Septimus Heap 04 - Queste
gehen – das war es. Grün bedeutete, dass er sich auf der Queste befand. Septimus sank zurück und stierte an die rohen Bretter, nur Zentimeter über seinem Gesicht. Angsterfüllte Gedanken wirbelten durch seinen Kopf.
Der erste war schon schlimm genug: Er befand sich auf der Queste – er befand sich auf der Queste!
Der zweite Gedanke war noch schlimmer: Wenn er sich auf der Queste befand, wie sollte er dann Nicko finden?
Aber der dritte war der schlimmste von allen: Wie sollte er das Jenna beibringen?
* 37 *
37. Eine Einladung
M a rcia genoss es, wieder Herrin im Zaubererturm zu sein. Sowie die letzten Teilnehmer der Versammlung entschwunden waren, leicht verstört über das jähe Ende ihres Ausflugs, hatte Marcia den Turm von oben bis unten nach etwaigen Bummlern durchkämmt. Sie hatte für eine ganze Weile genug von den Geistern Außergewöhnlicher Zauberer und keine Lust, in den nächsten Tagen über den einen oder anderen zu stolpern, der in einer dunklen Ecke ein Nickerchen hielt. Einen fand sie schlafend in der Speisekammer eines Gewöhnlichen Zauberers, ein anderer irrte durch den Korridor im fünfzehnten Stock und suchte sein Gebiss. Es hatte, so dachte Marcia bei sich, als sie den allerletzten Schrank in der Halle kontrollierte und dabei Catchpole aus dem Schlaf aufscheuchte, eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Ausräuchern von Mäusen.
Sowie ihre Autorität im Turm zu ihrer Zufriedenheit wiederhergestellt – und an den älteren Gewöhnlichen Zauberern erprobt – war, widmete sich Marcia der Suche nach Septimus. Sie vermutete, dass er entweder in den Wald zu seinen Brüdern oder zu Tante Zelda in die Marram-Marschen geflüchtet war. So oder so müsste ein Suchzauber genügen, um ihn wieder zu ihr zurückzubringen.
Marcia konnte nicht ahnen, dass im selben Augenblick, als sie die lila Tür zu ihren Gemächern hinter sich schloss und einen Seufzer ausstieß, Jenna, Septimus und Beetle auf einem uralten Waldweg durch einen stillen, frostigen Wald marschierten. Mit einem tiefen Gefühl der Erleichterung stieg sie die schmale Steintreppe in die Bibliothek hinauf, die in der goldenen Pyramide auf der Spitze des Turms untergebracht war, und setzte sich an ihren Schreibtisch. Sie sog den Geruch von altem Leder, vergilbten Zaubern und Papierstaub (die Papierkäfer nahmen in der Bibliothek überhand) ein und lehnte sich bequem zurück. Die Welt war wieder in Ordnung.
Zehn Minuten später war Marcia nicht mehr davon überzeugt, dass die Welt wieder in Ordnung war. Ihr Suchzauber hatte nicht funktioniert. Wohl wissend, dass auf Magie nicht immer hundertprozentig Verlass war – obwohl sie neunundneunzig Komma Periode neun erwartete –, führte sie den Zauber ein zweites Mal durch. Wieder ohne Erfolg.
Eine halbe Stunde und drei weitere Versuche später fing sie an, sich ernstlich Sorgen zu machen. Septimus war offensichtlich verschwunden.
»Fume!«, rief sie, sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Dieser verdammte Fume! Er steckt dahinter. Ich weiß es.«
Zwei Minuten später, nachdem sie mit der Silbertreppe im schnellen Notfallbetrieb nach unten gerauscht war, taumelte sie durch die Halle des Zaubererturms. Ihr war ziemlich schwindlig und mehr als ein bisschen schlecht.
Die kühle Luft draußen vertrieb die Übelkeit, und mit den Absätzen ihrer lila Pythons klappernd, schritt sie über den gepflasterten Hof.
Mit Abscheu bemerkte sie, dass unter dem Großen Bogen schmutzige Wäsche lag. So etwas war unentschuldbar. Ein Zauberer, der seine schmutzigen alten Roben einfach am Eingang zum Hof auf den Boden warf! Was sollten denn die Leute denken? Mit angeekelter Miene hob sie ein Kleidungsstück an einem Zipfel in die Höhe, um nach dem Namensschild zu suchen. Alle Zauberer mussten Namensschilder in ihre Roben einnähen, damit die Turmwäscherei sie dem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben konnte. Das half freilich nicht immer. Einmal hatte ein Gewöhnlicher Zauberer namens Marcus Overland von der Wäscherei Marcias Kleider bekommen und war damit unverschämterweise drei volle Tage lang in der Burg herumspaziert, ehe ihn Marcia zur Rede stellte. Marcus war wenig später abgereist.
Doch als Marcia das schmutzige blaue Kleidungsstück jetzt hochheben wollte, stellte sie fest, dass noch ein Körper in der Robe steckte. »Hildegard!«, entfuhr es ihr. Rasch schlug sie die Kapuze zurück, die das Gesicht der Unterzauberin verdeckte. Hildegard war aschfahl, atmete aber noch. Marcia blies sie
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