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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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auch den Herzschlag eines Rattenmenschen erlauschen konnte. Er hatte damals nicht daran gedacht, danach zu fragen.
    Jenna betrachtete Ephaniah bestürzt. Er hatte seine Brille verloren, und seine Augen waren geschlossen. Eisklümpchen hingen an den langen, dunklen Wimpern. Das bisschen Menschenhaut, das zu sehen war, hatte eine bläulich weiße Farbe, und das dünne braune Haar war schneeverkrustet und klebte am Kopf, der eine überraschend menschliche Form hatte. Jenna wusste, sie sollte die Tücher von seiner Rattenschnauze nehmen, um zu hören, ob er noch atmete – oder wenigstens die Hand auf seine Brust legen, um festzustellen, ob sie sich hob und senkte. Doch es widerstrebte ihr, den Rattenmann zu berühren. Vielleicht, so sagte sie sich, lag das an der Nähe seiner massigen Gestalt, deren rattenartige Fremdheit plötzlich etwas Bedrohliches hatte. Wenn Ephaniah bei Bewusstsein war, überstrahlte seine Menschlichkeit alles andere, und Jenna nahm die Ratte im Menschen kaum wahr – doch jetzt fiel es ihr schwer, den Menschen in der Ratte zu sehen. Sie schaute zu Beetle auf. Er stand in der Tür und blickte auf Ephaniah herab. »Ob er noch lebt?«, fragte sie halb flüsternd.
    Beetle nickte langsam. »Ja ...«, antwortete er und ließ unablässig seine Uhr von einer Hand in die andere wandern – eine nervöse Angewohnheit, die immer dann an ihm zu beobachten war, wenn er besorgt war. Er glaubte zu bemerken, wie sich die Augen des Rattenmanns kurz öffneten, sagte aber nichts.
    Das Feuer im Ofen prasselte inzwischen. Dampf stieg aus den weißen Wollkleidern, und ein unangenehm muffiger Geruch erfüllte die Hütte.
    »Er muss uns gefolgt sein«, sagte Septimus. »Gestern habe ich etwas gesehen ... Das muss er gewesen sein«
    »Du hast ihn gesehen?«, fragte Jenna. »Warum hast du denn nichts gesagt?«
    »Na ja ... ich war mir nicht sicher.«
    »Armer Ephaniah«, sagte Jenna. »Er war gut getarnt, wie die Schneefüchse in den Landen der Langen Nächte.«
    »Schon, aber das war nicht der Grund. Ich wollte nichts sagen, weil ich ... schwarze Magie spürte.«
    »Schwarze Magie? Bei Ephaniah?«
    Septimus zuckte mit den Schultern. »Tja, ich ...«
    Beetle hatte Ephaniah die ganze Zeit aufmerksam beobachtet. Jetzt sagte er nur ein Wort: »Sep.«
    Der Ton seiner Stimme jagte Septimus einen kalten Schauder über den Rücken. »Was ist los?«, flüsterte er.
    Beetle deutete stumm auf den kleinen Finger seiner linken Hand und überkreuzte dann Zeige- und Mittelfinger – das Zeichen, das Schreiber für schwarze Magie benutzten. Jetzt verstand Septimus – im Gegensatz zu Jenna. Sie sah Septimus erschrocken an. »Raus hier«, formte er mit den Lippen.
    »Wieso denn?«, fragte Jenna, und ihre Stimme klang furchtbar laut in der Stille.
    Sie erhielt keine Antwort. Im nächsten Augenblick war Septimus neben ihr, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, war sie auf den Beinen und wurde zur Tür hinaus in den Schnee gezerrt.
    »Aber ...«, protestierte sie vergeblich.
    »Pst!«, zischte Septimus. »Sonst weckst du es noch.«
    »Was denn?«
    Rasch und geräuschlos schloss Beetle die Tür der Hütte. Jenna sah, wie Septimus beide Hände auf die Tür legte und etwas murmelte. Dann reckte er den Daumen nach oben und kletterte über den Schneehaufen. Im nächsten Augenblick spürte Jenna, wie sie von Septimus und Beetle gepackt wurde, und dann rannte sie mit den beiden davon, als stehe die Hütte in Flammen.
    Sie rannten ins Tal hinunter, hüpften durch tiefen Schnee und flitzten zwischen Bäumen hindurch wie drei verängstigte Rehe. Rechts von ihnen ragte eine Felswand über die Baumwipfel hinaus, und als sie den Fuß des Felsens erreichten, blieben sie stehen und schöpften Atem. Sie spähten talaufwärts in Richtung Hütte, die, wäre nicht eine dünne Rauchsäule zwischen den Bäumen emporgestiegen, kaum zu sehen gewesen wäre.
    »Alles in Ordnung«, sagte Beetle. »Ich kann es nicht sehen. Es könnte sich natürlich auch hinter einem Baum versteckt haben, aber das glaube ich nicht.«
    »Es?«, fragte Jenna. »Wovon redest du denn? Spinnst du?«
    »Ich rede von Ephaniah«, sagte Beetle. »Nur dass er es gar nicht ist.«
    »Dass er was gar nicht ist?«, fragte Jenna.
    »Ephaniah ist nicht Ephaniah. Er ist ein Gespenst.«
    »Ein Gespenst?«
    »Ja. Das aus dem Manuskriptorium. Das mit dem Jungen kam, der mir die Stelle weggenommen hat und schuld daran ist, dass ich gefeuert wurde.«
    »Nein. Nein, das glaube ich nicht. Es ist

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