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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Beetle schob sich noch ein Stück näher, nahm einen Stein von einem Haufen, der neben dem Wasserfall lag, und warf ihn in die Tiefe. Sie warteten und zählten die Sekunden, bis der Stein unten aufschlug, doch eine ganze Minute verstrich, und sie hatten noch immer nichts gehört. Plötzlich fuhr ein Windstoß in Beetles Mantel und ließ ihn geräuschvoll flattern.
    »Beetle!«, rief Jenna und packte ihn am Ärmel. »Du bist zu dicht dran. Komm zurück.« Genau dasselbe hätte auch Beetles Mutter getan. Und wäre es seine Mutter gewesen, so wäre er jetzt sehr bockig geworden und sogar noch näher an die Kante herangerückt– aber nicht bei Jenna. Ein entschieden unbockiger Beetle erlaubte sich, einen Schritt zurückzutreten.
    Septimus dachte gar nicht daran, sich dem Rand zu nähern. Er hatte in der Zwischenzeit in sicherer Entfernung einen wunderbar stabilen Baum gefunden und lehnte sich, noch immer leicht duselig, dagegen. So schwindlig war ihm schon lange nicht mehr geworden – jedenfalls seit er den Flug-Charm besaß. Wenn er ihn doch nur hier hätte! Das sah Marcia wieder mal ähnlich – sie hatte ihm den einzigen Gegenstand weggenommen, der ihnen bei dieser Expedition eine große Hilfe gewesen wäre. Er schnaufte tief durch. Nur ein paar Meter entfernt war der tiefste Abgrund, der ihm jemals untergekommen war. Um das zu wissen, brauchte er nicht über den Rand zu blicken – er spürte es, von den Füßen bis in die Haarspitzen. Er wusste es.
    Er dachte an ein Sprichwort bei der Jungarmee: Stehst du am Abgrund, halte inne und denke. Jetzt, wo er etwas älter war, schienen die Sprüche, die er damals auswendig gelernt und wie ein Papagei nachgeplappert hatte, einen Sinn zu bekommen, den sie damals noch nicht gehabt hatten. Und so begann er, an einen Baum gelehnt und dem Abgrund nicht zu nahe, nachzudenken. Er dachte über die Queste nach. Er fand, dass er Jenna und Beetle endlich von dem Questenstein erzählen sollte. Er musste ihnen sagen, dass sie ohne ihn weitergehen und ihn seiner Queste überlassen sollten – wohin sie ihn auch führen mochte. Doch der bloße Gedanke, sich von ihnen zu trennen und sie allein nach Nicko suchen zu lassen, war ihm unerträglich. Das konnte er nicht – er konnte es einfach nicht.
    Jennas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Sieh mal, Sep«, sagte sie und breitete die Karte im Schnee unter dem Baum aus. Und gleich darauf sagte sie: »Nein, Ullr, setz dich gefälligst woandershin«, und schob die Katze sachte von dem Papier. Ullr blickte unbeeindruckt, hockte sich in den Schnee und begann, sich die Pfoten zu lecken. Jenna kniete sich hin und fuhr mit dem Finger an dem Loch in der Karte entlang. »Komisch«, sagte sie. »Das Loch auf der Karte fängt dort an, wo der Rand eines Abgrunds ist. Fast als wäre es ein richtiges Loch, wenn ihr versteht, was ich meine. Ich schätze, das Foryxhaus liegt da drüben.« Sie deutete in den Nebel. »Jetzt ergibt alles einen Sinn. Das muss der große Abgrund sein, von dem Tante Ells gesprochen hat.«
    Plötzlich rief Beetle: »Seht doch, da ist die Brücke.« Er pfiff. »Und was für eine.«
    Weit entfernt zu ihrer Linken konnten sie schwach die Umrisse eines spindeldürren Bauwerks ausmachen, das hoch in die Luft hinaufragte und dann im Nebel verschwand. Es sah schön aus – ein zartes Geflecht aus dünnen Fäden, das wie ein Spinnennetz in der Luft hing. Dann verdichtete sich der brodelnde Nebel wieder, und es war verschwunden.
    »Das ist sie!«, sagte Jenna aufgeregt. »Wir brauchen nur noch die Brücke zu überqueren, und schon sind wir da. Ist das nicht toll?«
    »Toll«, sagte Septimus, dem das Herz in die Hose rutschte. »Wirklich toll.«
    Sie marschierten am Rand des Abgrunds entlang, hielten aber sicheren Abstand, weil Septimus darauf bestanden hatte. Nach einer Weile wurde offensichtlich, dass sie in diesem sonderbaren Land zum allerersten Mal einem richtigen Pfad folgten. Der Schnee sah so aus, als sei er von Tieren und nicht von Menschen festgetrampelt worden, und Septimus fragte sich unwillkürlich, was das wohl für Tiere waren. Doch was für Tiere auch immer, in den Mist, den sie hinterlassen hatten, wollte er lieber nicht treten.
    Je weiter der Morgen voranschritt, desto höher stieg die Sonne über den Nebel hinaus, und die dicken Schneewolken am Himmel begannen, sich aufzulösen. Doch der Nebel blieb, regte und bewegte sich neben ihnen wie ein großes, brütendes Tier. Von Zeit zu Zeit glaubten sie, von weit unten, aus

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