Septimus Heap 04 - Queste
Hütte. Allein. Dort, wo Ephaniahs Körper gelegen hatte, war nur noch ein nasser Fleck.
»Er ist fort«, sagte sie.
»Gut«, erwiderte Beetle.
»Aber ... wie? Er war doch bewusstlos.«
Beetle schüttelte den Kopf. »Ich habe gesehen, wie er kurz die Augen öffnete. Er hat mich angesehen. So was geht nicht, wenn man bewusstlos ist.«
»Aber wie konnte er so schnell verschwinden? Ephaniah war doch schlecht zu Fuß.«
»Es spielt keine Rolle, wen sie bewohnen«, sagte Beetle. »Fortbewegen können sie sich immer.«
Jenna sah ihm in die Augen. »Dann glaubst du also tatsächlich, dass Ephaniah – wie nennst du das? – bewohnt war?«
Beetle nickte ernst.
»Und du hast tatsächlich den Schlangenring an seinem Finger gesehen?«
»Ja. Am kleinen Finger der linken Hand. Wo sie immer getragen werden.«
»Na schön«, sagte Jenna widerstrebend. »Dann glaube ich dir jetzt.«
Beetle grinste vor Erleichterung und Freude – Jenna hatte ihm zugehört. Das war ein gutes Gefühl.
Septimus tauchte auf. »Ich habe es gesehen, da oben auf dem Hügel«, sagte er außer Atem. »Es macht sich davon.«
»Gut«, sagte Beetle.
Jenna hatte etwas auf dem Herzen, das sie loswerden wollte. »Beetle, es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe.«
»Ist schon in Ordnung.« Beetle zuckte mit den Schultern.
»Ich hätte dir glauben sollen.«
»Warum denn? Das alles ist so verrückt. Warum hättest du mir glauben sollen?«
»Weil ich weiß, wer dieser Junge ist. Dieser Daniel Jäger, wie du ihn nennst.«
»Was?«
»Er war DomDaniels Lehrling. Erinnerst du dich, Sep? Ich weiß, er hat sich ziemlich verändert – er ist gewachsen und hat Pickel, und seine Haare sind lang und grässlich, aber er ist es, stimmt’s?«
Septimus hatte kein gutes Gedächtnis für Gesichter. Aber jetzt, wo Jenna es sagte, wusste er, dass sie recht hatte. »Deshalb hat er sich für mich ausgegeben – weil er zehn Jahre lang ich war. Oder es zumindest dachte. Der Ärmste.«
Beetle sah ihn fragend an. »Erklär ich dir später«, sagte Septimus zu ihm. »Wir sollten jetzt weiter.« Er hielt den Kompass hoch. Die Nadel wies immer noch stabil in eine Richtung – nur nicht in die gewünschte. »Verflixt. Er zeigt in die Richtung, in die das Gespenst verschwunden ist.«
»Wir müssen ihm folgen«, sagte Jenna.
»Nein«, widersprach Septimus. »Das ist einfach zu gefährlich.«
Jenna schob eigensinnig die Unterlippe vor. »Das ist mir egal, Sep. Wenn das die Richtung zum Foryxhaus ist, dann müssen wir da lang.«
Septimus wandte sich hilfesuchend an Beetle. »Es ist Wahnsinn, dem Gespenst zu folgen. Findest du das nicht auch, Beetle?«
»Nun ja ...«, sagte Beetle zögernd.
»Beetle!«, protestierte Septimus.
»Wenn es in die richtige Richtung geht, kann es doch nicht schaden, wenn wir ihm folgen. Auf diese Weise können wir es im Auge behalten. Es ist doch besser, man hat so etwas vor sich. Wenn man es hinter sich hat, kann man nicht sehen, was es tut.«
»Genau«, stimmte Jenna lebhaft zu. »Genau das habe ich mir auch gedacht.«
»Weißt du, was, Jenna?«, sagte Septimus, als sie sich an die Verfolgung des Gespenstes machten. »Manchmal erinnerst du mich wirklich an Marcia.«
* 40 *
40. Am Rande des Abgrunds
S i e folgten den schleifenden Fußabdrücken, die sich von der Hütte entfernten. Sie führten über eine kleine Steinbrücke, die in Snorris Karte eingezeichnet war, dann einen steilen Hang hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter in ein weites Tal. Tiefe Stille herrschte ringsum, als sie im oberen Teil des Tals unter hohen Bäumen durch tiefen Schnee stapften, und kein Windhauch bewegte die Äste. Ein- oder zweimal erhaschten sie einen Blick von dem Gespenst, wie es in der Ferne mit seinem seltsam schlingernden Gang den Hang hinabhastete. Doch mit seinen weißen Kleidern war es im Schnee schlecht auszumachen, und bald wurde sein Vorsprung so groß, dass sie es endgültig aus den Augen verloren.
Die Kompassnadel zeigte weiter in dieselbe Richtung wie die Spur, die zu einem gefrorenen Sumpf im Grund des Tales führte. Hier war es spürbar kälter. Hart gefrorener Schlamm knackte unter ihren Füßen, und ihre Wolverinenpelze blieben immer wieder an hohen schwarzen Schilfrohren hängen, die spitz aus dem Schnee ragten. Bald wurde das Gelände wieder abschüssig, und der Sumpf wich einem breiten, zugefrorenen Fluss, auf dessen Eisdecke das Gespenst mit langen Schlitterschritten dahingeglitten war. Jenna hob Ullr vom
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