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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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denen mir Jenna erzählt hat. Die armen Geisterchen. Es ist so traurig.«
    Die Köchin sah es nüchtern. »Machen Sie sich keine Gedanken, Madam Heap«, sagte sie. »Im Palast hört man so allerlei. Im Lauf der Jahre sind hier schreckliche Dinge geschehen. Sie dürfen einfach nicht daran denken. Es hört bestimmt bald auf, Sie werden sehen.«
    Sarah Heap versuchte es, aber das Geschrei hielt den ganzen Abend an. Sogar Silas hörte es. Sie stopften sich Watte in die Ohren, ehe sie zu Bett gingen.
    Merrin dagegen ging überhaupt nicht zu Bett.

* 7 *
    7.  Der Pastetenladen
     

    A u s dem Schatten einer feuchten und übel riechenden Gasse sah Wolfsjunge, wie Septimus und Feuerspei über die Dächer hinwegglitten und in Richtung Sonne davonflogen. Er sah ihnen so lange nach, bis sie nur noch ein kleiner schwarzer Fleck am Himmel waren, oder vielleicht auch nur ein Staubkörnchen auf seiner Wimpernspitze – es war schwer zu sagen. Dann machte er sich, Tante Zeldas letzter Karte folgend, auf den Weg.
    Wie Septimus war auch Wolfsjunge beflügelt von diesem neuen Gefühl der Freiheit und Verantwortung. Er war jetzt ganz auf sich gestellt, aber er war nicht allein, denn er wusste, dass Tante Zelda an ihn dachte und dass ihr die Aufgabe, die er zu erfüllen hatte, wichtig war – sehr wichtig. Er wusste nicht, warum. Es machte ihn einfach nur glücklich, dass sie ihm anvertraut worden war.
    Wolfsjunge hatte viele Jahre im Wald gelebt und war es nicht gewohnt, so viele Menschen auf einmal zu sehen. Doch als er den Weg zum Hafen und zum Pastetenladen einschlug – auf den er sich schon seit Tagen freute –, war er ganz begeistert von den Straßen und dem bunten Menschengemisch, das an ihm vorbeiströmte. Hier war es genau wie im Wald, dachte er bei sich, nur eben mit Häusern anstelle von Bäumen und mit Menschen anstelle von Waldbewohnern – obwohl er fand, dass die Bewohner von Port viel merkwürdiger waren als alle Geschöpfe des Waldes. Als der schlaksige Junge mit den langen verfilzten Locken, dem schmutzigen braunen Kittel und dem federnden wolfsähnlichen Gang die kopfsteingepflasterten Straßen durchmaß, die sich zwischen verwahrlosten Lagerhäusern hindurchschlängelten, erregte er unter den Bewohnern und Besuchern der Stadt keinerlei Aufmerksamkeit. Und so mochte es Wolfsjunge.
    Tante Zeldas Karte war gut. Bald gelangte er aus einem schmalen Durchgang zwischen zwei Lagerhäusern hinaus auf den windigen, sonnenbeschienenen alten Fischerhafen. Vor ihm im aufgewühlten Wasser schaukelten Schiffe unterschiedlichster Art, auf denen Fischer und Seeleute bei der Arbeit waren. Hier wurde eine Fracht gelöscht und auf wartende Karren umgeladen, dort ein Boot klargemacht, ehe es sich in die blaue Weite des Meeres hinauswagte, die sich bis zum Horizont erstreckte. Wolfsjunge fröstelte und schlang seinen braunen Wollumhang enger um sich. Für die Marschen oder den Wald war er jederzeit zu haben, aber die weite Leere der See machte ihm Angst.
    Er nahm einen tiefen Atemzug. Er mochte den leicht salzigen Geruch der Luft, aber noch besser gefiel ihm der köstliche Duft nach frischen Pasteten, der ihm verriet, dass er hier richtig war. Sein Magen vermeldete ein lautes Knurren, und Wolfsjunge lenkte seine Schritte zum Pastetenladen.
    Der Pastetenladen war leer. Es war kurz vor dem Mittagsansturm, und hinter der Theke war eine mollige junge Frau gerade dabei, ein Blech Pasteten aus dem Ofen zu holen. Wolfsjunge stand vor der größten Pastetenauswahl, die er in seinem ganzen Leben gesehen hatte, und versuchte sich zu entscheiden, welche er nehmen sollte. Am liebten hätte er alle probiert. Im Unterschied zu Septimus hatte er sich für Tante Zeldas eigenwillige Kochkünste nie erwärmen können, und so beschloss er, auf keinen Fall welche mit Kohlfüllung zu nehmen – was nur drei ausschloss. Schließlich kaufte er fünf verschiedene Pasteten.
    Er wandte sich gerade zum Gehen, da flog die Ladentür auf und ein junger blonder Mann trat ein. Die junge Frau hinter der Theke schaute auf, und Wolfsjunge bemerkte, dass ein nervöser Ausdruck über ihr Gesicht huschte. »Simon«, sagte sie, »Glück gehabt?«
    »Nein«, antwortete der junge Mann.
    Wolfsjunge erstarrte. Erkannte diese Stimme. Verstohlen schielte er unter seinen verfilzten Locken hervor zu dem Neuankömmling. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Das konnte doch unmöglich ... Doch, der junge Mann hatte eine Narbe über dem rechten Auge, genau an der Stelle, wo Wolfsjunge

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