen Ort erinnerte – an einen Ort, der nach Orangen roch.
    In einer fernen Zeit saß Snorri Snorrelssen, nun nicht mehr allein, mit Nicko an der Schlangenhelling, und während sie mit leerem Blick ins Wasser des Burggrabens starrte, sah sie wieder mit Ullrs Augen. Sie sah die königliche Barke am Landungssteg anlegen. Sie sah Königin Etheldredda aufstehen, eine Pistole in der Hand, und sie sah das polierte Silber in der Wintersonne blitzen, als Etheldredda die Pistole hob und auf die schlafende Jenna richtete.
    Ullr war immer noch Snorris Katze, obwohl sie durch fünfhundert Jahre getrennt waren, und tat, was seine Herrin ihm sagte. Deshalb kam plötzlich Leben in ihn, und er stürzte sich auf den Geist. Aber diesmal war Etheldredda stofflicher als beim letzten Mal. Sie setzte sich zur Wehr und versetzte der kleinen roten Katze einen kräftigen Hieb mit der Pistole. Ullr sank zu Boden, aber nicht ohne Jenna vorher mit seinem Kreischen geweckt zu haben.
    Jenna setzte sich ruckartig auf, noch halb im Schlaf. Sie wurde aus dem, was sie sah, nicht schlau – Ullr lag auf dem Landungssteg, und eine nackte kleine Ente watschelte im Kreis und piepste wie ein Wecker.
    Auf dem Rasen vor dem Palast hatte Alice das Kreischen Ullrs gehört und das Aufblitzen der Pistole in der Sonne gesehen. »Merkwürdig«, sagte sie zu Alther, der neben ihr döste. »Da unten am Landungssteg ist etwas im Gang.«
    Alther öffnete die Augen und sah, was Alice nicht sehen konnte.
    Von panischem Schrecken erfasst, stürzte er in Richtung Fluss davon.
    »Alther!«, rief Alice ihm nach und folgte ihm, so schnell sie konnte. »Alther, was ist denn?«
    Als Königin Etheldredda leichtfüßig aus der königlichen Barke stieg, durchlief Jenna ein kalter Schauer, und ihr Kopf wurde wieder klar, als hätte sie einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht bekommen. Sie sah eine Pistole durch die Luft schweben. Ihre Pistole. Die, mit der sie der Jäger gejagt hatte. Und die Tante Zelda für sie aufbewahrte. Aber was war das? Wieso richtete sie sich jetzt auf sie?
    Königin Etheldredda hob die Silberpistole und zielte in dem Moment auf Jenna, als Alther wie ein Wirbelwind heranfegte. »Lauf!«, rief er Jenna zu. Er warf sich auf Etheldredda, doch sie ging durch ihn hindurch wie ein Messer durch Butter. Alther brach zusammen, von der Bosheit des stofflichen Geistes gefällt.
    Jenna zögerte.
    Etheldredda

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