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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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den Tiefen des Nebels, ferne Stimmen zu hören. Jenna blieb einmal sogar stehen, überzeugt, sie habe jemanden schreien gehört.
    Der Gedanke, dass sie bald die Brücke betreten und in diesen wallenden Nebel würden hinausgehen müssen, beschäftigte alle drei – und ganz besonders Septimus. Er ließ sich absichtlich ein Stück zurückfallen, und während er hinter den beiden Gestalten mit ihren Wolverinenmänteln und Waldrucksäcken – und einer kleinen roten Katze mit aufgeplustertem Fell – hertrottete, beschäftigte ihn noch etwas anderes. Mit großem Widerwillen, aber unfähig, der Versuchung zu widerstehen, fasste er in die Tasche und zog den Questenstein hervor. Er wagte nicht, ihn anzusehen, und kniff die Augen zu – bis ihm wieder einfiel, wie nahe der Abgrund war. Er machte sie schnell wieder auf. Der Stein war gelb. Gelb den Weg dir weist durch Schnee und Eis, dachte er verzagt.
    Plötzlich drehte sich Jenna um. »He, Sep. Alles in Ordnung?«
    Hastig schob er die Hand wieder in die Tasche. »Ja«, antwortete er mit belegter Stimme. »Bestens.«
    Der Pfad führte stetig am Abgrund entlang und beschrieb einen weiten, gleichmäßigen Bogen nach rechts, doch die Brücke blieb die ganze Zeit im Nebel verborgen. Dann jedoch, als sie sich einem gedrungenen, schneebedeckten Baum näherten, der gleich neben dem Pfad stand, tauchten plötzlich zwei hohe Eisenpfeiler aus dem Nebel auf. Groß, schlank und seltsam schön, neigten sie sich, feucht glänzend vom Nebel, kaum merklich nach hinten, und ihre spitz zulaufenden Enden verschwanden in den wirbelnden Schwaden, die aus der Tiefe heraufstiegen. Mit einem beklommenen Gefühl begriff Septimus, dass sie am Ziel waren.
    »Mann ...«, flüsterte Beetle. »Seht euch das an.«
    Septimus hätte liebend gern auf den Anblick verzichtet.
    Die Brücke selbst war eine wenig vertrauenerweckende Konstruktion aus Holzplanken, die über zwei dicke Drahtseile gelegt waren, die sich in einem Bogen nach oben schwangen und im Nebel verloren. Wie lang sie dahinter wohl noch sein mag?, fragte sich Septimus. Waren es nur ein paar Meter oder waren es Kilometer? Er hatte das ungute Gefühl, dass Letzteres der Fall war. Die Krümmung ließ vermuten, dass es ein weiter Bogen war. Es war eine eigenartige Konstruktion. Von der Spitze der Pfeiler strebten vier Seile nach unten. Zwei waren über sie hinweggespannt und endeten weit hinter ihnen im Schnee. Die beiden anderen folgten der Krümmung der Brücke und verschwanden im Nebel. Septimus suchte irgendetwas, das den Namen »Seitenbegrenzung« oder »Geländer« verdiente, aber alles, was er erkennen konnte, waren zwei fadendünne Handläufe. In Albträumen war er schon über solche Brücken gegangen, aber so schlimm war keine gewesen.
    Er blickte zu Jenna und Beetle und verspürte eine seltsame Erleichterung, als er sah, dass sich ihre Freude beim Anblick der Brücke ebenfalls in Grenzen hielt. Er wollte gerade vorschlagen, etwas von Sams Proviant zu essen – nur um den schrecklichen Moment hinauszuschieben, da er den Fuß auf dieses Ding setzen musste, das aussah wie eine Häkelarbeit –, als sich in dem Baum hinter ihnen etwas regte.
    »Das kostet etwas«, rief eine barsche Stimme von oben.
    Sie zuckten zusammen. Seit ihnen Sam Auf Wiedersehen gesagt hatte, hatten sie keine andere menschliche Stimme mehr gehört.
    »Ich sagte, das kostet etwas«, wiederholte die Stimme.
    Septimus spähte nach oben. »Wo sind Sie?«, fragte er.
    »Auf dem Baum. Ich komme runter.«

* 41 *
    41.  Der Mautner
     

    E i n drahtiger kleiner Mann, von Kopf bis Fuß in allerlei Pelze gehüllt, kletterte am Stamm der Eiche herunter und hüpfte leichtfüßig in den Schnee. Seine tiefliegenden Augen, die wie schwarze Knöpfe aussahen, streiften Jenna und Beetle nur kurz und blieben dann auf Septimus haften. Sein runzliges braunes Gesicht erinnerte Jenna an den Affen eines Leierkastenmannes, den sie einmal auf einem Jahrmarkt gesehen hatte. Damals hatte ihr der Affe nicht gefallen, und heute gefiel ihr der Mann nicht.
    »Für den Fall, dass ihr euch wundert«, sagte der Mann. »Ich bin der Mautner. Niemand überquert die Brücke, ohne einen Preis dafür zu bezahlen. Die einen bezahlen mehr, die anderen weniger. Das hängt ganz davon ab.«
    »Wovon?«, fragte Jenna scharf. Die Art, wie der Mann sie ansah, gefiel ihr nicht.
    »Wie sie mir gefallen. Und wie viel Gold sie haben.« Er lächelte unangenehm und entblößte dabei zwei Reihen Goldzähne in allen

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