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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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die klebrige Tafel eingewickelt war, und alle drei sogen den köstlich süßen Duft von Karamell ein.
    »Wisst ihr«, sagte Septimus, »ich habe Sam wirklich gern.«
    Eine Stunde später lagen sie auf den Pritschen, vom Ofen gewärmt und den Bauch voller Karamell, Fisch und Hexengebräu. Die Hütte war vom schläfrig machenden roten Schein des Feuers erfüllt, und draußen glitzerte der Schnee im Licht eines beinahe vollen Mondes. Doch nach ihrem Zeitgefühl war es noch Nachtmittag – viel zu früh zum Schlafen.
    »Was sagt deine Uhr denn jetzt, Beetle?«, fragte Jenna.
    »Punkt vier«, antwortete Beetle, der sie hoch hielt, damit der Schein des Feuers darauf fiel.
    »Vier Uhr Nachmittag, und wie lange ist es seit der Dämmerung her – zwei Stunden?«, fragte Jenna.
    »Hmm«, antwortete Beetle, der gerade versuchte, die Reste eines Karamellklumpens aus seinen Backenzähnen zu kratzen.
    »Das bedeutet ...«
    »Das ist alles sehr eigenartig«, befand Septimus.
    »Nein, Sep. Das bedeutet nur, dass wir entweder viel weiter nördlich oder viel weiter östlich sind – oder beides.«
    »Und das«, sagte Beetle, »wäre noch eigenartiger, wenn man bedenkt, dass wir nur in einen alten Kohlenmeiler spaziert sind. Das würde man von einem Kohlenmeiler nicht erwarten, auch wenn meine alte Zeichenlehrerin immer sagte: ›Kohle kann dir eine ganz neue Welt eröffnen, Beetle.‹«
    »Aber wo sind wir denn nun?«, fragte Septimus. »Weiter nördlich oder weiter östlich?«
    »Das werden wir morgen herausfinden«, erwiderte Jenna. »Wir können feststellen, wie lange die Tage sind. Ich schätze, dass wir weiter östlich sind und nur ein paar Stunden verloren haben. Weiter nördlich würde es, glaube ich, nicht so früh dunkel werden. Der Sommer steht vor der Tür, da müssten die Tage eigentlich lang sein.«
    Die beiden Jungen schwiegen einen Moment lang. Dann sagte Septimus: »Woher weißt du das alles, Jenna?«
    Sie brauchte eine Weile, ehe sie antwortete: »Von Milo. Er hat mir viel von seinen Reisen erzählt. Er hatte auch eine Uhr, und bevor ich geboren wurde, stellte er sie immer auf ›Heimatzeit‹, wie er es nannte, damit er wusste, was ... äh ... meine Mutter ... gerade tat. Wenn er nach Osten reiste, sagte er, ging die Sonne nach der Uhr jeden Tag früher unter–obwohl es ihm gar nicht früher vorkam. Und Snorri hat mir erzählt, dass in den Landen der Langen Nächte die Tage im Sommer so lang sind, dass die Sonne kaum untergeht.«
    Septimus dachte darüber nach. »Wenn wir also weiter östlich sind«, sagte er, »dann ist das gut. Dann müsste dort das Foryxhaus sein, oder nicht?«
    »Ich seh mal nach, was Nicko schreibt.« Jenna nahm das schön gebundene Buch mit Nickos Notizen zur Hand, das sie vorsichtshalber auf ihre Pritsche gelegt hatte, und blätterte durch die Seiten. Manche bestanden aus mehreren kleinen Zetteln, die Ephaniah zu größeren Blättern zusammengefügt hatte, andere waren größer, sorgfältig gefaltet und an den Ecken verstärkt. Alle fühlten sich glatt an, wenn man sie berührte, fast wie trockenes Harz. Nickos Schrift neigte dazu, übers Papier zu irren wie eine Ameise, die sich verlaufen hatte, aber nach Ephaniahs Behandlung war sie gestochen scharf, sodass Jenna ausnahmsweise einmal fast alles entziffern konnte. »Foryxhaus ... Foryxhaus«, murmelte sie und blätterte. »Hier ist was. Ein Brief von Snorri an Nicko – ›Nicko, das ist für Dich. Alles, was Du nicht verstanden hast, weil Tante Ells in meiner Sprache gesprochen hat. Snorri x.‹ Das müsste das sein, was Tante Ells ihnen erzählt hat.«
    »Dann lies weiter«, sagte Septimus. »Lies es uns vor.« Er und Beetle schauten sie so erwartungsvoll an wie zwei kleine Kinder, die auf ihre Gutenachtgeschichte warteten.
    Sie lachte. »Na schön. Aber Tante Ells’ Stimme ahme ich nicht nach.«
    Ein Chor enttäuschter Proteste erfüllte die Hütte.
    »Nein, und damit basta. Dann mal los: ›Ich war neun Jahre alt. Ich spielte mit meiner Schwester im Haus meiner Großmutter, und wir bekamen Streit. Ich schubste sie, sie schubste mich, und ich fiel durch den Spiegel. Heute weiß ich das, aber damals wusste ich nicht, was geschehen war. Ich wusste nur, dass ich plötzlich nicht mehr in dem kleinen Haus meiner Großmutter am Meer war, sondern in einem achteckigen Raum voller dunkler, klobiger Möbel. Ich hatte schreckliche Angst.
    Als ich mich endlich aus dem Zimmer wagte, fand ich mich auf dem oberen Absatz einer langen, gewundenen Treppe

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