Septimus Heap 04 - Queste
ergoss.
Terry stand auf, einen Ausdruck der Erleichterung und Verwunderung im Gesicht. Er hatte noch nie mit eigenen Augen einen Zauberer bei der Arbeit gesehen, und dass Marcia ihre Kunst für etwas so Gewöhnliches wie die Suche nach seinen Knöpfen zur Verfügung stellte, rührte ihn. »Vielen Dank«, sagte er leise. »Das ist... also, das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen.«
»Das Mindeste, was ich tun konnte«, erwiderte Marcia. »Dürfte ich jetzt Ihr Auftragsbuch sehen?«
»Mein Auftragsbuch?«
»Ja, Mr. Tarsal. Bitte.«
Verwirrt schüttelte Terry den Kopf und entfernte sich. Gleich darauf kam er mit einem schweren, in Leder gebundenen Buch zurück und ließ es auf den Ladentisch plumpsen.
»Ich würde gern die Bestellung für diese Schuhe sehen«, sagte Marcia. »Bitte.«
Terry leckte sich den Finger und blätterte bis zu dem fraglichen Tag. »Hier haben wir sie«, sagte er und deutete auf einen Eintrag von vor drei Wochen.
Marcia zückte ihre Brille und las Terry Tarsais kritzelige Handschrift. Der Name Marcellus Pye sprang ihr förmlich ins Gesicht. »Ich kann es nicht fassen«, murmelte sie.
»Ja. Das ist er.«
»Ist er sehr alt?«, fragte Marcia, die aus der Sache einfach nicht schlau wurde.
»Nein, er ist jung ... so um die dreißig. Sah ziemlich gut aus, bis auf diesen komischen Haarschnitt. Jetzt entsinne ich mich wieder. Ich musste von seinen Füßen Maß nehmen, weil er seine Schuhgröße nicht wusste. Er nannte mir ständig eine alte Größe, die bestimmt seit mindestens hundert Jahren nicht mehr in Gebrauch ist. Nicht einmal mein alter Herr hätte sich daran noch erinnert. Außerdem hatte er einen merkwürdigen Akzent. Aber die meiste Zeit hat Ihr Lehrling geredet, wenn ich mich recht entsinne.«
»Tatsächlich?«, sagte Marcia und sank plötzlich auf die Bank. »Also, ich weiß nicht...«
»Alles in Ordnung, Madam Overstrand?«, fragte Terry. »Sie sehen etwas blass aus. Ich hole Ihnen ein Glas Wasser.«
Nichts war in Ordnung. Marcia fühlte sich seltsam losgelöst, als sei die Welt plötzlich nicht mehr so, wie sie geglaubt hatte. Terry brachte das Glas Wasser.
»Danke, Terry.« Die lila bestrumpften Füße auf dem staubigen Boden, saß sie da und nippte an dem Glas. Der eigentliche Grund für ihre Bestürzung war, wie ihr jetzt klar wurde, weniger, dass ein junger Marcellus Pye in ihrer Zeit lebte, was schon seltsam genug war, als vielmehr die Erkenntnis, dass Septimus – ihr getreuer Septimus – sie hintergangen hatte.
Unter Terry Tarsais besorgten Blicken trank sie das restliche Wasser und fasste sich wieder etwas. »Terry«, sagte sie.
»Ja, Eure Außergewöhnlichkeit?«
»Könnten Sie mir, solange der Absatz trocknet, ein paar Jadeknöpfe an meine Schuhe nähen?«
* 13 *
13. Der Zauberschlitten
W ä hrend Marcia wartete, bis der Leim trocknete, tat Septimus etwas viel Aufregenderes – er zwängte sich durch eine enge Falltür im Fußboden von Beetles Schuppen.
»Ich wusste gar nicht, dass man von hier aus in die Eistunnel hinabsteigen kann«, sagte er, während seine Füße nach den Sprossen der Leiter tasteten, die an der Eiswand unter ihm befestigt war.
»Der Personaleingang.« Beetle grinste zu Septimus hinauf. Sein Atem dampfte in der eiskalten Luft, und sein Gesicht hatte im Licht der flackernden blauen Lampe, die er soeben entzündet hatte, eine gruslige Farbe angenommen. »Miss Djinn zwingt mich, ihn zu benutzen. Schließt du die Luke, Sep?«
»Ja«, antwortete Septimus und zog den schweren versiegelten Lukendeckel zu, der unter der Falltür verborgen und typisch für alle versiegelten Eistunnelzugänge war. Er vernahm ein leises Zischen, als der Deckel sich auf sein Siegel senkte. Er zog den Alchimieschlüssel, den er um den Hals trug, unter seiner Lehrlingstracht hervor und drückte ihn in die kreisrunde Vertiefung in der Mitte des Deckels. Dann kletterte er an der kalten Metallleiter hinab und trat neben seinem Freund auf den glatten Boden des Eistunnels.
Der Drachenring, den er am rechten Zeigefinger trug, verströmte ein mattes gelbes Licht. Doch es war Beetles blaue Lampe, die das schöne weißblaue Eis, das die Innenwände des Tunnels bedeckte wie Tortenglasur, zum Funkeln brachte und ihre Schatten verzerrt an die hohe gewölbte Decke warf.
»Ich klettere rasch hinauf und versiegele die Luke«, sagte Beetle. »Dann können wir los.«
»Ist alles versiegelt«, sagte Septimus.
»Nein, Sep. Ich muss dieses Siegel hier benutzen ... siehst
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